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Medienschau Juni und Juli 2016

Medienschau Juni und Juli 2016

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen im vergangenen Monat. (Bild: palliative zh+sh)

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Unter dem Titel «Medienschau» bietet palliative zh+sh regelmässig einen (unvollständigen) Überblick über die Berichterstattung in verschiedenen Medien zu Palliative Care und verwandten Themen. Für den Ferienmonat Juli liefern wir hier eine etwas kürzere Fassung als üblich.

Die Medienschau ist eine Momentaufnahme eines Ausschnittes der öffentlichen Diskussion zum Thema und bietet kurze Zusammenfassungen, zeigt Verknüpfungen auf und soll nicht zuletzt unterhalten und zur weiteren Lektüre der besprochenen Beiträge anregen. Wo vorhanden, werden die Links zu den Beiträgen deshalb in der rechten Spalte aufgelistet.

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04. August 2016 / Medien
Auch wir machen manchmal Ferien. Die aktuelle Medienschau behandelt die Sommermonate Juni und Juli gebündelt. Viele Artikel und Berichte mussten darum «über die Klinge springen». Dennoch sind wir überzeugt, dass unsere Leser_innen den einen oder anderen Bericht entdecken, den sie in diesen Sommertagen vielleicht verpasst haben. Viel Spass.
Ganz zu Beginn sei dieser Text erwähnt: «Ganz am Ende» von Roland Schulz erschien im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Der Bericht beschreibt detailliert was passiert, wenn ein Mensch stirbt. Genauer: Wenn wir sterben, wenn ich sterbe. Es ist eine Chronik der letzten Tage, Stunden, Minuten – und der Sekunden nach dem Eintreten des Todes. Was passiert in uns, im Körper und im Geist? Wie sieht das für Aussenstehende aus und womit haben wir zu kämpfen? Solche und noch viel konkretere Fragen stellte Schulz den pflegerischen und medizinischen Fachpersonen, die sich um Menschen am Ende ihres Lebens kümmern. Entstanden ist ein Text, der endlich Aufschluss gibt über einen Vorgang, der meist nur sehr allgemein besprochen wird – und der darüber hinaus ein wunderbares Lesestück ist.

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Keine Lebensretter, aber Wunscherfüller: Eine Ambulanz, die keine medizinischen Leistungen erbringt, wurde von der BBC porträtiert. Kees Veldboer, der die «Ambulance Wish Foundation» in Holland gegründet hat, erfüllt mit seinem Team unheilbar kranken Menschen letzte Wünsche. Er fährt Schwerkranke, die nicht mehr mobil sind, an die Orte, an denen sie ein letztes Mal sein möchten. «Es ist wie Medizin», sagt Veldboer. Und es sei so einfach: «Ein paar Telefonanrufe und du kannst jemandem helfen.» Jeder Wunsch, der die Ambulanz bisher erreicht hat, konnte erfüllt werden – sofern der Ort mit dem Ambulanz-Wagen zu erreichen war. Inzwischen wird diese Wunsch-Abmulanz auch in anderen Ländern Europas aufgebaut. Ein kurzer Porträtfilm, der in wenigen Bildern und Worten zu zeigen vermag, dass Menschen am Ende ihres Lebens mehr als medizinische Versorgung brauchen – und dass vieles tatsächlich auch getan werden kann.

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In einem Beitrag der «Zeit Online» ging es ebenfalls um die Ambulanz. Allerdings um jene, die Leben retten will. Was aber, wenn sie gar nicht Leben retten soll, sondern «nur» die nötige Hilfe leisten soll, damit Menschen ohne schlimme Schmerzen sterben können? Manchmal, so sagt der Notfall- und Intensivmediziner Paul Brandenburg im Artikel, würde man Patienten besser sterben lassen, anstatt sie beispielsweise wieder zu beleben. In den Kliniken verlängere die Behandlung oft mehr das Leiden als das Leben. Er weiss, dass manche Betroffene zwar eine Patientenverfügung hätten, aber sie ist im Notfall nicht immer verfügbar. Darum hat er ein Start-Up gegründet, das elektronisch abrufbare Patientenverfügungen anbietet. Das Tool will die Patientenverfügungen auch inhaltlich verbessern.

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Die «Tagesschau» von SRF nahm sich dem Thema «Terminale Sedierung» an. Denn eine kürzlich erschienen Studie unter der Leitung von Georg Bosshard, Leitender Arzt für Klinische Ethik an der Universität Zürich, zeigt: Die Anzahl terminaler Sedierungen in der Schweiz steigt. Die Höhe der Zahl und der schnelle Anstieg hätten ihn überrascht, sagte Bosshard gegenüber der Tagesschau. Im Beitrag heisst es, diese Entwicklung werfe ethische Fragen auf. Wer entscheidet über eine terminale Sedierung und nach welchen Kriterien? Bosshard glaubt, die Situation werde auch für Ärztinnen und Ärzte immer schwieriger. Beispielsweise, wenn Betroffene nach einer terminalen Sedierung verlangen, obwohl ihre Symptome auch anderweitig behandelt werden könnten. Der Sozialtheologe Markus Zimmermann findet, auch diese Form der Sterbehilfe müsse dringend öffentlich diskutiert werden. Die Richtlinien für Ärzte werden zurzeit angepasst.

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In Österreich muss ein Arzt vor Gericht erscheinen, der einer Palliativpatientin hohe Dosen Morphin verabreichte. Das Ziel in der Behandlung der Frau war zuvor in Absprache mit Angehörigen angepasst worden; man habe auf «Komforttherapie» umgestellt, erklärte der angeklagte Arzt. Andreas Valentin, Intensivmediziner und Mitglied der Bioethikkommission, sagte zur «Wiener Zeitung»: «Eine Verurteilung wäre ein Signal, das sich niemand wünschen würde, weil sie die Arbeit von Jahren und Jahrzehnten in der Frage, wie mit der letzten Phase des Lebens hinsichtlich palliativmedizinischer Massnahmen umgegangen wird, zerstören könnte.»

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Die Schweiz hingegen hinkt bei Palliative Care hinterher – auch wenn sie im letzten Jahr im Bericht «Qualität des Sterbens» des britischen Magazins «Economist» von Platz 19 auf 15 vorgerückt ist (Österreich: Rang 6, Deutschland: Rang 8). Warum ist das so?, fragte das Online-Portal «Swissinfo» den Palliativmediziner Steffen Eychmüller. Er sieht einen möglichen Grund im «zerstückelten Gesundheitssystem» der Schweiz, die keine «zentralisierte Verantwortlichkeit für alle Gesundheitsinstitutionen» kennt. Ausserdem habe Palliative Care in der Schweiz schlicht eine weniger lange Tradition als in anderen Ländern. Dass der Tod als Thema hierzulande ein Tabu sei, glaubt Eychmüller hingegen nicht. Aber: «Viele haben das Gefühl, nur zwischen dem assistierten Suizid (…) auf der einen Seite und endlosem Leiden in Gesundheitsinstitutionen auf der anderen Seite wählen zu können. Dies kann sich ändern, wenn man Möglichkeiten sieht, mit Freunden, Familie und Fachleuten ein würdiges Ende zu gestalten – und dabei von Palliative Care unterstützt wird.»

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In einem Leitartikel zum selben Thema im selben Medium schreibt Larissa M. Bieler, die Palliative Care sei kein Allerheilmittel, aber sie ermögliche eine transparente Auseinandersetzung mit dem Tod. Die Beihilfe zum Suizid habe ein zu positives Image. «Es gibt humanere Möglichkeiten zum Sterben, in einem Moment des völligen Angewiesenseins, als durch einen Giftbecher und die blosse Erfüllung von Autonomie. Wenn die absolute Unabhängigkeit unserer Existenz am Ende nur noch der Suizid bedeutet, das Ideal die Selbsttötung ist, dann ist das gerade in der Schweiz dringend in Frage zu stellen.»

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Die palliative Versorgung in den Regionen der Schweiz wird derweil weiter vorangetrieben. Der Kanton Bern möchte mit einem Modellversuch die Verbreitung mobiler Palliative-Care-Angebote fördern. Die neu aufzubauenden spezialisierten Dienste sollen gemeinsam von Spitälern und Spitex-Organisationen geführt werden. «Dank der mobilen Teams können Kosten gespart werden, weil einige aus medizinischer Sicht unnötige Spitalaufenthalte vermieden werden», sagte Grossrat Hans-Peter Kohler gegenüber dem «Bund», der über den Modellversuch berichtete. Voraussichtlich Anfang 2017 sollen Bewerbungen für spezialisierte Dienste entgegengenommen werden.

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Eine Lanze für die Palliative Care bricht auch die Sonntagszeitung in einem Artikel mit der Überschrift «Fürsorge statt Chemo bis kurz vor dem Tod». Zurzeit komme in der Schweiz bei Krebskranken die Palliativbehandlung meist zu spät oder gar nicht zum Zug. «Dabei wäre das bei fortgeschrittenen Krankheiten die bessere und weniger teure Therapie», sagte Razvan Popescu, Leiter der Medizinischen Onkologie an der Hirslanden-Klinik Aarau und Co-Präsident von Palliative Aargau zur Sonntagszeitung. Weniger teuer und besser als intensive kurative Therapien am Lebensende. Dass solche aber immer noch sehr oft eingesetzt werden, zeigen mehrere im Artikel zitierte Studien.
«Das Vorausplanen für schwierige Zeiten kommt in der Medizin meist zu spät.»
Steffen Eychmüller

Helfen könnte es, wenn Betroffene und ihre Familien frühzeitig über das Lebensende sprechen und mögliche Szenarien durchspielen. – Andernfalls müsse man oft aus einer Notsituation heraus entscheiden, wenn einem das Wasser bis zum Hals stehe, so Eva Bergsträsser vom Kinderspital Zürich. Auch Steffen Eychmüller findet, das Vorausplanen für schwierige Zeiten komme in der Medizin meist zu spät.

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Lesenswert ist ein persönlicher Bericht auf «Zeit Online», in welchem eine Tochter von der Begleitung ihres Vaters erzählt. Sie hatte sich einsetzen müssen dafür, dass ein mobiler Palliativdienst die Familie betreuen konnte. Aber der Einsatz hat sich gelohnt: «Jetzt konnten wir mitten in der Nacht bei der Palliativschwester anrufen, die all die profanen, kleinen Tipps kannte, die den himmelweiten Unterschied zwischen verzweifelter Hilflosigkeit und liebender Begleitung ausmachen», schreibt die Autorin Hella Dietz. Sie sei froh, dass es ambulante Palliativdienste gebe und finde, es müsste mehr davon geben. Sie wolle auch die Erfahrung nicht missen, ihre beiden Eltern bis zum Tod begleitet zu haben. «Auf ihre je eigene Weise haben mir meine Eltern gezeigt, dass man das Sterben akzeptieren kann, und dass es ein ungeheuerlicher, aber trotz aller Schmerzen und aller Trauer auch erhabener Prozess ist.

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Freiwillige Begleitung am Lebensende findet meist durch Angehörige statt – aber nicht nur. Beispielsweise Freiwillige der «Zürcher Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker» ZVBS übernehmen einen Teil der Betreuung, um Angehörige zu entlasten und Sterbende nicht alleine zu lassen. Die Lokalzeitung «Züriberg» porträtierte im Juli eine dieser Freiwilligen (Artikel online nicht verfügbar). Margrit Gasparoli sagt: «Zu 90 Prozent besteht unsere Aufgabe darin, einfach da zu sein, abzuwarten und zuzuhören.»

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Die ARD zeigte einen eindrücklichen Dokfilm mit dem Titel «Genug gelitten». Die Protagonist_innen in diesem Film sind zwei ganz unterschiedliche Menschen: Beide sind schwer krank, beide wollen ihrem Leben selber ein Ende setzen, und sie gehen dann komplett verschiedene Wege. Eine Frau will mit einer Suizidhilfeorganisation sterben, ein Mann wird nach einem gescheiterten Suizidversuch palliativ betreut. Er ist froh, dass er die letzte Zeit noch so verbringen kann und will sich nicht mehr aktiv das Leben nehmen. Die Frau dagegen steht bis am Schluss hinter ihrem Entscheid. Ihre alte Mutter begleitet sie bis in die Schweiz zum Sterben. Das sind traurige Geschichten, aber sie zeigen etwas Hoffnungsvolles. Und der Film rückt wichtige Themen rund um das Lebensende in den Fokus.

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Die Sterbehilfe war auch in der Schweiz in den vergangen Monaten wieder Thema in den Medien: Ein Dokumentarfilm über den Englänger Simon Binner, der mit seiner Familie in die Schweiz reiste, um seinem Leben ein Ende zu setzen, sorgte für Diskussionen. Auf SRF Online erschien später auch ein Interview mit seiner Ehefrau, die forderte, die palliative Versorgung sei dringend auszubauen. Die Diskussionssendung «Arena» widmete dem Thema einen Abend und die Radiosendung «Fokus» fragte nach dem Befinden der Angehörigen von Menschen, die mit Hilfe einer Organisation Suizid begingen. Die beiden letzteren Sendungen seien hier kurz zusammengefasst:


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Die «Arena» des Schweizer Fernsehens SRF lud zur Diskussion unter dem Titel «Zu alt, um zu leben?» . Ausgangspunkt dabei waren einerseits die steigenden Zahlen bei Freitodbegleitungen durch Sterbehilfe-Organisationen und andererseits die Frage, ob mit dieser Entwicklung ein Druck auf alte Menschen entstehe, frühzeitig aus dem Leben zu scheiden. Die Diskussion jedoch drehte sich am Ende wenig um diese Fragen, sondern mehr um die Rahmenbedingungen, unter welchen Suizidbeihilfe-Organisationen ihre Tätigkeiten ausüben. Der CVP-Präsident Gerhard Pfister erklärte mehrmals, dass er diese Begleitungen nicht in den Händen von Privaten wissen wolle, sondern dass man sie in Medizin und Alterspflege einbetten solle. Ihn beschäftigt vor allem die Frage: Wer darf wem und unter welchen Bedingungen dabei helfen, frühzeitig aus dem Leben zu treten? Daniel Jositsch (SP) ist als Strafrechtler der Meinung, es brauche gesetzliche Rahmenbedingungen. Dagegen wehrte sich auch Exit-Präsidentin Saskia Frei nicht. Sie sei sicher, dass sie schon jetzt innerhalb solcher künftiger Rahmenbedingungen tätig seien.
Dem Basler Bischof Felix Gmür, der sich gegen jede Form der Suizidbeihilfe aussprach und davor warnte, alte Menschen könnten sich unter Druck fühlen, gingen in der direkten Konfrontation regelmässig die Argumente aus.
Wer darf wem und unter welchen Bedingungen dabei helfen, frühzeitig aus dem Leben zu treten?

Die als Expertin geladene Ethikerin Tanja Krones machte darauf aufmerksam, dass es viele verschiedene Arten von Sterbehilfe gebe und jede von ihnen für bestimmte Menschen in bestimmten Situationen gut oder schlecht sein könne. Ruth Baumann-Hölzle wiederum, ebenfalls Ethikerin, wollte die Frage, wie mit dem medizinischen Fortschritt im hohen Alter umzugehen sei, in den Fokus rücken und gab zu bedenken, dass mit lebensverlängernden Massnahmen viel Geld verdient werden kann, dass aber darüber fast keine Auseinandersetzung stattfinde. Die Palliative-Care-Expertin Claudia Gohrbandt appellierte an die Politik: Diese müsse dafür sorgen, dass Leistungen der Palliative Care in allen Institutionen künftig adäquat abgerechnet werden können.

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«Wenn jemand am Sterben ist, zieht er sein Umfeld immer mit ein.» Das sei immer so, egal wie jemand sterbe. Das sagte Bernhard Sutter, Geschäftsführer von «Exit» in der Radio SRF1-Sendung «Fokus» mit dem Titel «Sterbehilfe – eine Überforderung für die Angehörigen?» . Dort diskutierte er mit einem Angehörigen, mit Palliativmediziner und palliative-zh+sh-Co-Präsident Andreas Weber und mit Gabriela Stoppe, Professorin für Alterspsychiatrie und Expertin für Suizid-Prävention. Andreas Weber gab Sutter recht und ergänzte: Es sei dennoch sehr oft so, dass Angehörige besonders Mühe hätten, wenn ein Mensch durch Suizidbeihilfe sterben wolle. Deshalb seien die meisten froh, wenn man Alternativen anbieten könne und dieser Weg am Ende gar nicht gegangen werde. «Aber auch bei jenen, die letztendlich wirklich mit Sterbehilfe gehen, gibt es bei den Angehörigen natürlich beides: Dass sie lange im Nachhinein damit noch Mühe haben, oder aber dass sie danach sagen können, sie seien froh, dass es gewesen sei, wie es war.» Weber betonte, dass am Ende nur wenige von der Suizidbeihilfe Gebrauch machen.
«Ich will davor warnen zu meinen, wenn man eine gute flächendeckende Palliative Care hätte, dann bräuchte es keine Suizidhilfeorganisationen mehr.»
Andreas Weber

Viele der Möglichkeiten, die die moderne Palliative Care bietet, seien derweil viel zu wenig bekannt – und vielerorts fehle es auch tatsächlich an passenden Angeboten. «Aber ich will davor warnen zu meinen, wenn man eine sehr gute flächendeckende Palliative Care hätte, dann bräuchte es Suizidhilfeorganisationen nicht mehr. Ich glaube nach wie vor: Für einige – auch wenn es wenige sind – ist der begleitete Suizid am Ende tatsächlich der richtige Weg.»

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Der Wechsel von Dr. med. Roland Kunz vom Sptial Affoltern ins Stadtspital Waid in Zürich wurde in den lokalen Medien thematisiert. Kunz übernimmt per 1. Februar 2017 den Posten des Chefarztes der Universitären Klinik für Akutgeriatrie am Waidspital (wir berichteten). Der «Anzeiger Bezirk Affoltern» zitiert den Direktor des Spitals Affoltern Michael Buik mit den Worten: «Der Verlust wird riesig gross sein.» Nicht nur Kunz‘ fachliche Kompetenz werde fehlen, sondern auch seine Rolle als Führungsperson und als «Aussenpolitiker» des Spitals. Noch ist unklar, wer die Nachfolge von Roland Kunz in Affoltern antreten wird. An seiner neuen Stelle will Kunz die Anliegen der Geriatrie und jene der Palliative Care näher zusammenbringen, wie er gegenüber pallnetz.ch in einem Interview sagte.

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«Wenn das eigene Kind stirbt: Eltern brauchen bessere Unterstützung», lautet die Überschrift eines Artikels in der Aargauer Zeitung vom Juni. «Wie gut Eltern den schweren Verlust verarbeiten können, hängt auch davon ab, welche Unterstützung die Familie erhält», sagt die Pädiatrische Palliative-Care-Spezialistin Eva Bergsträsser im Beitrag. Den Eltern ist es beispielsweise wichtig, dass Ärzte sie offen und ehrlich über das Schicksal ihrer Kinder informieren. Die Studie «Paediatric End-of-Life Care Needs» (PELICAN) liefert erstmals Zahlen dazu, wo und wie unheilbar kranke Kinder in der Schweiz sterben (wir berichteten). «Insgesamt ist das Ergebnis positiv», sagte Eva Cignacco zur Aargauer Zeitung. Die Privatdozentin am Institut für Pflegewissenschaft der Uni Basel hat die Studie zusammen mit Eva Bergsträsser vom Kinderspital Zürich geleitet. Besonders mit der Schmerztherapie und der Behandlung weiterer Symptome ihrer Kinder seien die Eltern zufrieden. Aber: Nur etwa jedes fünfte Kind stirbt zu Hause, obwohl sich das der Grossteil der Eltern wünschen würde. Vier Fünftel sterben im Spital, meist auf der Intensivstation. Bei etwa 20 Prozent wird in den letzten 24 Stunden vor dem Tod ein Wiederbelebungsversuch durchgeführt. Oft fehlt es nicht nur an Ressourcen, sondern auch an Knowhow. Die Studienleiterinnen schlagen den Aufbau einer kleinen Zahl spezialisierter Teams vor, die neben der direkten Betreuung von Familien auch andere Einrichtungen beraten und unterstützen.

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Ein ungelöstes Problem in der Betreuung am Lebensende wurde in einem erhellenden Artikel im «Tagesanzeiger» thematisiert. Redaktorin Liliane Minor besuchte die Abteilung Alter und Gesundheit (AGE) der Zürcher Justizvollzugsanstalt Pöschwies und berichtete über die Herausforderungen bei der Begleitung der Insassen an ihrem Lebensende. Der Leiter der AGE Roger Huber sagt im Artikel: «Wir haben zunehmend pflegerische Aufgaben.» Doch wenn Gefangene ernsthaft pflegebedürftig werden, dann wird das, was das Gefängnispersonal leisten kann, nicht mehr reichen. Das Problem, wie pflegebedürftige Menschen am Lebensende in Haftanstalten betreut werden können, ist ungelöst. Der Direktor der Pöschwies sagt im TA-Artikel: «Bisher haben wir jeweils individuelle Lösungen gefunden. Aber es wird immer schwieriger.» Der Tod in der Haftanstalt, so haben auch die Ergebnisse der Studie «Lebensende im Justizvollzug» gezeigt, ist ein Tabu. Huber: «Daran haben jene, welche die Verwahrungsinitiative gestartet haben, nicht gedacht.»
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