palliative zh+sh

Sprunglinks/Accesskeys

Ziel erreicht: «Noch mal leben vor dem Tod» regte zum Gespräch an

Weitere Infos

Ein festlicher Abschluss für die sechswöchige Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» in der Zürcher Limmat Hall: Die Finissage vom 18. November 2016. (Bilder: palliative zh+sh)

Portrait

Weitere Infos zum Thema

Zahlen zur Ausstellung

Die Kosten für die Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» in der Limmat Hall Zürich betrugen rund 200'000 Franken. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich übernimmt davon 20'000 Franken, die Reformierte Kirche Kanton Zürich 17'000 Franken. Die Stadt Zürich beteiligt sich an den Kosten mit 10'000 Franken, 7'500 Franken übernehmen diverse andere Sponsoren. Die Ausstellung erzielte mit Eintritten Rund 60'000 Franken an Einnahmen. Die übrigen Kosten von 85'000 Franken trägt die Hauptveranstalterin palliative zh+sh.

Dokumente zum Thema

Video zum Thema

23. November 2016 / Region
Die Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» mit Bildern von Walter Schels war in den vergangenen sechs Wochen in der Limmat Hall in Zürich zu sehen. Tausende Besucherinnen und Besucher liessen sich auf die Themen Sterben und Tod ein und trugen zur Diskussion über eine gute Betreuung am Lebensende bei.
«Wenn Ärzte medizinische Berichte schreiben, die wenig medizinisch, dafür umso persönlicher sind, weil diese Ärzte immer stärker auf die Menschen eingehen, die sie behandeln, dann stimmt mich das zuversichtlich für die Palliative Care in der Schweiz.» Der Palliativmediziner Andreas Weber, Co-Präsident von palliative zh+sh, sagte dies in Zürich anlässlich der Finissage zur Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod». Er bezog sich dabei auf einen Bericht von einem Hausarzt, den er kürzlich erhalten hatte, und der nicht nur auf die rein medizinischen Bedürfnisse einer Patientin am Lebensende einging, sondern auch auf ihre persönlichen Äusserungen und Wünsche. Weber zeigte sich überzeugt, dass die Ausstellung mit den Bildern von Walter Schels und den Texten von Beate Lakotta ein wichtiger Beitrag war, um das Sterben weiter zu thematisieren und die Diskussion um die Betreuung in der letzten Lebensphase voranzutreiben.

An der Finissage betonte auch die reformierte Pfarrerin Rita Famos, die im Projektteam zur Ausstellung mitgearbeitet hatte, wie wertvoll die Ausstellung für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema war. Und sie lobte den grossen Einsatz aller, die die Ausstellung ermöglicht hatten – insbesondere von Projektleiterin Monika Obrist.

Ein grosser Erfolg

Die szenische Lesung «Wie sie sterben» von Mathias Berger gab einen letzten grossen Beitrag im umfangreichen Rahmenprogramm der Ausstellung, der die Beschäftigung mit der Endlichkeit, mit Krankheit und Sterben anregte. Die kurzen fiktiven Szenen, die gelesen wurden, legten Probleme und Fragen frei, die in realen Lebensend-Situationen auftauchen und nicht selten von grösster Dringlichkeit sind. Es sind Dinge, die jenseits des politisch Beeinflussbaren liegen, denen sich Betroffene aber dennoch erst dann annehmen können, wenn die Rahmenbedingungen es erlauben, dass sie sich auf diese Ebenen begeben. Oft unterhaltend, ebenso oft beklemmend zeigte die szenische Lesung noch einmal, wie vielschichtig das Thema ist, das in der Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» angeregt wurde. Der anschliessende Apéro klang dennoch in gelöster Stimmung die sechswöchige Ausstellung in der Zürcher Limmat Hall aus.



Die Ausstellung hatte am Welt-Palliative-Care-Tag vom 8. Oktober 2016 begonnen und endete am 18. November 2016. Während diesen sechs Wochen besuchten rund 4’800 Menschen die Ausstellung und 820 nahmen an Veranstaltungen des umfangreichen Rahmenprogrammes teil. «Die Ausstellung war aus unserer Sicht ein grosser Erfolg», sagt Monika Obrist, Projektleiterin der Ausstellung und Geschäftsführerin von palliative zh+sh. «Insbesondere die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche über dieses wichtige Thema waren unglaublich wertvoll.» Darüber hinaus sei das Ausstellungs-Café mit Blick auf die Limmat als Begegnungsort intensiv genutzt worden. Aber auch die Herausgabe des Buches «Reden über Sterben», das zur Ausstellung hin produziert worden war und das auch im Buchhandel sehr gut ankommt, ist aus der Sicht von palliative zh+sh ein Highlight dieses Projektes.

Lohnende Investition

Trotz der zahlreichen Besucher_innen und dem überaus positiven Echo auf die Ausstellung, sowie der finanziellen Unterstützung durch die Zürcher Landeskirchen und die Stadt Zürich, resultierte für die Veranstalter ein Minus von 85’000 Franken, das von palliative zh+sh getragen wird. Die Arbeit der Geschäftsstelle von palliative zh+sh ist hier nur zu einem sehr kleinen Teil eingerechnet. Dazu kommt ausserdem das grosse Engagement von zahllosen freiwilligen Helferinnen und Helfern, Seelsorgenden und anderen Mitarbeitenden der beiden Kirchen. Die Geschäftsleiterin von palliative zh+sh Monika Obrist zeigt sich überzeugt, dass die grosse Investition sich lohnt.
«Das Gespräch und die Auseinandersetzung mit dem Sterben muss raus aus den Spitälern, Heimen und Kliniken – in die Familien, in die Cafés, in die Gespräche zwischen Freunden.»
Monika Obrist

Das Interesse an der Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen und mit dem Leben und Sterben sei offenbar sehr gross in allen Gruppen der Bevölkerung. Die Ausstellung habe diese Auseinandersetzung ermöglichen können. «Die vielen Gespräche und Rückmeldungen zeugen davon», so Obrist. Und sie meint: «Palliative Care hat eindeutig an Bekanntheit gewonnen.»

Die Ausstellung hat also ihr Ziel klar erreicht, Menschen zur Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens, mit dem Lebensende, dem Sterben und dem Tod anzuregen. Erledigt ist die Aufgabe von palliative zh+sh in Sachen Sensibilisierung der Bevölkerung deshalb längst nicht. «Das Gespräch und die Auseinandersetzung mit dem Sterben muss raus aus den Spitälern, Heimen und Kliniken – in die Familien, in die Cafés, in die Gespräche zwischen Freunden», sagt Monika Obrist, die ab 2017 die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Medizin, Pflege und Begleitung «palliative ch» präsidieren wird.

Die Ausstellung

Die Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» zeigte grossformatige Schwarz-Weiss-Fotografien von Menschen vor und nach ihrem Tod. Der Fotograf Walter Schels und die Journalistin Beate Lakotta haben unheilbar kranken Männer, Frauen und Kinder gebeten, sie in den letzten Wochen ihres Lebens begleiten zu dürfen. Dabei entstanden einfühlsame Porträts von Menschen, die dem Tod ins Auge sehen. Die Bilder wurden kurze Zeit vor und unmittelbar nach dem Sterben aufgenommen; in Begleittexten kommen die Sterbenden noch einmal zu Wort. Die Bilder und Texte waren 2016 erstmals in Zürich zu sehen. In den vergangenen Jahren wurden sie an über 20 Standorten auf der ganzen Welt gezeigt.
palliative zh+sh / Text: ei, Video: sa