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An der Schnittstelle von Leben und Tod

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Die 27-jährige Johanna Klug ist Sterbe- und Trauerbegleiterin. (Foto: Hendrik Nix)

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22. November 2022
Johanna Klug führt ein Leben zwischen Trauer und ausgelassenen Partys, zwischen Tod und Videokamera. Die 27-Jährige arbeitet als Sterbe- und Trauerbegleiterin. Ein Dokumentarfilmer hat sie in ihrem Alltag begleitet.
«Manchmal ist es anstrengend, die innere Balance zu finden. Manchmal strengt es an, in der Normalität zu sein. Da kann ich es nicht mehr ertragen, Leute über vermeintlich wichtige Dinge sprechen zu hören. Ich würde am liebsten schreien. Aber das würde nichts verändern.»

Der Dokumentarfilm «Eben noch Leben», welcher am kommenden Montag auf 3sat ausgestrahlt wird und bereits jetzt gestreamt werden kann, beleuchtet den Alltag von Johanna Klug. Die 27-Jährige hat gerade zwei Sachbücher veröffentlicht, moderiert und kommentiert in den Sozialen Medien, ist ein sogenannter «Presenter» in Sachen Sterben und Tod. Seit 7 Jahren arbeitet Johanna als ehrenamtliche Sterbebegleiterin. «Das könnte ich nie» – ein Satz, den die junge Frau immer wieder hört, wenn sie von ihren «Nebenjob» erzählt. In einem Restaurant servieren, an der Tankstelle arbeiten oder Babysitten – ok. Aber als junge Studentin unheilbar kranke Menschen in den Tod begleiten?

«Ein Gefühl der Vorfreude überkommt mich jedes Mal, wenn ich das Hospiz betrete. Es sind intime persönliche Momente, die ich nicht mit jedem teilen kann und möchte.»

Der Tod kann Angst machen. Er kann schmerzlich sein und Verlust bedeuten. Aber er macht einem die Endlichkeit deutlich und gibt dem gegenwärtigen Leben einen unschätzbaren Wert. Dies möchte Johanna vermitteln. «Sterbebegleitung hat mich viel näher ans Leben gebracht», sagt sie. Derzeit steckt sie mitten in ihrer Doktorarbeit zum Thema «Patientenautonomie bei todkranken Kindern». Die Thematik um Sterben, Tod und Trauer lässt die junge Frau nicht los. Und doch: Sie liebt es mit ihren Kolleginnen zu feiern, zu kochen und zu lachen. Genau in diesem Spannungsfeld wird sie von Filmemacher Sobo Swobodnik mit der Kamera begleitet. Er tritt in eine Welt ein, in der menschliche Begegnungen eine ungeahnte Intensität haben. Etwa dann, wenn Johanna die junge herzkranke Mandy besucht, die auf einen Platz im Hospiz wartet, und sie gemeinsam mit ihr frische Erdbeeren isst. Oder wenn die Studentin eine alte Dame begleitet, die lapidar feststellt, dass ihr persönlich nicht mehr viel passieren könne in diesem Leben. Und auch dann, wenn Johanna mit der 8-jährigen Ella aus der Kindertrauergruppe im Freizeitpark Achterbahn fährt und lachend Zuckerwatte probiert.

Sobo Swobodnik, der bereits für mehrere Kurz- und Dokumentarfilme ausgezeichnet wurde, hat mit «Eben noch Leben» einen Kurzfilm realisiert, der einem besonderen Lebenskonzept nachspürt – einem, in dem Leben und Tod selbstverständlich sind und das Sterben als elementarer Teil unseres Daseins verstanden wird.

***

Doku «Eben noch Leben» (D / 34 Minuten) aus der Reihe «ab 18!»: Am Montag, 28. November 2022 um 23.15 auf 3sat und ab sofort im 3.sat-Streaming. Links siehe Infokasten oben.
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner