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Medienschau Februar 2022

Medienschau Februar 2022

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild: gme)

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Die Medienschau von palliative zh+sh ist eine Momentaufnahme eines Ausschnittes der öffentlichen Diskussion zum Thema und bietet kurze Zusammenfassungen, zeigt Verknüpfungen auf und soll nicht zuletzt unterhalten und zur weiteren Lektüre der besprochenen Beiträge anregen. Wo vorhanden werden die Links zu den Beiträgen deshalb unter «Links zu den Beiträgen» aufgelistet.

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22. März 2022
Nach neun Jahren Arbeit hat Obwalden eine kantonale Strategie für Palliative Care. Man sei entscheidende Schritte vorangekommen, sagt die Projektleiterin. «Heute gibt es im Kanton kaum jemanden, der mit dem Begriff Palliative Care nichts anzufangen weiss.» Dies und mehr in unserer Medienschau vom Februar.
Gefeiert wurde im Februar im Kanton Obwalden. Am Abschlussanlass der Kantonalen Strategie Palliative Care waren die wichtigen Vertreter anwesend – die meisten per Chat: Vertreter von Kantonsregierung und Gemeinden, Pflegeorganisationen, Beratungsstellen und Ärzteschaft sowie Experten und Mitarbeitende aus den Arbeitsgruppen.
Insgesamt neun Jahre beanspruchte das Projekt. Ende 2012 traf man sich zum ersten Mal, um eine Analyse der Palliativea-Angebote im Kanton Obwalden zu machen. Bis heute sei sehr viel in Bewegung gekommen, versicherte Projektleiterin Lydia Hümbeli vom Obwaldner Gesundheitsamt für Palliative Care. Sowohl Organisationen, Fachpersonen und die Bevölkerung konnten in den letzten Jahren für das Thema sensibilisiert werden. «Heute gibt es im Kanton wohl kaum jemanden, der mit dem Begriff Palliative Care nichts anzufangen weiss», ist Hümbeli überzeugt. Beim Start des Projektes sei dies noch ganz anders gewesen, doch Veranstaltungen in verschiedensten Gemeinden hätten dazu beigetragen, das gern verdrängte Thema ins Bewusstsein zu rücken. Ein runder Tisch half dabei, die praktische Umsetzung von Palliative Care zu erreichen. So wurde etwa die Definition von Aus- und Weiterbildung der Pflegenden festgeschrieben, was ein wichtiges Element in der kantonalen Strategie des Kantons Obwalden darstellte. Mit einer Anschubfinanzierung von 102 000 Franken fördert der Kanton die Ausbildung. Palliative Care ist im Gesundheitsgesetz des Kantons verankert. Gewiss sei, dass mit dem Abschluss des Projektes die Arbeit nicht zu Ende sei, sagte Regierungsrätin Maya Büchi. Deshalb soll eine Trägerschaft in Form einer Kommission eingesetzt werden.

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Einen weiteren Schritt voran in der Palliative Care kommt Österreich. Der Nationalrat billigte Ende Februar das Gesetz, mit welchem ein Hospiz und Palliativfonds eingerichtet wird. Dies im Zusammenhang mit der Sterbehilfe (siehe auch unsere Medienschau vom Januar). Das Gesetzespaket ist bis 2024 mit 108 Millionen Euro dotiert.
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sieht damit den deutlichen Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich gesichert – die ÖVP sprach gar von einem «Jahrhundertgesetz». Mit dem Fonds wird die Finanzierung für die Versorgung schwerkranker Menschen geregelt. Damit wird sichergestellt, dass diese Gruppe in ihrer schwierigen Lage Unterstützung bekommt – unabhängig von ihrer finanziellen und familiären Lage. Kritisiert wurde, dass es eine Übergangsfrist von zwei Jahren gibt. Trotzdem: Die Regelung kann Schwerkranken und Sterbenden Hoffnung und Trost vermitteln und ihren Angehörigen wenigstens etwas Sicherheit.
«Die Kooperation gewährleistet eine langfristige Palliativeversorgung im ganzen Raum Basel.»

Die Hildegard Klinik im Basler Gellert-Quartier zieht neu auf das Areal des Bethesda Campus. Die Hildegard Klinik ist ein Hospiz für Menschen an ihrem Lebensende mit schweren, nicht heilbaren Krankheiten. Ziel der Klinik ist, die bestmögliche Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhalten und belastende Symptome wirksam zu lindern.
Schon seit längerer Zeit ist offenbar die räumliche Situation des Palliativzentrums Hildegard am St.Alban-Ring ein Thema in der Klinikleitung. Es mangelt an Komfort und die Zimmer entsprechen nicht mehr den Vorstellungen einer modernen Klinik. Die Umsetzung des Projekts soll bereits bis Ende 2024 abgeschlossen sein, wie die Klink kürzlich mitteilte. Ein klares logistisches und medizinisches Konzept soll dafür sorgen, dass Synergien in verschiedenen Bereichen genutzt werden können. «Es ist unser Ziel, in ein paar Monaten einen Vertrag zu unterzeichnen, der sämtliche wesentlichen Punkte einer Zusammenarbeit regelt», sagt Rolf Huck, Klinikleiter der Hildegard Klinik und deren Verwaltungsratspräsident. Eine solche Kooperation mit dem Bethesda Campus gewährleiste eine langfristig ausgerichtete und optimale Versorgung unter bestmöglichen Bedingungen in der Palliativmedizin für den ganzen Raum Basel.
«Viele haben gesagt, es sei ein Wunschtraum für sie, in einem Sterbehospiz zu arbeiten.»

Qualifiziertes Pflegepersonal zu finden ist derzeit wahrlich keine leichte Aufgabe. Nicht so beim ersten Sterbehospiz im Kanton Solothurn, das in Derendingen am 1. Mai seinen Betrieb aufnehmen will. «Wir haben zwei- bis dreimal so viele Bewerbungen von qualifizierten Fachpersonen erhalten, wie wir tatsächlich benötigen», freut sich Heidi Zumbrunnen, Präsidentin des Vereins Sterbehospiz Solothurn. Das sei einfach grossartig. Sie glaubt nicht, dass das Pflegepersonal einfach seinem hektischen Spitalalltag entfliehen will. «Viele haben gesagt, es sei ein Wunschtraum für sie, in einem Sterbehospiz zu arbeiten.» Der Stellenplan des Sterbehospiz Solothurn umfasst 800 Stellenprozente, verteilt auf 13 Personen. In der Pflege werden 10 Personen tätig sein.
Nun soll das Team noch mit Freiwilligen ergänzt werden, welche die verschiedensten Aufgaben übernehmen könnten: Sterbebegleitung, Sitzwache, Betreuung der Angehörigen, aber auch Unterstützung im Haushalt und Garten kann gebraucht werden.
Der Umbau des ehemaligen reformierten Pfarrhauses kommt gut voran. Und so sollte bereits im April der Kanton sein Palliativzentrum übernehmen können.

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«Die Rechtsgrundlage unserer Alterspflege ist veraltet». Dies schreibt Markus Leser, Gerontologe und Geschäftsführer von Curaviva in einem NZZ-Gastartikel. Unser Gesundheitswesen rühme sich, eines der besten der Welt zu sein. Doch könnten nicht alle gleichermassen Pflege und Unterstützung erhalten. Die Akutmedizin mit ihrem Hochleistungsapparat ist stark bei uns. «Allerdings geht dabei schnell vergessen, dass ältere und multimorbide Menschen weit mehr brauchen als nur effiziente medizinische Angebote», kritisiert Markus Leser. In einer Lebensphase, in der auch der Tod näher rücke, benötigten diese vor allem eines: menschliche Zuwendung. Hier gehe es nicht mehr nur um eine medizinische und pflegerische Präsenz, sondern um eine ganzheitliche Begleitung und Betreuung. «Es nützt keinem älteren Menschen etwas, wenn die Pflegefachkraft einer Marathonläuferin gleich durch die Räume einer Pflegeinstitution rennt – und nebenbei auch noch zwei permanent klingelnde ¬Telefone bedienen muss», so der Gerontologe. Für vulnerable Hochbetagte sei die menschliche Zuwendung durch nichts zu ersetzen. Doch diese Zuwendung können nur Menschen geben, die Zeit haben.
In seinem Gastartikel beschreibt Markus Leser, wie veraltet die gesetzlichen Grundlagen für Langzeitpflege im Krankenversicherungsgesetz (KVG) seiner Meinung nach sind. «Der Fokus des KVG liegt auf einer Pflege, die sich vor allem auf die körperlichen Defizite konzentriert.» Dieses gerontologische Modell stamme aus der Zeit zwischen den Vierziger- und Sechziger-Jahren des letzten Jahrhunderts. «Das Schweizer KVG liegt somit etwa 80 Jahre hinter den Erkenntnissen einer modernen Gerontologie zurück.» Das Argument, die Finanzierung von Pflegemodellen wie Palliative Care seien fast unmöglich, lässt der Geschäftsführer von Curaviva nicht gelten: «Viel entscheidender ist doch die Frage nach dem Wert, den unsere Gesellschaft einer bedarfs- und bedürfnisgerechten Pflege und Betreuung im Alter und am Lebensende beimisst.»
«Was soll sie da sagen? Verdrängt ihr Bruder den Tod?»

Unter dem Titel «Was Sterbende durchmachen – ein Leitfaden für Angehörige» berichtet der «Beobachter» über die fünf Phasen des Sterbens. Wenn es zu Ende geht, sind Angehörige oft überfordert. Was können sie noch tun? Wie mit dem Sterbenden sprechen? Oder besser gar nichts tun? Die Journalistin zieht Peter und seine Schwester als Beispiel heran. Peters Standardantwort auf die Frage, wie es ihm gehe, lautete stets: «Es chunt scho guet». Daran zweifelte aber die Schwester sehr, sie sah, wie das Leben ihres Bruders ganz langsam erlosch. Was soll sie da sagen? Verdrängt ihr Bruder den Tod? Soll sie ihn damit konfrontieren? Angehörige fühlen sich in der Situation, da einer ihrer Nächsten am Sterben ist, überfordert – oft auch alleingelassen.
Die Journalistin meint: «Um angemessen auf Sterbende einzugehen, muss man zuerst erkennen, wie es ihnen im Moment geht.» Gemäss der bekannten Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross läuft das Sterben in fünf Phasen ab – und in jeder Phase sollte sich die Begleitperson anders verhalten. Der Artikel nimmt die einzelnen Phasen des Sterbens auf und gibt Tipps, wann man sich wie verhalten soll, um dem Sterbenden wirklich beizustehen. Vom «Nicht-wahr-haben-Wollen» (Phase 1), über «Zorn» (Phase 2) und «Verhandeln» (Phase 3) bis zu «Depression» (Phase 4) und schliesslich zu «Akzeptanz» (Phase 5). Für Angehörige, die sich unsicher und allein fühlen, gibt dieser «Beobachter»-Artikel konkrete Tipps – auch wenn es nicht nur eine einzige Art von Sterbeprozess gibt.


palliative zh+sh, Bettina Weissenbrunner