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«Wie ein Engel in der Nacht»: Freiwilligenarbeit in der Palliative Care

«Wie ein Engel in der Nacht»: Freiwilligenarbeit in der Palliative Care

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11. April 2019 / Region
In den Kantonen Zürich und Schaffhausen bieten zehn Organisationen Freiwilligenarbeit im Rahmen von Palliative Care an. Palliative zh+sh hat bei Präsidentinnen und Präsidenten sowie Einsatzleitenden der verschiedenen Freiwilligenorganisationen nachgefragt, wie sie strukturiert sind, wie sie ihre Mitarbeitenden aus- und weiterbilden und mit welchen Herausforderungen diese konfrontiert sind.
Die meisten Schwerkranken wünschen, zu Hause gepflegt und bis zum Sterben betreut zu werden. Freiwillige Helferinnen und Helfer erfüllen solche Wünsche. Sie übernehmen Aufgaben, die Angehörige oder Mitarbeitende der Spitexorganisationen nicht leisten können. Im Kanton Zürich und seinem Nachbarkanton Schaffhausen gibt es zehn Organisationen, die Freiwilligenarbeit in der Palliative Care anbieten. Nicht eingerechnet sind dabei jene Organisationen, die direkt den Spitälern angegliedert sind.
«Zeit zu schenken und da zu sein ist unsere Stärke, unser grosses Privileg.» Doris Geier, Einsatzleiterin der Vereinigung Begleitung Schwerkranker Schaffhausen und Umgebung
Konkret heisst Freiwilligenarbeit in der Palliative Care persönlich Anteil zu nehmen, Nähe, Wärme und Geborgenheit vermitteln, den Betroffen das Gefühl des «Bei-Ihnen-Seins» zu geben. «Zeit zu schenken und da zu sein ist unsere Stärke, unser grosses Privileg», schrieb Doris Geier, Einsatzleiterin der Vereinigung Begleitung Schwerkranker Schaffhausen und Umgebung in der Festschrift zum 20-Jahr-Jubliäum 2018 ihrer Organisation. Diese Haltung scheint allen Mitarbeitenden der Freiwilligenorganisationen gemein zu sein. Die Rekrutierung der Freiwilligen gelingt fast durchwegs über Mund-zu-Mund-Propaganda, durch gute Vernetzung oder auch entsprechend dem Bekanntheitsgrad der Organisation. Es kommt auch vor, dass Angehörige von Betreuten sich für die schönen Momente und die Unterstützung revanchieren möchten, die sie erlebt haben.

Sorgfältige Ausbildung, regelmässige Weiterbildung
Mit Interessierten führen die Organisationen vorbereitende Gespräche, bei denen sie Motivation und Haltung klären sowie hilfreiche Informationen vermitteln. Freiwillige Helferinnen und Helfer, die nicht aus dem Pflegebereich kommen, erhalten eine sorgfältige Ausbildung. Die entsprechenden Kurse können – abhängig vom jeweiligen Verein – bei Caritas, Wabe Limmattal oder dem SRK besucht werden. Besprechen von Fallbeispielen, Supervisionen, Teamsitzungen oder Weiterbildungstreffen mit Schwerpunktreferaten sichern die regelmässige Weiterbildung.
Die Verantwortlichen legen grossen Wert darauf, ihre Mitarbeitenden angepasst zu begleiten. Jede palliative Situation gestaltet sich stets neu und anders. Herausforderungen sollen gemeinsam getragen, diskutiert und gemeistert werden. Selten bleiben negative Gefühle zurück, etwa dann, wenn eine aufwändige Organisation von Betreuung nicht mehr zum Tragen kam, weil der Betroffene bereits verstorben war.

Einsätze erfolgen unentgeltlich
Die Freiwilligenorganisationen sind als Vereine organisiert, in deren Vorstandsgremien Fachpersonal aus Ärzteschaft, Pflege, Seelsorge oder Sozialberatung sitzt. Sie finanzieren sich aus Spenden, Legaten und den Mitgliederbeiträgen. Diese machen allerdings nur einen kleinen Teil aus. Teilweise erhalten die Organisationen auch finanzielle Unterstützung von politischen Gemeinden. Die freiwilligen Helfer leisten ihre Einsätze unentgeltlich. Mit Jahresanlässen, Geschenken zum Geburtstag oder Ähnlichem wird ihr Engagement jedoch gewürdigt. Alle Einsatzleitungen stehen während 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche zur Verfügung. Diese Arbeit wird entlöhnt. Generell wünschen sich die Freiwilligenorganisationen mehr Einsätze, um die bisweilen brach liegenden Kapazitäten zu vermeiden. Sterbehilfe oder Beihilfe zum Suizid werden nicht unterstützt.
«Unsere Einsätze beginnen dann, wenn die Spitex geht.» Patricia Rohrbach Graf, Präsidentin der Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur-Andelfingen
«Unsere Einsätze beginnen dann, wenn die Spitex geht», erklärt Patricia Rohrbach Graf, Präsidentin der Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur-Andelfingen. Sie arbeitet eng mit Spitexorganisationen, aber auch mit den mobilen Palliative-Care-Teams zusammen. Die Freiwilligeneinsätze - angefordert durch diese Teams oder Angehörige - finden meist zu Hause, bei Bedarf aber auch in Pflegeheimen statt.
Für Susy Stahl, Präsidentin Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker Zürcher Oberland ist die Begleitung durch Freiwillige «ein Geben und Nehmen». Ihre Organisation bietet nebst den Einsätzen ein Trauercafe-Treff (Trauercafé Papillon) an. Wabe Limmattal bietet nebst einem Trauertreff auch regelmässige Anlässe für Menschen mit Demenz an. Die Angehörige eines Betroffenen sagte nach dem Einsatz der Zürcher Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker: «Sie waren für mich wie ein Engel in dieser Nacht.»
Die Nachfrage bei den verschiedenen Organisationen zeigt: Freiwilligenarbeit ist unentbehrlich, hilfreich, unterstützend, lehrreich, aussergewöhnlich, still, ehrenvoll und vieles mehr und ist aus der Palliative Care nicht wegzudenken. In diesem Sinne richtet palliative zh+sh ihre Jahrestagung 2019 vom 13. Juni zum ersten Mal explizit auch an alle freiwilligen Helferinnen und Helfer, um deren Arbeit zu würdigen und wertzuschätzen.
Bitte beachten Sie die entsprechende Ausschreibung unter den weiterführenden Links.
palliative zh+sh, Christina Günther