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Medienschau November 2020

Medienschau November 2020

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild: gme)

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Die Medienschau ist eine Momentaufnahme eines Ausschnittes der öffentlichen Diskussion zum Thema und bietet kurze Zusammenfassungen, zeigt Verknüpfungen auf und soll nicht zuletzt unterhalten und zur weiteren Lektüre der besprochenen Beiträge anregen. Wo vorhanden werden die Links zu den Beiträgen deshalb unter «Links zu den Beiträgen» aufgelistet.

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14. Dezember 2020 / Medien
Wir sind mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Jeden Tag geben die Medien die aktuellen Zahlen der Erkrankten, Hospitalisierten und der Toten bekannt. Über letztere Zahl wurde lange geschwiegen. Dann gab es doch etwas Widerhall: Manche Beiträge gaben den Verstorbenen ein Gesicht, in anderen wurde die Unfähigkeit der Gesellschaft, mit diesen Zahlen empathisch umzugehen, thematisiert. Eine durchzogene Medienbilanz des letzten Monats.
«Meine Mutter war zwar 84, aber sie hätte noch ein paar schöne Jahre vor sich gehabt.» Mit diesen oder ähnlichen Worten äussern sich alle Hinterbliebenen in der «Aargauer Zeitung» (Artikel kostenpflichtig) in einem Porträt über fünf Covid-Verstorbene. Den abstrakten Zahlen setzt dieser Beitrag die Gesichter von Betroffenen gegenüber. Hinter den mittlerweile über 5000 Covid-Opfern in der Schweiz stehen Lebensgeschichten. Etwa jene von Werner Keckeis aus Grabs, der längere Zeit kaum Symptome hatte. Als sich sein Zustand schnell verschlechterte, beschied man ihm im Spital, er solle nicht kommen, wenn er keine akute Atemnot habe. Man sei am Limit. In dieser Zeit nahm seine Lunge jedoch derart Schaden, dass er bei Spitaleintritt einen Herzstillstand erlitt. Nur noch Maschinen hielten ihn am Leben. Sohn und Tochter des 66-Jährigen durften die Intensivstation betreten, um sich zu verabschieden. «Wir mussten ihn sehen, weil wir es nicht glauben konnten. Wir dachten, es müsse ein Missverständnis vorliegen. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass sich sein Zustand so schnell von gesund zu tot verändern konnte», sagt seine Tochter.
Im Artikel kommt auch Alexandar Tzankov, Leiter der Autopsie am Basler Universitätsspital, zu Wort, der die Leichname von zahlreichen Coronatoten untersucht hat. Zwar stellte er bei den meisten Vorerkrankungen fest, doch ohne Covid-19 hätten alle länger gelebt. Er halte die Unterscheidung, ob jemand mit oder am Virus gestorben sei, für akademisch. «Wenn ich eine Krebserkrankung habe und noch ein halbes Jahr lebe und mich ein Auto überfährt, dann mindert das ja auch nicht die Schuld des Autofahrers.»
«Es ist auch verständlich, dass wir nicht bei allen Zahlen gleich heftig reagieren können – weil wir das psychisch nicht bewältigen könnten» Isabelle Noth, evangelische Theologin

Stimmt es denn wirklich, dass wir als Gesellschaft die Todesfälle nach Covid-Erkrankungen einfach so hinnehmen? Theologin Isabelle Noth glaubt das nicht. «Denn hinter jeder Zahl, und das wissen die Menschen, stecken Einzelschicksale, und damit ist sehr viel Leid verbunden. Aber es ist auch verständlich, dass wir nicht bei allen Zahlen gleich heftig reagieren können – weil wir das psychisch nicht bewältigen könnten», erklärt Noth im «Echo der Zeit» von «Radio SRF». Man wisse, dass vom Menschen verschuldete Tode wie Mord oder Krieg am schwersten zu verarbeiten seien und schwere Traumata hinterliessen. Bei Unfällen oder technischem Versagen wisse man aus verschiedenen Studien, dass es trotz des verursachten Leides einfacher sei für die Gesellschaft, damit umzugehen. Die Pandemie hingegen sei neu, man habe damit keine Erfahrung. «Dass man das Gefühl hat, man sei dem Virus ausgeliefert, hat das Grundbedürfnis nach Kontrolle arg strapaziert. Es ist ein schwieriges Sterben.» Während des Lockdowns, als auch alle Langzeitinstitutionen Besuchsverbote ausgesprochen hatten, habe man gemerkt, dass neben dem Erhalt der körperlichen Unversehrtheit der Wunsch nach Bindung eben doch sehr stark und wichtig sei. Es ist ein Abwägen, was wichtiger sei. «Was heisst, wir nehmen den Tod in Kauf? Der Tod gehört zu uns, wir können ihm nicht entkommen. Es ist die Frage nach dem Früher oder Später und unter welchen Umständen. Aber die Lebensqualität einer Person ist mindestens so wichtig wie die Lebensdauer.»

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Die hohen Todeszahlen waren auch Thema in der Sendung «Talk Täglich» des Fernsehsenders «Tele Züri». Gäste im Studio waren Ilona Schmidt, Präsidentin von palliative zh+ sh und Geschäftsführerin des ambulanten spezialisierten Palliativdienstes Palliaviva sowie der Zürcher Pfarrer Michael Wiesmann, Mitinitiant «Erklärung zur Würde des Menschen». Auch sie nehme es so wahr, dass die Todeszahlen kaum zur Kenntnis genommen würden, erklärt Ilona Schmidt. Wiesmann präzisierte, dass man es wohl auch nicht sehen und hören wolle, weil es Angst mache. «Auch das eigene Sterben nehmen viele Menschen – selbst wenn sie dem Tod nahe sind – nicht zur Kenntnis und wollen sich nicht damit beschäftigen», sagt Schmidt. Im Verlauf der Sendung zeigt Wiesmann Verständnis gegenüber der Regierung, die derzeit doch sehr viele verschiedene Aspekte im Auge behalten müsse. Was ihn als Seelsorger irritiere, sei die Art, wie man diese Zahlen thematisiere oder eben gerade nicht thematisiere, und zwar auch in den Medien. Natürlich sei es nötig, die Zahlen zu melden, aber dabei gehe vergessen, dass hinter jeder Zahl ein einzelnes Schicksal stehe, und mittlerweile seien dies Tausende Einzelschicksale, die Löcher in Familien, in Betriebe oder ein Umfeld rissen. «Durch das Schweigen wird das Loch nur noch vergrössert.» Ilona Schmidt macht das Problem im Kanton Zürich im Umstand fest, dass die Gemeinden für die Pflegeheime zuständig sind. Entsprechend habe man 160 verschiedene Situationen zu lösen. «Wir würden den Heimen gern als spezialisiertes Team Unterstützung für die medizinisch-technische Betreuung und die Zeit für Gespräche mit den Bewohnenden anbieten.» Da stehe man jedoch noch in Verhandlungen.

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«Lebt wohl, meine Freunde, war schön mit euch. Leb wohl, Welt, du warst die tollste, in der ich hätte sein können. Leb wohl, Leben, ich hätte kein besseres haben können.» Diese Worte schrieb der an einem Hirntumor erkrankte Dmitrij Panov in seinem letzten Blogeintrag im Oktober 2016. Kurze Zeit später starb der 25-jährige Psychologiestudent. Sein Blog, in dem er sein Sterben dokumentiert, ist bis heute online. «Sterbende wollen gehört werden» , heisst es zu Beginn der Sendung «Kontext» von Radio SRF2. Egal ob im Netz mit einer unbekannten Community oder im direkten Gespräch mit einem sichtbaren Gegenüber. Die Sendung thematisiert die vielen Möglichkeiten, die todkranke Menschen nutzen, um über ihr Sterben zu erzählen. «Lebensgeschichtliches Erzählen», helfe Menschen dabei, ihren Ängsten zu entkommen. Ganz besonders am Lebensende. Vertreterinnen der Palliativ-Care und Seelsorgende sind überzeugt, dass solches Erzählen darauf vorbereitet, das Leben gut abzuschliessen und damit loslassen zu können. Spitäler und Hospize machen sich dies zunutze, indem die Seelsorge eng mit dem Pflegepersonal zusammenarbeitet. Wer Schmerzen hat und dadurch Lebenslust und -sinn verliert, wird von den professionell Zuhörenden auf stärkende Lebenserfahrungen hingewiesen. «Beim Erzählen entdecken Kranke, welche Kraft in ihnen steckt, um mit Schmerzen umzugehen», erzählt der reformierte Seelsorger und Psychotherapeut Pascal Mösli. Das zu erleben, sei auch für ihn als Zuhörer beglückend. Zunehmend an Bedeutung gewinnen auch Erzählcafés. «Wir Lebenden tauschen bei einem Bier, Kaffee oder Tee aus, wie wir über den Tod denken und fühlen. Ziel ist es, die Grenze zwischen Leben und Tod zu diskutieren und den eigenen Horizont zu erweitern», sagt Pfarrer Christian Walti, der sein «Death-Café» in einer Berner Bar betreibt. Er setzt sich mit vielen anderen aus dem Palliativ-Netzwerk dafür ein, dass der öffentliche Dialog über Sterben und Tod nicht wieder an den Rand gedrängt wird.
««Ein schwerwiegender Verlauf einer Covid-19-Infektion betrifft vor allem Menschen mit Vorerkrankungen, häufig mit vorgeschädigten Gefässen im Rahmen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und das sind oft über 80-Jährige.» Heike Bischoff-Ferrari, Altersmedizinerin

Wer über 65 Jahre alt ist, gehört automatisch zu einer der definierten Risikogruppen, die eher mit einem schweren Verlauf bei einer Covid-19-Infektion rechnen müssen. Die Schweizerische Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat die im Frühling erstellten Richtlinien zur Triage angepasst. Die Altersmedizinerin Heike Bischoff-Ferrari begrüsst das. «Weil nicht das Alter allein für die Triage ausschlaggebend sein soll, sondern die Fragilität oder Gebrechlichkeit als zusätzliches Kriterium hinzukommt», sagt sie im Interview mit der «NZZ» Die Fragilität korreliere zwar mit dem Alter, bilde aber das Risiko für Sterblichkeit und Komplikationen deutlich besser ab, erklärt Bischoff-Ferrari, die als Direktorin der Klinik für Geriatrie am Universitätsspital Zürich und Chefärztin der universitären Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid und Triemli tätig ist. Das Risikoalter 65 empfänden viele als stigmatisierend. «Ein schwerwiegender Verlauf einer Covid-19-Infektion betrifft vor allem Menschen mit Vorerkrankungen, häufig mit vorgeschädigten Gefässen im Rahmen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und das sind oft über 80-Jährige.» Am Spruch «Man ist so alt, wie man sich fühlt», sieht sie auch ein Körnchen Wahrheit und verweist auf die europäische Do-Health-Studie. «Wir haben Signale, dass sich Menschen im mediterranen Raum mit 70 alt fühlen und ihre Funktion einschränken. In der Schweiz hingegen werden wir bereits heute jünger älter.» Andere Studien würden zeigen, dass sich die 70- bis 80-jährigen Männer hierzulande 18 Jahre jünger fühlen, als sie sind. Frauen hingegen fühlen sich lediglich 12 Jahre jünger. Es sei wichtig, dass die Gendermedizin auch in der Geratrie Fuss fasse, sagt Heike Bischoff-Ferrari. Männer habe man bislang in der vernachlässigt. Die Knochenkrankheit Osteoporose sei ein gutes Beispiel dafür. «Lange kursierte das Vorurteil, Männer hätten keine Osteoporose. Erst als man sie in Studien einbezog, merkte man, dass das nicht stimmt.»

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Die junge Fotografin Ioanna Sakellarakis hat mit ihrer Kamera eine uralte Tradition ihrer Heimat Griechenland festgehalten: jene der Klagefrauen. Als Sakellarakis Vater starb, reiste die in London lebende 31-Jährige zurück zu ihren Wurzeln und setzte sich mit ihrer eigenen Trauer und den Trauertraditionen in ihrem Heimatland auseinander. Bei ihrer Recherche erfuhr sie von einer Gruppe älterer Frauen, die in abgelegenen Dörfern auf dem Peloponnes noch immer einen alten Beruf ausüben und gegen Honorar um Personen trauern, die sie niemals getroffen haben. Diese Moirologinnen – von «Moíra» Schicksal und «lógos» Sprache werden angefragt, um bei Beerdigungen uralte Lieder zu singen und zu trauern. Sie lotsen die Trauernden so durch die komplexen Rituale des s traditionellen griechischen Totenkults und begleiten die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits. Die Klagen, die sie singen, nenne man «Schicksalslieder», erklärt Sakellaraki im Artikel in der «Deutschen Welle». «Sie entstammen einer langen Tradition und sind eine Art mündlicher Improvisation.» Historisch gesehen bezahlten die Familien die Klagefrauen für diesen Prozess als eine Art von kollektivem Abschied von der Person.» Die Moirologie gründet in den Chören der antiken griechischen Tragödien, bei denen der Hauptsänger zu trauern begann, worauf ein Chor einsetzte. Der Beruf war ausschliesslich Frauen vorbehalten. Hinweise auf professionelle Bestattungssängerinnen finden sich auch im alten Ägypten, wo zwei Frauen, die die Rollen der Göttinnen-Schwestern Isis und Nephtys spielten, bei der Vorbereitung der Toten halfen.
»Wer über Trauer spricht, meint immer auch die Liebe.» Carl Achleitner, Trauerredner

Als Trauerredner hat der österreichische Schauspieler Carl Achleitner schon auf rund 2500 Trauerfeiern Trost gespendet. Aus vielen Nachgesprächen mit den Trauernden wisse er, wie tröstlich ein Begräbnis sein könne, sagt der 57-Jährige in einem Porträt der «Tiroler Tageszeitung». Doch war seine Reaktion, als ihm seine Frau die Stellenanzeige zum Trauerredner am Frühstückstisch vorlas, ein vehementes «Niemals!». Wohl, weil er Angst gehabt habe, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, meint er heute. Achleitner weiss aus eigenem Erleben, dass man nicht immer nur schöne Erinnerungen an einen Verstorbenen hat. Von seinem Vater, der ihn oft prügelte, bis er nicht mehr sitzen konnte, verabschiedete er sich am Grab mit den Worten: «Ich danke dir für alles, was gut war, und versuche dir zu verzeihen, was nicht gut war.» Oft ist er aber auch der Zuhörer, wenn sich andere von ihren Verstorbenen verabschieden. Jeder Mensch hinterlasse Spuren, weiss der Trauerredner und verweist auf das berühmte Zitat von Albert Schweitzer. Es sei vor dem Tod die Zeit, die eigene Geschichte zu gestalten. Nicht immer falle es Trauernden leicht, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Doch Achleitner hat gelernt: «Wer über Trauer spricht, meint immer auch die Liebe».

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Nein, sie arbeite nicht auf der emotionalsten Abteilung, ist Eveline Dätwyler, Leiterin der Palliative Care am Kantonsspital Baden, überzeugt. Auch auf der Geburtenabteilung gebe es viele Emotionen, die mit der Geburt eines Kindes einhergingen, sagt sie im KSB-Blog. Sie erlebt die ganze Bandbreite an Gefühlen: Von Trauer, Wut bis hin zu Glück und schönen Momenten sei alles vorhanden. Im Fokus der Pflege sind die Schmerzen und andere Symptome der Patientinnen und Patienten, die es in den Griff zu bekommen gilt. «Ziel ist es, Lebensqualität zu schaffen, sodass die Patienten wieder nach Hause können.» Man lerne die Patienten sehr gut kennen, aber auch deren Angehörige, und das in einem Lebensabschnitt, der schwierig sei. «Man arbeitet nicht nach Schema, sondern erlebt jeden Tag eine neue Herausforderung.» Doch Eveline Dätwyler schätzt auch die vielen schönen Momente auf der Station 112, der Palliativstation. Man bekomme sehr viel zurück. «Manchmal ist es ein Lächeln, manchmal hört man bewegende Lebensgeschichten, Weisheiten und Philosophien.» Insbesondere den Rat, sein Leben jeden Moment zu leben, seine Wünsche und Träume nicht auf die lange Bank zu schieben, nehme sie sich besonders zu Herzen. «Man bekommt eine andere Einstellung zum Leben.»
Zur Lebensqualität gehört auch, die Patientinnen und Patienten medizinisch so gut einzustellen, dass die Erfüllung von letzten Wünschen möglich wird. Beispielsweise nochmals mit dem Hausboot zu fahren, mit der Playstation zu spielen, auch eine Nothochzeit wurde im Spital schon organisiert. Ja, es gebe bewegende Momente, die auch mal bei den Pflegenden zu Tränen rühren. «Aber grundsätzlich herrscht das Lachen vor, auch mit den Patientinnen und Patienten.» Durch ihren Beruf hat sich Eveline Dätwyler viele Gedanken über den Tod gemacht. «Niemand weiss, wie Sterben geht, könnte man etwas vereinfacht sagen. Aber es gibt viele Therapien, um diesen Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten.»
«Man spürt einen magischen Moment, wenn jemand stirbt» Rea Muri, Pflegefachfrau

Die schöne Geschichte zum Schluss findet sich in einer berührenden Reportage von «Tele 1» zu Allerheiligen aus dem Hospiz Zentralschweiz. Seit Januar beherbergt das in Luzern gelegene Hospiz Menschen in ihrer letzten Lebenszeit. Und das im wahrsten Wortsinn, wie Ärztin und Geschäftsleiterin der Stiftung, Sibylle Jean-Petit-Matile, erzählt. «Ein Hospiz ist eine Gaststätte hoch oben auf einem Berg, die Gäste beherbergt, die von einem Tal ins andere reisen. Das ist bei uns genauso.» Der Leitgedanke des Hauses sei eine umfassende Betreuung der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen. Die Palliative Care biete dafür umfassende Möglichkeiten. Die wichtigsten Grundpfeiler seien Pflege und Spiritual Care, je nach den Bedürfnissen kommen weitere Angebote dazu. Den Tod sieht Pflegefachfrau Rea Muri wie eine Geburt in eine andere Existenzform. «Man spürt einen magischen Moment, wenn jemand stirbt», erzählt sie in der Reportage. Das spüre sie auch, wenn sie den Moment des Sterbens verpasst habe und erst später ins Zimmer trete.
Fernsehjournalistin Sara Wicki interviewt auch die Bestatterinnen von Belorma. Als sie eine verstorbene Patientin im Hospiz abholen, begrüssen die beiden Bestatterinnen die Verstorbene und berühren sie liebevoll am Arm. Sie sei überzeugt, dass noch etwas von der Verstorbenen da sei, erklärt Madlen Heer ihr Vorgehen. «Wir sprechen sie als Menschen an, der gelebt hat und der es wert ist, mit dem Namen angesprochen zu werden.» Nachdem sie die Verstorbene behutsam in den Sarg gelegt haben, lesen sie noch einige Gedanken vor und wünschen ihr, dass sie nun an einem Ort sei, den sie sich gewünscht habe. Im Interview in den Räumlichkeiten der Bestattungsfirma, in der ausschliesslich Frauen arbeiten, erinnern sich die beiden Geschäftsleiterinnen Barbara Karner und Madlen Heer an besondere Abschiednahmen. Etwa jene, als vier Generationen um das Totenbett der Urgrossmutter standen und gemeinsam das Gute-Nacht-Lied sangen, das die Verstorbene jeder Generation beigebracht hatte. 23 Minuten dauert die Reportage, die einem still und geerdet zurücklässt. Unbedingt schauen.
palliative zh+sh, Gabriela Meissner