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«Wir wollen noch vernetzter denken und arbeiten»

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Katja Albrecht, die ärztlich Verantwortliche des Kompetenzzentrums Palliative Care am Spital Zollikerberg und Stationsleiterin Gesa Betcke freuen sich über das Label «Qualität in Palliative Care». (Bilder: palliative zh+sh, ei)

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03. April 2017 / Region
Das Spital Zollikerberg hat im Januar das Zertifikat «Qualität in Palliative Care» erhalten. Die Freude darüber ist bei den Mitarbeitenden gross. Die Zertifizierung hat das interprofessionelle Team einen grossen Schritt weitergebracht.
Sie kamen im vergangenen November und nahmen die Räumlichkeiten, die Abläufe und Strukturen in der Palliative Care im Spital Zollikerberg genauestens unter die Lupe. Die Auditorinnen und Auditoren von «qualitépalliative» kamen nach einem langen und intensiven Tag zum Ergebnis: Diese Abteilung erhält die Auszeichnung «Qualität in Palliative Care» mit sehr guten Noten. Damit ist der Leistungsauftrag Palliative Care für das Spital Zollikerberg weiterhin gesichert.

«Dass unsere Arbeit den Standards bestens gerecht wird, freut uns sehr. Das ist auch eine schöne Bestätigung für unseren täglichen Einsatz», sagt Dr. med. Katja Albrecht, die ärztlich Verantwortliche des Kompetenzzentrums Palliative Care am Spital Zollikerberg, das sich auf der «spezialisierten Pflegestation» befindet. «Für uns ist es ganz wichtig, dass Palliative Care als bedeutende Disziplin in der Inneren Medizin anerkannt wird. Dazu trägt die Zertifizierung bei.» Nicht zuletzt deshalb hatten sich die Klinikleitung und das 16-köpfige Team dafür entschieden, den Zertifizierungsprozess anzugehen.
«Für uns ist es wichtig, dass Palliative Care als bedeutende Disziplin in der Inneren Medizin anerkannt wird. Dazu trägt die Zertifizierung bei.»
Katja Albrecht

Und das, so sagt Stationsleiterin Gesa Betcke, habe sich auch für das Team selber gelohnt. Im Verlaufe des Zertifizierungsprozesses habe man im Team die interprofessionelle Zusammenarbeit weiter intensiviert, der Zusammenhalt sei gewachsen. «Wir sprechen jetzt noch mehr als vorher die gleiche Sprache und wir gehen gemeinsame Ziele dadurch genauer an.» Albrecht sagt: «Es war sehr wertvoll, dass im Rahmen des Audits jemand von aussen unsere Abläufe und Strukturen überprüft hat. Das sehr gute Ergebnis bestätigt uns darin, dass wir den richtigen Weg gehen.» Betcke ergänzt: «Wir wissen nun auch, wo wir allenfalls noch mehr investieren möchten: in die spezialisierte Weiterbildung der Pflegenden zum Beispiel.» Bestärkt wurde das Palliative-Care-Team auch darin, Kontakte zu anderen spezialisierten Fachpersonen und Organisationen zu pflegen. «Wir tauschen uns intensiv aus und lernen voneinander», sagt Betcke.

«Eine grosse Motivation zum Weitermachen»

Gesa Betcke ist überzeugt, dass das Zertifikat auch innerhalb des Spitals Zollikerberg einen Unterschied machen wird. «Mitarbeitenden und Ärzten im Haus ist viel stärker bewusst geworden, dass man Patientinnen und Patienten für komplexe Behandlungen am Lebensende zu uns auf die Spezialisierte Pflegestation verlegen kann.» Die Spezialisierte Pflegestation vereint die spezialisierte Palliative Care und die Akutgeriatrie. «Es war viel Arbeit, die Abteilung aufzubauen. So ein Zertifikat ist auch eine grosse Motivation, mit der Arbeit weiterzumachen», sagt Katja Albrecht.

Für das Spital Zollikerberg, das zur Stiftung «Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegeschule» gehört, war Palliative Care freilich auch vor der Zertifizierung wichtig. «Die Behandlung und Betreuung von unheilbar kranken Menschen ist seit jeher in der Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegeschule verankert», heisst es in der Medienmitteilung des Spitals Zollikerberg zur Zertifizierung.
«Wir sprechen jetzt noch mehr als vorher die gleiche Sprache und wir gehen gemeinsame Ziele dadurch genauer an.»
Gesa Betcke

2012 wurde das Angebot für Palliative Care aufgebaut. Die Abteilung befand sich zu dem Zeitpunkt räumlich noch auf der Station für Innere Medizin und startete mit vier Betten. Der Bedarf stieg kontinuierlich an, immer mehr Patientinnen und Patienten sollten palliativ betreut werden. Heute zählt die Spezialisierte Pflegestation zwölf Betten für Patientinnen und Patienten der Geriatrie und der Palliative Care. Rund 180 Personen werden jährlich in diesem Setting betreut. Vor rund drei Jahren waren es noch circa 100.

Bedarf in der Region abgedeckt

Die Zertifizierung mit dem Label «Qualität in Palliative Care» war für das Spital Zollikerberg quasi der logische nächste Schritt in der Entwicklung. Aber sie war auch wichtig, weil ein Leistungsauftrag in Palliative Care für das Spital Zollikerberg genauso wie für die Region entscheidend ist. «Im Moment sind wir dort angekommen, wo wir im Spital Zollikerberg den Bedarf an stationärer spezialisierter Palliative Care in der Region gut abdecken können», sagt Albrecht.

Die Spezialisierte Pflegestation ist durch eine automatische Glastüre von der Station für Innere Medizin getrennt. «In der Palliative Care können wir uns der Beschleunigung etwas entziehen, und darum ist die räumliche Trennung für uns wichtig», sagt Katja Albrecht. Gesa Betcke berichtet von Angehörigen von Patientinnen und Patienten, die in die Abteilung kommen und erstaunt feststellen, wie ruhig es hier sei.

24 Stunden erreichbar – auch nach dem Austritt

Mitten auf der Abteilung, in einer grosszügigen Nische mit breiter Fensterfront neben dem Stationszimmer, steht ein anheimelnder, grosser Holztisch mit bequemen Stühlen. Darauf Blumen, Zeitungen, Früchte und rundherum Pflanzen, die zu den bunten Wänden passen. «Hier können die Patienten, die mögen, ihre Mahlzeiten einnehmen und mit Familienangehörigen sitzen», sagt Albrecht. Die zwölf Betten der Abteilung befinden sich allesamt in hellen Einzelzimmern, mit Blick auf den grosszügigen Park. Zu sehen ist von den Zimmerfenstern aus auch das Wohn- und Pflegehaus «Magnolia», das wie das Spital Zollikerberg zur Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule gehört. Dort werden Palliativpatientinnen und -patienten in der Langzeitpflege betreut. Auch das Magnolia trägt das Label «Qualität in Palliative Care». «Wir arbeiten sehr eng zusammen und helfen einander aus », sagt Betcke.
«Es ist uns ein Anliegen, die Fragen nach den Wünschen für die letzte Lebensphase anzusprechen und festzuhalten. Dazu braucht es Zeit.»
Gesa Betcke

Besonders bei Übertritten vom Spital in die Langzeitpflege ist die enge Zusammenarbeit und räumliche Nähe zum Magnolia ein grosser Vorteil. «Die Pflegenden und die zuständigen Ärztinnen vom Wohn- und Pflegehaus kommen vor einem Übertritt zu uns auf die Spezialisierte Pflegestation für ein Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen. So wissen die Betroffenen, wie es für sie weitergeht», so Betcke. Aber auch bei Übertritten nach Hause finden solche Gespräche natürlich statt, mit der spezialisierten Spitex, dem Hausarzt und den Betroffenen. «Wenn wir Patienten nach Hause oder in ein Pflegeheim entlassen, erarbeiten wir zuerst gemeinsam einen Massnahmenplan und sorgen vor, dass schwerwiegende Symptome vor Ort behandelt werden können. So versuchen wir, unerwünschte Wiedereintritte ins Spital zu verhindern», erklärt Albrecht. Ausserdem sei die Spezialisierte Pflegestation 24 Stunden am Tag erreichbar.

Die letzte Lebensphase planen

Das Erarbeiten solcher Massnahmenpläne und die damit einhergehenden Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen sind für die Fachpersonen nicht immer leicht, aber sie sind eine wichtige Basis für die weiteren Schritte. Es stellt sich immer irgendwann die Frage, wie es weitergehen soll, was sich die Betroffenen wünschen im Hinblick auf ihr eigenes Sterben. «Wir möchten diesen Prozess unterstützen, mit unserem interprofessionellen Team, zu dem auch die Seelsorge und die Psycho-Onkologie gehören», sagt Betcke. «Es ist uns ein grosses Anliegen, die Fragen nach den Wünschen für die letzte Lebensphase anzusprechen und sie auch schriftlich festzuhalten. Dazu braucht es mehrere Gespräche. Es braucht Zeit. Vertrauen muss erst entstehen, wir müssen die Personen kennenlernen – ich muss zuerst ein Bild von einem Menschen haben, bevor ich diese Fragen überhaupt adäquat ansprechen kann.» Katja Albrecht fasst zusammen: «Bei allem, was wir tun, steht für uns an erster Stelle, dass unsere Patientinnen und Patienten ihre letzte Lebensphase würdevoll und lebenswert begehen.»

Albrechts Ziel ist es unter anderem, die Station weiter zu etablieren und mit einem möglichst konstanten Team weiterzuarbeiten. «Einige unserer Patienten kommen mehrmals zu uns, die Beziehungen zwischen Fachpersonen und Betroffenen sind in dieser Lebensphase wichtig. Wir wollen ausserdem noch vernetzter denken und arbeiten. Eine Idee ist eine gemeinsame Weiterbildung mit der örtlichen Spitex.» Und in fünf Jahren, das ist für alle klar, will sich das Kompetenzzentrum Palliative Care des Spitals Zollikerberg re-zertifizieren lassen.
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