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Berset: «Lebensqualität der Patienten muss zentraler Punkt sein»

Berset: «Lebensqualität der Patienten muss zentraler Punkt sein»

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Gesundheitsminister Alain Berset tauscht sich mit Akteuren aus dem Gesundheitswesen übers Thema «Less is More» aus (Bild: BAG).

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03. Februar 2016 / Medien
Das Schweizer Fernsehen SRF kam anlässlich der nationalen Gesundheitskonferenz zum Thema «Less is More – Überversorgung» auf Palliative Care zu sprechen. Es widmete dem Thema sogar den «Club» vom Dienstag.

Die nationale Gesundheitskonferenz vom Montag widmete sich dem Thema «Fehl- beziehungsweise Überversorgung». Bundesrat Alain Berset sagte vor der Kamera: «Wenn die Lebensqualität der Patienten im Zentrum steht, leben diese nicht nur besser und sogar länger, sondern es werden auch Kosten gespart.» In der Sendung «10 vor 10» vom gleichen Tag kamen neben dem Gesundheitsminister auch Palliativmediziner zu Wort. Roland Kunz vom Spital Affoltern a. A. sagte, in unserem Gesundheitssystem bestünden immer noch Fehlanreize. Nicht selten müsse er gegenüber einer Krankenkasse die Spitalbedürftigkeit eines Palliativpatienten sogar in dessen letzter Lebensphase begründen. Wenn derselbe Mensch aber auf der Onkologie läge, würde der Versicherer bezahlen ohne Fragen zu stellen.

Im «Club» standen für einmal eher Betroffene und Angehörige im Zentrum als Expert_innen. Palliativpatientin Marlies Hürlimann und Viola Käumlen, die ihren Ehemann an einem Hirntumor verloren hat, berichteten wie sie zur Palliativpflege kamen. Beide Frauen sprachen klar und unaufgeregt über das hochemotionale Thema, das sie am eigenen Leib betrifft. Sie brachen mit ihrer professionellen Teilnahme an der TV-Diskussion eine Lanze für Palliative Care. Hürlimann, die eine Lebenserwartung von sechs Monaten bis vier Jahre hat, erzählte, wie sie zuerst Exit beitrat. Dann merkte sie, dass Palliative Care ihren Bedürfnissen besser entspricht. Ihr Palliativarzt Andreas Weber, der im «Club» ebenfalls mitdiskutierte, habe ihre Ängste zerstreuen können. «Ich will einfach keine Schmerzen haben», sagte die Patientin.

Wenn Verhältnis Lebensdauer zu -qualität kippt

Palliative Care hat neben der Linderung von Symptomen wie zum Beispiel Schmerz die Lebensqualität zum Ziel. Auf die Frage von Moderator Tomy Scherrer, ob nicht in der ganzen Medizin die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten hoch gehalten werden müsse, sagte Weber: «Eine Einbusse der Lebensqualität – wie sie zum Beispiel Operationen oder Spitalaufenthalte bringen – nimmt man in Kauf, wenn man dafür etwas gewinnen kann, zum Beispiel Lebensdauer. Irgendwann kippt das Verhältnis: Man kann mit kurativen Therapien keine Lebensverlängerung mehr gewinnen, sondern nur noch –qualität verlieren.»

Der Moderator sprach die Haltung der Ärzte an, wie sie Gian Domenico Borasio in der besagten «10 vor 10»-Sendung gefordert hatte: Weil die Lebensqualität an erster Stelle stehe, würden in der Palliativmedizin Patient_innen nicht um jeden Preis therapiert, sagte der Lausanner Palliative-Care-Professor. Dies falle vielen Mediziner_innen schwer. «Viele Ärzte haben das liebevolle Unterlassen nicht gelernt.» Andreas Weber nahm die Spezialisten, die einen Patienten zum Beispiel schon seit zehn Jahren medizinisch begleiten, in Schutz. Es sei schwierig den Moment zu erkennen, wenn Therapien nichts mehr bringen würden. Dazu würden auch die Erwartungen des Patienten selbst oder des Angehörigen beitragen, man könne immer noch «etwas machen».

Angehörige sind wichtiger Part

Renate Karlin, Pflegedienstleiterin im Palliativzentrum Hildegard in Basel, sagte, es müsse den Schnitt kurativ/palliativ nicht geben. Beide Ansätze könnten komplementär nebeneinander angewendet werden. Bei Krebspatientin Hürlimann ist das bereits so. Sie ist noch in onkologischer Behandlung am Uni-Spital Zürich, hat mit Palliativarzt Weber aber bereits besprochen, was später auf sie zukommen wird und wie ihre Leiden gelindert werden können.

Käumlen schwärmte vom Palliativzentrum Hildegard, in dem ihr Mann in der letzten Lebensphase lebte und starb. Sie erzählte von Hunde-, Musik- oder Aromatherapie und der Ruhe, die in einer solchen Institution in der letzten Lebensphase einkehrt. Das Pflegeteam «spüre» die Bedürfnisse der Patient_innen und ihrer Angehörigen. Letztere übernehmen im Hospiz einen wichtigen Anteil an der Pflege – wenn sie das wollen. Sie sind für die Pflege ebenso wichtig wie der Patient, sagte die Pflegedienstleiterin. Käumlen sagte: «Die Pflegenden sind hochprofessionell, können sich aber gleichzeitig ins Gegenüber hineinversetzen und sind ihm nahe. Das ist absolut bewundernswert.»
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