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Bundespräsidentin spricht pflegenden Angehörigen Mut zu

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05. März 2012 / Politik
Am gestrigen «Tag der Kranken» zollte Eveline Widmer-Schlumpf all jenen Respekt, die zu Hause kranke Angehörige pflegen und diese Aufgabe neben ihrer Erwerbsarbeit übernehmen. Die Bundespräsidentin sprach den pflegenden Angehörigen ausserdem Mut zu und forderte sie auf, sich ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen und sich über externe Angebote zu informieren.

Die Rede von Eveline Widmer-Schlumpf im Wortlaut:

«Beruf und Pflege – wie schaffe ich bloss beides?»


Liebe Kranke, liebe Angehörige, liebe Pflegende

Der «Tag der Kranken», traditionsgemäss der erste Sonntag im März, steht dieses Jahr unter dem als Frage formulierten Motto: «Beruf und Pflege – wie schaffe ich bloss beides?»

Der diesjährige «Tag der Kranken» soll also all jenen Menschen eine Stimme geben, die neben dem Berufsalltag einen kranken Angehörigen, eine kranke Angehörige pflegen. Beides, Beruf und Pflege, unter einen Hut zu bringen, ist eine enorme Herausforderung. Menschen, die Woche für Woche diesen Spagat vollbringen, verdienen grössten Respekt. Ihnen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit!

Ich denke aber auch an die kranken Menschen in unserem Land. All jenen, die nicht gesund sind, die leiden und die auf unsere Unterstützung angewiesen sind, wünsche ich viel Kraft, Zuversicht und Hoffnung.

«Beruf und Pflege – wie schaffe ich bloss beides?» Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Wenn über Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesprochen wird, ist mit «Familie» meist die Erziehung und Betreuung der eigenen Kinder gemeint. Dass dazu aber auch die Pflege von kranken Menschen gehören kann, geht oft vergessen oder ist vielen gar nicht bewusst.

In der Schweiz werden heute rund 60 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause betreut. Ungefähr 160'000 Personen pflegen zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit Angehörige. In Zukunft dürften diese Zahlen noch ansteigen. Entwicklungen in der Medizin lassen die Lebenserwartung steigen – auch bei Menschen mit einer chronischen Krankheit.

Zahlreiche Berufstätige engagieren sich also in der Pflege etwa des kranken Partners, eines behinderten Kindes oder der gebrechlichen Eltern. Und dies mit grosser Hingabe, mit grossem Engagement – oft über Jahre hinweg. Nicht selten kommen sich dabei Beruf und Pflege in die Quere. Hier das richtige Gleichgewicht zu finden, ist eine Herausforderung. Nicht selten steigt durch die zunehmende Belastung bei den Pflegenden selbst das Risiko einer Erschöpfung, das Risiko einer Erkrankung.

«Beruf und Pflege – wie schaffe ich bloss beides?» Diese Frage kann weitere Fragen nach sich ziehen, die für die Betroffenen ebenso schwierig zu beantworten sind: Soll ich den Beruf aufgeben, um den Ansprüchen gerecht zu werden? Oder: Kann ich mir das finanziell überhaupt leisten?

Die Sorge um den Arbeitsplatz und vor finanziellen Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Oft sind es Frauen, die in der Familie die Pflege von kranken Angehörigen übernehmen, und nicht selten reduzieren sie deshalb ihr Arbeitspensum – oder kündigen gar die Stelle.

Liebe Pflegende, die Betreuung eines beziehungsweise einer kranken Angehörigen soll niemand ganz alleine bewältigen müssen. Bauen Sie sich ein unterstützendes Netzwerk auf. Beziehen Sie Verwandte, Bekannte oder Freunde mit ein. Informieren Sie sich aber auch über externe Angebote.

Und suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten. Manchem Arbeitgeber ist nicht bewusst, dass er Mitarbeitende hat, die pflegebedürftige Angehörige betreuen. Die Sensibilisierung ist ein wichtiger, ein notwendiger Schritt auf dem Weg hin zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Es braucht verständnisvolle Arbeitgeber und es braucht immer wieder auch flexible Arbeitszeitregelungen.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist ein Thema, das uns alle, das unsere Gesellschaft betrifft. Wir haben für ein Umfeld zu sorgen, das es möglich macht, beide Aufgaben nebeneinander zu erfüllen. Und zwar über den «Tag der Kranken» hinaus! Ich danke allen, die einen kranken Angehörigen, eine kranke Angehörige pflegen, ganz herzlich für ihr Engagement.

Von nahestehenden Personen betreut zu werden, im familiären Umfeld leben zu können, das ist für viele ein grosses Stück Lebensqualität.

Liebe Kranke, liebe Angehörige, liebe Pflegende, ich wünsche Ihnen allen viel Kraft und viele schöne, bereichernde Momente.

Quelle: Eidgenössisches Finanzdepartement EFD