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Die ganze Palette: Das neue Angebot des Pallivita Bethanien
Netzlounge September

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Eine umfassende Betreuung sollen Palliativpatientinnen und -patienten vom neuen Pallivita Bethanien erhalten. Vier Fachfrauen stellen das Angebot an der Netzlounge vor und die Teilnehmenden diskutieren mit ihnen über die Herausforderungen. (Bilder: palliative zh+sh, ei)

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Verband LangzeitSchweiz

Bevor die vier Fachfrauen der Diakonie Bethanien das «alte» und das «neue» Pallivita vorstellten, klärte Zita Ochsner die Netzlounge-Teilnehmenden über die Tätigkeit und Funktion des Verbandes «LangzeitSchweiz» auf. Der junge Schweizer Fachverband für Langzeitpflege und Betreuung kümmert sich um jene Themen, die Berufsleute aus Pflege und Betreuung im ambulanten und stationären Langzeitpflegebereich beschäftigen. «LangzeitSchweiz» ist ein selbstständiger Fachverband des Schweizerischen Berufsverbandes für Krankenpflege SBK, von welchem er finanziell unterstützt wird. Zita Ochsner vom Vorstand des Fachverbandes forderte die Anwesenden auf, sich als Mitglieder zu registrieren und bei Interesse auch im Verband mitzuarbeiten.

Am 3. November 2016 findet in Zürich die erste Fachtagung von «LangzeitSchweiz» statt. Thema: Alter und Lebensqualität.

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14. September 2016 / Region
Ein neues Kompetenzzentrum für Palliative Care entsteht in Zürich Altstetten: Das «Pallivita» zieht dort in ein neues Haus – und präsentiert gleich ein frisches Konzept. An der Netzlounge vom 8. September 2016 stellten vier Vertreterinnen der Diakonie Bethanien das neue Angebot vor: Bärbel Weinstein, Leiterin Wohnen & Pflege Zürich, Andrea Czwalina, Co-Leitung Pflege Pallivita Bethanien, Katja Fischer, Co-Leitung Ärztlicher Dienst Pallivita Bethanien und Wilma Müller, Pflegeexpertin und Leiterin Qualitätsmanagement.
«Wir wollen je nach Bedarf die ganze Palette anbieten», sagt Katja Fischer, neue Leitende Ärztin im Pallivita Bethanien in Zürich anlässlich ihrer Präsentation an der Netzlounge vom 8. September 2016. Das heisst, neben der stationären spezialisierten Palliativbetreuung bietet das «Pallivita» neuerdings auch Konsilien für Praxen und Spitäler, Einsätze im ambulanten Bereich, um vorhandene Lücken zu schliessen oder interprofessionelle Sprechstunden, in denen beispielsweise Beratung direkt nach einer Diagnose angeboten wird.

Bisher war das Pallivita Bethanien eine Langzeitpflege-Institution am Zürichberg. In wenigen Wochen, am 17. Oktober, wechselt es nicht nur den Standort, sondern ändert auch sein Konzept. Im neuen 12-stöckigen Haus an der Buckhauserstrasse in Zürich Altstetten bietet das Pallivita Langzeitpflege mit spezialisierter Palliative Care. Das Pallivita wird also zum Hospiz. «Damit besteht kein Entlassungsdruck», betont Fischer. Wie bis anhin gibt es Platz für 16 Bewohnende. Im selben Haus werden auch eine Kindertagesstätte, ein Ärztezentrum sowie die Büros für die Mitarbeitenden der Diakonie Bethanien Platz finden – und dazu wird ein Design-Hotel eröffnet, das mit seinen Gewinnen zur Finanzierung des Hospiz-Angebotes beitragen soll. Denn: «Auch wenn die Beiträge, die unsere Bewohnenden zahlen, hoch scheinen – wir arbeiten nicht kostendeckend», betont Katja Fischer. Pro Tag bezahlen die Bewohnenden zwischen 250 und 350 Franken.
«Die Abklärungen in Sachen Finanzierung verzögern nicht selten den Einzug bei uns und verhindern spontane Aufnahmen in akuten Situationen.»
Wilma Müller

Nicht alle, die gerne ins Pallivita einziehen möchten, können sich das auch leisten. «Die Abklärungen in Sachen Finanzierung verzögern nicht selten den Einzug bei uns und verhindern spontane Aufnahmen in akuten Situationen», erklärt Wilma Müller, Pflegeexpertin und Leiterin Qualitätsmanagement der Diakonie Bethanien. Und Fischer ergänzt: «In den Rahmendbedingungen für Angebote wie das unsere gibt es viele Dinge, die wir ändern müssen.»

Betreuung am Ort der Wahl

Das neue Angebot will umfassende Betreuung bieten: «Das Pallivita ist einerseits ein Ort für Palliativpatientinnen und -patienten in hoch komplexen Situationen, andererseits aber auch einer, an dem schon ab der Diagnose eine gemeinsame vorausschauende Planung angeboten werden kann», sagt Fischer. Die Expertise aus Medizin und Pflege wird ergänzt durch solche in Seelsorge, Psychoonkologie, Sozialarbeit, Kunsttherapie, sowie Physio- und Ergotherapie. Freiwillige unterstützen zudem das multiprofessionelle Team in der Begleitung der Bewohnenden. Ausserdem wolle man wenn nötig das Haus an der Buckkhausstrasse verlassen und Patientinnen und Patienten am Ort ihrer Wahl betreuen. «Mit unserem ambulanten Dienst wollen wir niemandem etwas weg nehmen», stellt Fischer klar. «Wir wollen dort einspringen, wo Lücken bestehen.» Man arbeite eng mit Anbietern wie der Onko Plus oder der Fachstelle für Palliative Care der städtischen Spitex zusammen.

Neben diesen Angeboten für Betroffene will das Pallivita sich auch dafür engagieren, dass die für die palliative Versorgung nötigen Skills vorhanden sind. Es fehle bisher an Bildungsangeboten, die beispielsweise für Hausärztinnen und -ärzte passen, finden die Fachfrauen, die das Pallivita an der Netzlounge vorstellen. Man wolle deshalb eine Bildungsakademie aufbauen, die fehlende Angebote in der Palliative-Care-Ausbildung decke.

Spezialisierte Palliativbetreuung stationär und ambulant, Betreuung im psychologischen, spirituellen und sozialen Bereich, interprofessionelle Sprechstunden und eine Bildungsakademie für Berufsleute in der Palliative Care – die ganze Palette. Aus dem Publikum an der Netzlounge kommt die Frage, die allen auf der Zunge liegt, gleich nach Eröffnung der Diskussion: «Wie könnt ihr das leisten?»

Reagieren auf Nachfrage

Das sei nicht ganz einfach, gibt Katja Fischer unumwunden zu. «Die Rund-um-die-Uhr-Versorgung ist aktuell aber absolut gewährleistet – auch mit vorerst wenig Personal.» Man brauche zweifelsohne mehr Ärzte; bisher arbeiten drei Ärztinnen im Team. Ausserdem müssten noch alle Mitarbeitenden auf ACP-NOPA geschult werden. Die Idee hinter dem Angebot der gesamten Palette sei jedoch, dass man erst einmal alles anbieten wolle, um dann zu sehen, welche dieser Angebote tatsächlich nachgefragt und genutzt würden, damit man sich danach darauf konzentrieren könne. «Es zeigt sich erst, was wir fix anbieten werden – und je nachdem richten wir dann den Stellenplan ein.»
«Es ist ganz klar, dass man dafür sorgen muss, dass solche Angebote künftig finanziert werden können.»
Dr. med. Katja Fischer

Die nötigen Ressourcen für eine umfassende palliative Betreuung bleiben bis zum Ende Hauptpunkt in der Netzlounge-Diskussion. Claudio Zogg, der Geschäftsleiter von Curaviva Kanton Zürich, der im Publikum anwesend ist, zeigt sich beeindruckt vom neuen Pallivita-Konzept. Es sei spannend zu hören, was die Mitglieder so täten, meint er. Und: «Es ist mutig, ein Projekt anzugehen, von dem im Voraus klar ist, dass es defizitär ist.» Dazu sagt Katja Fischer: «Hospiz-Angebote braucht es einfach!» Es sei ganz klar, dass man dafür sorgen müsse, dass solche Angebote künftig finanziert werden können. «Wir können glücklich sein, dass es Angebote wie dieses von der Diakonie Bethanien oder jenes von der Stiftung Lighthouse gibt, das sich über Spenden finanziert.» Einfach nichts tun kommt nicht infrage – auch Monika Obrist, die Geschäftsleiterin von palliative zh+sh bedankt sich augenzwinkernd bei Zogg dafür, dass die Bemühungen für bessere Rahmenbedingungen von seinem Verband unterstützt werden.

Nächster Netzlounge-Termin: 1. Dezember 2016, 16 Uhr, mit Elisabeth Kunz (Pflegeexpertin) und Brigitte Riederer (Heimleiterin) vom Alterswohnheim am Wildbach in Wetzikon.
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