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Die Jubiläumsschrift «Haltung – im gesellschaftlichen und professionellen Kontext» ist Bestandteil des Materialpakets zur Zeitschrift «pflegen: palliativ 41/2019: Fatigue». (Bild: gme)

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25. April 2019 / Wissen
Das Fachmagazin «pflegen: palliativ» hat zu seinem zehnjährigen Bestehen eine Jubiläumsschrift herausgegeben. In diesem Heft setzen sich Persönlichkeiten der Palliative Care, der Politik und Wissenschaft mit dem Begriff Haltung auseinander.
Was ist Haltung? Welche Rolle spielt sie im Alltag von Palliativpflegenden? Elke Steudter, Herausgeberin des Fachmagazins «pflegen: palliativ», schreibt im Editorial, Haltung sei das einzig Konstante und Stabile in der Palliative Care. Die Haltung zeichne die darin tätigen Menschen, Teams und geleistete Arbeit aus. Sie ermögliche die professionelle Auseinandersetzung mit dem Lebensende erst. Steudter hört oft: «Palliative Care ist zehn Prozent Fachwissen und 90 Prozent Haltung.» Aber stimmt das denn?

Haltung entwickle sich aus der inneren Stimme, die einem sagt, was wichtig ist, aus dem Gewissen und den eigenen Werten. Das schreibt die deutsche Senioren-Ministerin Franziska Giffey. Haltung hat nicht zuletzt auch mit dem verwandten Begriff «Halt» zu tun und steht für Stabilität und dafür, ein Fundament zu haben. Angesichts des Todes Haltung zu bewahren, sei nicht leicht, schreibt sie. Wenn man aber offen über Sterben, Tod und Trauer spreche, gebe man einander im Familien- oder Freundeskreis Halt.
«Pflegende Angehörige wünschen sich zu Recht mehr Zeit, mehr Unterstützung des Arbeitgebers und bessere finanzielle Unterstützung.» Franziska Giffey, deutsche Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Auch unsere Gesellschaft muss eine Haltung einnehmen, wenn es ums Lebensende geht. Dazu gehört laut der Ministerin einerseits die Vorstellungen, Werte und Wünsche von Sterbenden zu respektieren, andererseits, Sterben als Teil des Lebens zu behandeln. Die Folge davon sei, dass sich eine Gesellschaft um die Menschen kümmern müsse, die pflegen. Damit spricht sie eine vorbildliche Gestaltung der Pflegeausbildung und ein professionelles Suchen nach Nachwuchs – Stichwort «Pflegeoffensive» – an. Ausserdem sagt sie: «Pflegende Angehörige wünschen sich zu Recht mehr Zeit, mehr Unterstützung durch den Arbeitgeber und bessere finanzielle Unterstützung.»

Grundhaltung hat mit dem Menschen in der Fachperson zu tun
Die deutsche Palliativmedizinerin Claudia Bausewein, Vorstandsmitglied der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, skizziert drei Bestandteile, die für die Mehrheit der Fachpersonen in der Palliative Care zu einer professionellen Grundhaltung gehören:
  • Selbstverständnis: Wie stehe ich zu Sterben und Tod?
  • Werte: Offenheit, Ehrlichkeit, Respekt
  • Aspekte der Beziehungsgestaltung: Empathie, Zulassen, Zurückhaltung
Die Grundhaltung in der Palliative Care könne deshalb nicht nur mit Kompetenz gleichgesetzt werden, so Bausewein. Diese verbinde Anteile professionellen Handelns mit Persönlichkeitseigenschaften des Selbst. «Damit begegnen die in der Palliativversorgung Tätigen den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen nicht nur in ihrer Rolle als Professionelle, sondern zuerst als Mensch.»

Haltung hat auch mit guten Chefinnen und Chefs zu tun
Dass Haltung auch viel mit guter Personalführung von Pflegenden zu tun hat, erläutert Thomas Klie in seinem Beitrag. Der Professor für öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaften schreibt, die Haltung zeige sich in der gesamten Pflege auf drei Ebenen. Erstens manifestiere sie sich in der Führung von Institutionen. Zweitens sei sie Teil der individuellen Haltung der handelnden Subjekte, die sich an «Bildern der Menschenwürde» orientierten. Drittens kommt Haltung darin zum Vorschein, wie Pflegefachpersonen ihren Beruf sehen, prägend sei dabei das «in der Beziehung bleiben» zur Patientin oder zum Patienten.
Gemäss Studien ist die Arbeitszufriedenheit von Pflegenden in Hospizen und Wohngruppen am höchsten.
Studien haben gezeigt, so Klie, dass die Arbeitszufriedenheit von Pflegenden in Hospizen und Wohngruppen am höchsten ist. Der Grund? «Weil es hier am ehesten gelingt, innere Haltung, Professionalität und Beziehungspflege zu leben.»

Viele der Autorinnen und Autoren in diesem Büchlein zum zentralen und spannenden Thema Haltung kommen zum gleichen Schluss: Haltung ist ein zentrales Element der Palliative Care. Das ist keine Binsenwahrheit, sondern das zeigen die klugen und sachlich differenzierten Überlegungen zum Begriff. Ohne Haltung können Menschen am Lebensende nicht (optimal) gepflegt und begleitet werden. Ohne sie leidet nicht nur die Qualität der Pflege, sondern auch die Arbeitszufriedenheit.

Die Jubiläumsschrift «Haltung – im gesellschaftlichen und professionellen Kontext» ist Bestandteil des Materialpakets zur Zeitschrift «pflegen: palliativ 41/2019: Fatigue».
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