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Fünf Fragen an Patricia Rohrbach Graf

Fünf Fragen an Patricia Rohrbach Graf

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Patricia Rohrbach Graf

Die gelernte Pflegefachfrau AKP Patricia Rohrbach Graf ist freiwillige Begleiterin und Präsidentin der «Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur». Ein Leitsatz der Vereinigung ist von Meister Eckhart: «Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.»

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07. Januar 2019 / Region
Damit Betroffene (Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen) palliativ betreut und begleitet werden können, braucht es den Einsatz von Fachpersonen und Freiwilligen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Pallnetz.ch interviewt regelmässig Menschen aus der Region, die in Palliative Care tätig sind und stellt allen dieselben fünf Fragen. Patricia Rohrbach Graf ist freiwillige Begleiterin und Präsidentin der «Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur».
1) Wie begleiten Sie Schwerkranke und Sterbende?

Einerseits als freiwillige Begleiterin. Zeit ist unsere Ressource, wir kommen, wenn die Spitex oder andere Dienste nach Hause gehen. Wir entlasten die Angehörigen, indem wir da sind, Wärme vermitteln. Wir lassen uns ein in eine tragende Beziehung und bringen frischen Wind in den Haushalt. Wir sitzen am Bett, spielen, kochen einen Tee, vermitteln Wärme, helfen mit, schwierige Situationen auszuhalten, geben Halt. Wir konkurrieren keine bezahlten Dienste, da wir keine Pflege und keine Haushaltsarbeiten übernehmen. Wir erleben oft, dass die Betreuung eines Schwerkranken das System an den Anschlag bringt. Durch unseren Einsatz ermöglichen wir den pflegenden Angehörigen einige freie Stunden.

«Pallium eben… »

2) Was ist Ihr Ziel bei der täglichen Arbeit?

Als Betreuerin ist es mein Wunsch, dass ich Angehörige spürbar entlasten und mit dem Kranken eine ehrliche Beziehung eingehen kann. Ich möchte das Gefühl des Schutzes, der Geborgenheit vermitteln. Pallium eben… Andererseits bin ich seit ein paar Monaten Präsidentin der «Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur». Auf dieser Ebene ist es mir wichtig, die Infrastruktur so zu gestalten, dass die freiwilligen Helferinnen ihre Einsätze leisten können. Dass auch sie begleitet sind, dass wir genügend Freiwillige haben und diese gut ausgebildet sind. Auch ist es mir wichtig, dass wir wahrgenommen werden und dass man uns kennt…

3) Was braucht es, damit Sie Ihr Ziel erreichen können?

Mit dem Herz sprechen, einfühlsam sein, spontan sein, humorvoll sein. Wach sein, offen sein. Natürlich sind wir auf ein grosses Netzwerk angewiesen. Es ist uns wichtig, dass man uns kennt, uns ruft, wenn Bedarf ist. Hilfreich ist auch Austausch mit den verschiedenen Diensten und dass wir genügend freiwillige Begleiterinnen und Begleiter haben.
«Wir sind uns nochmals in der Tiefe begegnet.»

4) Welche Begegnung / welches Ereignis hat Sie zuletzt persönlich berührt?

Letzte Woche ist eine Klientin von mir gestorben, im Spital. Kurz vorher habe ich sie besucht. Sie war wach und ansprechbar, wir wussten beide, was auf sie zukommt. Ich habe ihr erzählt, was meine Besuche bei ihr mir bedeutet haben, wir haben uns verabschiedet, wir sind uns nochmals in der Tiefe begegnet. Traurig und tröstend. Zwei Stunden später ist sie gestorben.

5) Wo sehen Sie Handlungsbedarf in der Palliative Care?

Zu Hause gepflegt werden und sterben ist der Wunsch vieler Menschen. Dieses Leben bis zuletzt sollte selbstverständlicher sein. Deshalb braucht es von allem mehr. Noch mehr Vernetzung, noch breiteres Fachwissen, auch mehr Bekanntheit. Kaum jemand kennt das Angebot, das es bereits gibt.
Ich bin überzeugt davon, dass nicht alles in der Palliativ Care bezahlbar und von Angehörigen abzudecken ist. Freiwilliges Engagement braucht gesellschaftliche und politische Anerkennung. Damit würde es uns vielleicht gelingen, unser Angebot auszubauen und mehr Männer für unsere Arbeit gewinnen.
palliative zh+sh, cg/cbu