palliative zh+sh

Sprunglinks/Accesskeys

Medienschau Oktober 2015

Medienschau Oktober 2015

Weitere Infos

Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen im vergangenen Monat. (Bild: palliative zh+sh)

Portrait

Video zum Thema

05. November 2015 / Medien
Viele Beiträge, die in den Regionalmedien im Oktober zu Palliative Care und ähnlichen Themen erschienen sind, hatten mit unseren Gesprächen übers Sterben zu tun. palliative zh+sh veranstaltete zum Welt-Palliative-Care-Tag vom 10. Oktober an sieben Orten in den Kantonen Schaffhausen und Zürich Diskussionen über das Sterben. «Damit soll an einem Tabu gerüttelt und die Bevölkerung für Palliative Care sensibilisiert werden», berichtet das Regionaljournal Zürich Schaffhausen von Radio SRF. Einige Medien haben bereits im Vorfeld mit Hintergrundartikeln aufs Thema hingewiesen: Der «Landbote» spricht mit Elisabeth Fankhauser, Pflegefachfrau und Vorstandsmitglied von palliative zh+sh, unter anderem über die Angst vor dem Tod. «Viele Leute sagen mir, dass sie gar keine Angst vor dem Tod haben, sondern Angst vor dem Sterben. Sie fürchten das Leiden, das damit verbunden sein könnte. Darum finde ich es ganz wichtig, sie darüber aufzuklären, dass und wie das Leiden mit Palliative Care gemildert werden kann.» Die Ingenbohl-Schwester Elisabeth Müggler, Pflegeexpertin und Sterbebegleiterin, gibt in einem grossen Interview mit der «Limmattaler Zeitung» zu, sie habe auch ein mulmiges Gefühl, wenn sie ans Sterben denke. Der Grund: «Die Ungewissheit, was mich erwartet. Ich habe als Sterbebegleiterin am letzten Wochenende einem Mann in dessen letzten Augenblicken beigestanden, der in Würde sterben konnte. So möchte ich es auch erleben.» Die «Schaffhauser Nachrichten» bringen ein Porträt eines 65-jährigen Mannes, der an Multipler Sklerose erkrankt ist. Wenn er sich einst nicht mehr ausdrücken und bewegen könne, würde er «lieber einen Schlussstrich ziehen und in Würde sterben». In den Berichten über die Anlässe ist durchwegs von interessanten Diskussionen die Rede, die zwar tiefgründig, aber nicht deprimierend, sondern im Gegenteil «erleichternd» wirkten («Limmattaler»). Es wurde sogar gelacht. Andreas Kurz, Redaktor beim «Zürcher Oberländer», schreibt: Ein Gesprächsteilnehmer habe erzählt, dass sich seine Mutter partout nicht habe kremieren lassen wollen – im Gegensatz zum Vater. Sie belege nun auf dem Friedhof das Grab neben seinem Schulkollegen. «Jetzt liegt sie neben einem Jüngeren.»

***

Vor gut einem Jahr ist das Pallifon lanciert worden, die erste kostenlose Notfallnummer für Palliativpatienten, ihre Angehörigen und Betreuungspersonen. Die «Zürichsee-Zeitung» zieht zusammen mit Beat Ritschard, Stiftungsrat und Geschäftsführer der Economic Foundation Zürich Park Side, ein erstes Fazit. Einerseits habe das Angebot in den Regionen Zimmerberg, Knonauer Amt, March-Höfe, Rigi-Mythen und Einsiedeln schnell Anklang gefunden. Laut Ritschard erhalten sie pro Woche fünf bis sechs Anrufe. Nun soll das Angebot auch auf andere Regionen und schliesslich auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden. Andererseits sei das Pallifon immer noch zu wenig bekannt. «Wir würden gerne einen besseren Zugang zu den Hausärzten finden und ihnen klarmachen, dass wir kein Konkurrenzprodukt darstellen», so Ritschard. Die Stiftung will nun Ärzte, Spitäler und Spitexdienste gezielt informieren. Das Pallifon wird von der Ärztefon AG betreut. Zur Trägerschaft gehört neben der gemeinnützigen Stiftung Zürich Park Side auch ein Team aus Palliative-Care-Fachpersonen.

***

Im Oktober hat der «Economist» zum zweiten Mal den Quality of Death Index veröffentlicht. Mit dieser Rangliste werden 80 Länder bezüglich ihrer Palliative-Care-Angebote bewertet. Die Schweiz liegt auf dem 15. von 80 Rängen. Watson-Redaktor Roman Rey fragt sich: «Wie kommen wir zu der mittelmässigen Platzierung? Wir haben doch eines der besten Gesundheitssysteme der Welt.» Steffen Eychmüller, Arzt und Vize-Präsident von palliative ch, sagt auf Anfrage, das Image von Palliative Care sei immer noch schlecht. «Man sagt und denkt: ‹es tötelet›». In der öffentlichen Wahrnehmung hat die Schweiz nämlich keine gute Note erhalten. Monika Obrist, Co-Präsidentin und Geschäftsleiterin von palliative zh+sh, sieht noch weitere Gründe, warum die reiche Schweiz in Palliative Care keine Musterschülerin ist: Die Angebote seien in den verschiedenen Kantonen sehr unterschiedlich ausgebaut, sagt sie auf pallnetz.ch. «Vor allem fehlt ein strukturiertes Angebot an qualifizierter Palliative-Care-Beratung und vorausschauender Planung.» Zudem sei die ambulante Grundversorgung der Spitex zwar durch das KVG gesichert. Sobald jedoch spezialisierte Palliative Care oder eine 24-Stunden-Betreuung nötig werden, fielen für die Betroffenen hohe Kosten an. Simon Peng-Keller, neuer Spiritual-Care-Professor in Zürich, nimmt in einem Gastkommentar im «Bündner Tagblatt» ebenfalls Stellung zur Schweizer Sterbensqualität. Die Forderung der WHO, bei der Unterstützung von Sterbenden auch die spirituelle Dimension mitzuberücksichtigen, sei zwar beim Bundesamt für Gesundheit, nicht aber in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Die Sterbequalität eines Landes zeige sich auch darin, ob psychosoziale und spirituelle Begleitung in gesundheitspolitische Planungen einbezogen werden. «Zu den Widersprüchen der aktuellen Situation gehört es, dass zwar eine grosse Mehrheit der Bevölkerung wünscht, zu Hause sterben zu können, es jedoch trotz einer wachsenden Verfügbarkeit ambulanter Pflege oft schwierig ist, diesen Wunsch zu erfüllen. Das hat nicht zuletzt finanzielle Gründe.» Pengs Kommentar ist leider nicht online verfügbar.

***

Passend zu Allerseelen rückten mehrere Schweizer Tageszeitungen Sterbebegleitende in den Fokus. Die «Neue Zuger Zeitung» porträtiert die Freiwillige Gabriela Rüegg, eine 52-jährige Direktionsassistentin, die zwei Mal im Monat Schwerkranke und Sterbende in ihren letzten Stunden unterstützt. Warum sie das macht? «Der Tod meiner Mutter mitzuerleben, empfand ich als sehr einschneidend, vergleichbar mit der Geburt unseres Sohnes.» Auch die lange Trauerphase danach habe sie bewogen, bei Hospiz Zug als Begleitende einzusteigen. Die «Aargauer Zeitung» lässt den 41-jährigen Palliativmediziner Hagen Scheerle-Hofmann, leitender Arzt des Pflegeheims Rheinfelden, im Interview zu Wort kommen. Er sagt, es brauche die Bereitschaft sich als Arzt auf das Thema Tod einzulassen, wenn man Palliativmedizin machen wolle. «Und es braucht eine Offenheit, über das Sterben und den Tod mit den Patienten und Angehörigen zu reden. Das liegt nicht allen.» Es sei schwierig, ans Bett eines Patienten zu treten und zu sagen: Jetzt wird es endgültig. In der «Berner Zeitung» schliesslich nimmt Pfarrerin Ursula Stocker Stellung, die in einer Palliative-Care-Abteilung in Bern Schwerkranke in ihren letzten Tagen begleitet. «Sterben muss am Schluss jede und jeder für sich. Deshalb habe ich Mühe mit dem Wort Sterbebegleitung, ich sage lieber, ich bin Lebensbegleiterin bis zum Tod.»

***

Ebenfalls mehrere Schweizer Tageszeitungen griffen die Thematik der pflegenden Angehörigen auf. Die Westschweizer Kantone hatten erstmals zusammen den 30. Oktober als Tag den pflegenden Angehörigen gewidmet. Die «Freiburger Nachrichten» zeigen einen heute 56-jährigen, ehemaligen Manager, der vor sechs Jahren eine schwere Hirnblutung erlitt. Auf den Spitalaufenthalt folgten Monate in einer Rehaklinik, bis er nach Hause konnte. Dort organisierte seine Frau die Therapien und Aufenthalte in einem Tagesheim. Zudem pflegte, wusch und fütterte sie ihn. «Und er musste sich von seiner Ehefrau pflegen, waschen und füttern lassen», heisst es im Artikel. Die Frau arbeitete nebenher noch 50 Prozent. Sie habe ein Leben neben der Pflege gebraucht, sagt sie. «Wenn sich alles nur noch um das dreht, geht es nicht.» Die welschen Kantone wollten die enorme Arbeit anerkennen, die betreuende Angehörige leisten, sagt die Freiburger Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre im Interview. «Unsere Gesellschaft würde ohne sie nicht funktionieren.» Der «Zürcher Unterländer» berichtet von einem Anlass des Rufnetzes Rafzerfeld, eines Vereins zur Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden. 81 Prozent der unbezahlten Pflegearbeit übernimmt die Familie, nur 19 Prozent leisten bezahlte Pflegende. Referentin Evelyn Rieder, Pflegefachfrau und Dozentin an der ZHAW, sagt: «Meine Erfahrung zeigt, dass man sich als Angehöriger oft selber vergisst. Die Regenerationsphase ist sehr wichtig und die Auszeit muss man langfristig planen.» Der Artikel ist leider nicht online verfügbar.

***

Ein Gesetzesentwurf der deutschen Bundesregierung soll die Hospiz- und Palliativpflege stärken. 200 Millionen Euro sollen die Reformen kosten. Geplant sind ein Bündel von Massnahmen, wie «Deutschlandradio Kultur» meldet: Die Hospize erhalten mehr Geld, ambulante Dienste werden stärker unterstützt, Bürokratie wird ab- und die Zusammenarbeit zwischen Pflege, Hospiz und Palliativmedizin ausgebaut. In Hospizen und auf Palliativstationen fehlen tausende Betten, schätzen Experten. Nicht einmal jeder Zweite, der Anspruch auf ambulante Betreuung Zuhause hat, bekommt sie. «Letzte Tage, gute Tage?», eine kritische Reportage des ZDF überprüft die aktuelle Palliativversorgung in Deutschland. Der Film beginnt auf einem Fischkutter. Das Friedel-Orth-Hospiz in Jever erfüllt seinem «Gast» Gerold Otten den grössten Wunsch. Der 48-jährige möchte noch einmal auf hoher See fischen. Der Krebskranke fühlt sich wohl in der Institution, in der auf einen Patienten praktisch eine Pflegeperson kommt. Jedoch nur drei Prozent der 900‘000 Menschen in Deutschland sterben jährlich in einem Hospiz. Journalistin Annette Hoth geht der Fragen nach, was mit den 97 restlichen Prozent geschieht. Am anderen Ende der Skala, in einem Pflegeheim stösst Hoth auf Missstände. Der Geschäftsführer eines Seniorenwohnparks kann lediglich garantieren, dass die Bewohnerinnen und Bewohner satt und sauber sind. Um Sterbenden zuzuhören oder bei ihnen zu sitzen, reicht die Zeit nicht. «Ärzte und Pflegekräfte in den Heimen sind auch überfordert, wenn es ans Sterben geht», stellt die Reporterin fest. Das habe sie erschreckt. Davon, dass es auch ambulante Palliativmedizin gibt, haben weder Heimleitung noch Personal gehört. Der Film begleitet eine Hausärztin mit Spezialisierung in Palliativmedizin bei Hausbesuchen. Der Gesetzesentwurf will mehr Palliativ-Fachleute aufs Land locken. «Das reicht natürlich nicht», sagt die Hausärztin. Ärzte und Pflegende müssen erst mit dem Palliativgedanken in Kontakt kommen. Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner seien Sterbende zweiter Klasse, kommt der Film zum Schluss. Da sie offiziell als versorgt gelten, werde eine Verlegung ins Hospiz nicht bewilligt.

***

Der deutsche Bundestag stimmt am 6. November über vier Entwürfe ab, welche die Suizidbeihilfe gesetzlich regeln wollen. Der nahende Termin heizte die Debatte in den deutschen Medien im Oktober noch einmal an. Die Gegner des assistierten Suizids argumentieren beispielsweise wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im «Deutschlandfunk». Für ihn steht der Schutz des Lebens, egal in welcher Form, im Zentrum. Er will «das geschäftsmässige Angebot einer Selbsttötungsbeihilfe unter Strafe stellen, weil ich glaube, dies berührt die Wertschätzung für Leben». Damit unterstützt er den Entwurf einer Gruppe um die Bundestagsabgeordneten Michael Brand (CDU) und Kerstin Griese (SPD), der am meisten Aussicht auf eine Mehrheit hat. Der Vorschlag konzentriert sich auf die «geschäftsmässige Suizidassistenz» und will Vereinen und Einzelpersonen diese verbieten. Die Brand/Griese-Gruppe bezeichnet ihren Entwurf als «Entwurf der Mitte». Er bewegt sich zwischen den anderen Entwürfen, die entweder ein Totalverbot jeder Suizidhilfe oder grössere Freiräume für helfende Ärzte oder nichtkommerzielle Vereine vorsehen. Gita Neumann, Referentin für Lebenshilfe und Humanes Sterben beim Humanistischen Verband, sagt gegenüber dem «Deutschlandfunk»: «Wenn ein Mensch wirklich sterben will, dann wird ihn nichts davon abhalten.» Es sei menschenfreundlich, dabei zu helfen, dass der Tod so schmerzfrei und leicht wie möglich herbeigeführt werde. In die Debatte schaltete sich im Oktober auch noch ein bereits Verstorbener ein. Der CDU-Politiker Wolfgang Kramer nahm sich im September mit Hilfe von Dignitas in Pfäffikon ZH das Leben. Einen Monat danach wurde ein offener Brief, den Kramer kurz vor seinem Tod an Bundestagspräsident Norbert Lammert geschrieben hatte, veröffentlicht. «Ich wähle den Freitod, weil ich eine Spinalkanalverengung an vier Halswirbeln habe und allmählich in die Lähmung hineinwachse», schrieb er laut der «Handelszeitung». In schwerer Krankheit könne der Mensch nicht gezwungen werden, gegen seinen Willen weiterzuleben. Die bis anhin in Deutschland geltende gesetzliche Regelung erlaubt indirekte Sterbehilfe, also zum Beispiel die Behandlung von Schmerzen, die in Kauf nimmt, dass sie tödliche Folgen haben wird, oder auch passive Sterbehilfe durch Unterlassen notwendiger Behandlung. Aktive Sterbehilfe, also die Giftspritze durch den Arzt, ist und bleibt verboten. Ärzte, die Beihilfe zum Suizid leisten, droht die Hälfte der Landesärztekammern mit Entzug der Zulassung. Wie die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) schreibt, gebe es zwar «grundsätzlich keinen Grund für eine Verschärfung des gültigen Strafrechts». Aus Sicht der DGP sei der Entwurf von Brand und Griese der geeignetste Entwurf, sofern eine Änderung unumgänglich sei. Notwendig sei aber eine Differenzierung des Begriffs «Sterbehilfe». Palliativversorgung sei ja auch Sterbehilfe, aber eben Hilfe beim Sterben und nicht Hilfe zum Sterben. Die Abstimmung dürfte spannend werden. Die vier Gesetzesentwürfe lassen sich nicht einer Partei oder Fraktion zuordnen. Für die Abstimmung ist denn auch der Fraktionszwang aufgehoben.

***

Die angeheizte Sterbehilfe-Debatte in Deutschland hat auch Auswirkungen auf die Schweiz. In einem sorgfältig recherchierten Artikel, der leider einen holprigen Titel trägt («Drücken deutsche Sterbehilfe-Gesetze auf Schweizer Praxis?»), spricht swissinfo.ch mit den wichtigsten Playern. Die Organisationen in der Schweiz behielten den Ausgang der Debatten in Deutschland und Grossbritannien – das britische Parlament lehnte im September die Legalisierung der Sterbehilfe für unheilbar Kranke ab – scharf im Auge. Erika Preisig, Gründerin und Vize-Präsidentin des Vereins Lifecircle, der unter dem Namen Eternal Spirit auch Freitodbegleitungen anbietet, erzählt, sie habe 2014 dreizehn Personen aus Deutschland und drei aus Grossbritannien begleitet. Auch wenn Deutschland die Sterbehilfe faktisch verbiete, werde sie weiterhin Sterbewillige aus Deutschland helfen. «Wenn ich […] jemandem helfe, zum Sterben in die Schweiz zu kommen, werde ich nicht mehr nach Deutschland einreisen können.» Die Organisation Sterbehilfe Deutschland hat vorsorglich ein Büro in Zürich eröffnet und werde notfalls von hier aus tätig sein, sagt Gründer Roger Kusch, Ex-CDU-Politiker. Dignitas ist die grösste Schweizer Sterbehilfeorganisation, die auch Ausländer in den Tod begleitet. Sie hat Ende September, Anfang Oktober mit Plakaten und Werbevideos in Berliner U-Bahnhöfen auf ihr Angebot aufmerksam gemacht, wie unter anderen der «Tages-Anzeiger» berichtete. Die Berliner Verkehrsbetriebe liessen die Werbung jedoch wieder entfernen. Begründung: Die Kampagne sei geschmacklos und hätte niemals in den öffentlichen Raum gehört. Exit begleitet hingegen nur Schweizerinnen und Schweizer in den Tod. Aber ihr Geschäftsleiter Bernhard Sutter verfolgt die Debatte im Nachbarland dennoch genau. «Die Köpfe hinter der strikten Vorlage haben den Draht zu den Menschen in Deutschland verloren.» Denn der Grossteil der deutschen Bevölkerung befürwortet die passive Suizidbeihilfe.

***

Häufig bringen englischsprachige Blogs zentrale Fragen der Palliative Care leicht verständlich und packend geschrieben auf den Punkt, so auch letzten Monat. Drei Beispiele: Patienten auf den Tod vorbereiten gehöre ebenso zu ihren Aufgaben wie Leben retten, schreibt Shoshana Ungerleider, eine junge Ärztin aus Kalifornien. Sie beschreibt in einem Blog auf vox.com, wie sie zu dieser Erkenntnis gelangte. Auslöser war ein 72-jähriger Patient mit Krebs im Endstadium, der in der Intensivstation lag und weinte. Er habe ein erfülltes Leben gehabt. Nun sei sein einziger Wunsch, nach Hause zu gehen. Für die Ärztin war das ein Schlüsselmoment: «Weshalb haben wir es verpasst, einen Schritt von den Diagnosen, Behandlungsmöglichkeiten, Labor- und Bildresultaten zurückzutreten und die wichtigste von allen Fragen zu stellen?» Zurück zu den Hausbesuchen!, fordert Sandeep Jauhar. Der amerikanische Kardiologe plädiert in der New York Times für die Rückkehr zu den guten alten Zeiten, in denen Ärzte noch Hausbesuche gemacht haben. Einst seien sie aus Kostengründen abgeschafft worden. «Wenn wir die Hausbesuche wiederbeleben, werden die Einsparungen fürs gesamte Gesundheitssystem unter dem Strich enorm sein. Von den positiven Auswirkungen auf die Patienten einmal abgesehen.» Die amerikanische Gesundheitsexpertin Carol Levine ergründet in ihrem Blog auf medcitynews.com, weshalb der Übergang vom Spital nach Hause oder von einer Rehabilitationsklinik in ein Pflegeheim für Patienten schwierig, aber jener am schwierigsten sei, der mit einer Änderung der Pflegeziele einhergeht. Meistens bedeute dies für den Patienten, einer kurativen Therapie Palliativmedizin hinzuzufügen oder in ein Hospiz zu wechseln. Am wichtigsten für Fachleute sei es, gegenüber Laien die Schlüsselelemente Schmerzlinderung und verbesserte Lebensqualität zu erwähnen. Zudem müssten folgende Märchen über Palliative Care richtig gestellt werden: Palliative Care ist nur für Sterbende. Es bedeutet, die Hoffnung aufzugeben. Damit spart das Gesundheitssystem Geld. «Patienten und pflegende Angehörige brauchen klare und leicht verständliche Informationen. Fachpersonen sollten Patienten und ihren Familien diesen Übergang erleichtern, indem sie das Gespräch mit ihnen so früh wie möglich suchen und nicht erst, wenn die Notfallsituation eingetroffen ist.»
palliative zh+sh, Sabine Arnold