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Wenn «zu Hause» das Pflegezentrum ist

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21. April 2017 / Region

Stiftung Amalie Widmer Horgen erhält Label in Palliative Care from palliative zh+sh on Vimeo.



Die Stiftung Amalie Widmer in Horgen wurde in Palliative Care ausgezeichnet. Im Pflegezentrum bedeutet dies nicht nur Sterbe- sondern vor allem auch Lebensbegleitung.

«In der Stiftung Amalie Widmer möchten wir den Bewohnenden ein Daheim bieten», sagt Christine Huber. Der Pflegedienstleiterin ist die Erhaltung einer guten Lebensqualität bis zum Lebensende ein grosses Anliegen. Einen wichtigen Anteil trage neben einer fachkompetenten und einfühlsamen Pflege die Alltagsgestaltung: Aktivierungsfachfrauen auf jeder Abteilung kochen, handwerken, spazieren und singen mit den Bewohnenden. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Biografien der Frauen und Männer, die in der Stiftung leben.

Besonders stolz sind die Verantwortlichen auf ihr Singprojekt. «Gerade in der palliativen Pflege, bei dementen Menschen, haben wir damit gute Erfolge erzielt und konnten den Einsatz von Beruhigungsmitteln verringern», sagt Huber.

So autonom wie möglich

Die Stiftung Amalie Widmer zählt 114 Betten und bietet betagten und pflegebedürftigen Menschen verschiedene Varianten von Betreuung an: Im betreuten Wohnen, im Tagesheim oder in der Überbrückungspflege können sie sich langsam und jeweils so autonom wie möglich an den Alltag des Pflegezentrums herantasten. Es herrsche die Tendenz, immer kurzfristiger einzutreten, sagt Geschäftsleiter Manfrede Prassl. Erst dann nämlich, wenn es zu Hause wirklich nicht mehr gehe. Die Menschen leben zwischen wenigen Wochen und vier Jahren in der Stiftung. Durchschnittlich sterben dort 60 Menschen pro Jahr.

Bereits 2015 seien die Pflegenden in internen Schulungen für den Stellenwert der palliativen Pflege sensibilisiert worden, sagt Pflegeexpertin Claudia Künzler. Dabei wurde ihnen aufgezeigt, welche Standards und Handlungsanweisungen es im Haus bereits gebe. 2016 wurde dann ein Konzept für palliative Pflege als verbindliche und unterstützende Leitlinie für die Institution erarbeitet. Das Konzept richtet sich an alle Berufsgruppen im Haus. Es soll die Mitarbeitenden bei der Pflege und Betreuung von Bewohnenden in palliativen Pflegesituationen stärken.
«Besonders hervorgehoben wurde die lebensbejahende und fröhliche Stimmung auf den Pflegeabteilungen, die beim Hausrundgang spürbar war.»

Der Stiftungsrat habe sich für den Zertifizierungsprozess entschieden, «da wir unser Wissen und Können in der palliativen Pflege sichtbar machen wollten», sagt Prassl. Die Stiftung habe sich die palliative Kompetenz durch das Fachgremium von Qualitépalliative bestätigen lassen wollen. Zuvor kontrollierten vier Fachleute die eingereichte Dokumentation. Danach, an einem Tag im Februar, prüften die Expertinnen und Experten das Haus vor Ort. Sie führten mit Mitarbeitenden aus allen Fachbereichen Kurzinterviews und besuchten die Pflegeabteilungen, die Küche sowie fast alle Winkel des Hauses. Schliesslich erhielt die Stiftung das Label Palliative Care ohne Auflagen.

«Besonders hervorgehoben wurde die lebensbejahende und fröhliche Stimmung auf den Pflegeabteilungen, die beim Hausrundgang offenbar spürbar war», erzählt Künzler. Hervorgehoben wurde auch die Beziehungsgestaltung mit den Angehörigen. «Wir betrachten sie als unsere Partnerinnen und Partner. Sie haben die Möglichkeit, am Tagesablauf und an der Pflege aktiv teilzunehmen. Je nach Situation werden sie bei der Pflege- und Betreuungsplanung miteinbezogen.»

Mit dem Label hätten sie eine Bestätigung ihrer palliativen Kompetenz in der Pflege und Betreuung erhalten, sagt Geschäftsleiter Prassl. «Wir sind stolz drauf – aber dies bedeutet für uns kein Stillstand, sondern eine stetige Weiterentwicklung des palliativen Knowhows.»
RundBlick, Magazin der Stiftung Amalie Widmer, Horgen, Frühling 2017/palliative zh+sh (sa)