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Medienschau September 2017

Medienschau September 2017

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des verganenen Monats. (Bild: palliative zh+sh, ei)

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Unter dem Titel «Medienschau» bietet palliative zh+sh regelmässig einen (unvollständigen) Überblick über die Berichterstattung in verschiedenen Medien zu Palliative Care und verwandten Themen.

Die Medienschau ist eine Momentaufnahme eines Ausschnittes der öffentlichen Diskussion zum Thema und bietet kurze Zusammenfassungen, zeigt Verknüpfungen auf und soll nicht zuletzt unterhalten und zur weiteren Lektüre der besprochenen Beiträge anregen. Wo vorhanden, werden die Links zu den Beiträgen deshalb in der rechten Spalte aufgelistet.

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06. Oktober 2017 / Medien
Das Regionaljournal Zürich Schaffhausen und SRF4 News von Radio SRF berichteten über den Stand der Entwicklungen beim «Pallifon». Die bisherige Zahl der Anrufe liegt unter den Erwartungen, was jedoch von den Betreibern nicht auf ein fehlendes Bedürfnis zurückgeführt wird, sondern darauf, dass viele Betroffene den Notfall-Telefondienst noch nicht kennen. Aus Ressourcengründen habe man nur wenig Werbung machen können, erklärt Beat Ritschard von der Foundation Zürich Parkside, der Trägerin des Pallifons. Da brauche es noch grössere Bemühungen. «Wir müssen die Leute permanent auf das Angebot hinweisen.» Die Initianten sind überzeugt, dass das Pallifon durchaus einem Bedürfnis entspricht und wollen den Dienst in weiteren Regionen anbieten, am liebsten schweizweit – möglicherweise in Kooperation mit palliative ch.
Ein grosses Porträt über den langjährigen Vizepräsidenten von palliative ch Steffen Eychmüller erschien im Berner «Bund». Eychmüller, der das Palliativzentrum am Berner Inselspital leitet, erklärt darin, worum es in der Palliative Care und am Ende eines Lebens letztlich geht. In seinen Ausführungen schafft er es, deutlich zu machen, dass Fachpersonen bei Palliativpatientinnen und -patienten neben den medizinischen unbedingt auch andere Aspekte ansprechen und mit einbeziehen sollten. Wenn ein Patient auf seine Abteilung komme, werde erst einmal geredet – und zwar über seine Erwartungen. «Das Einfachste, um sich der Einzigartigkeit eines Menschen zu nähern, ist, sich hinzusetzen und zuzuhören.» Man müsse nicht immer gleich «etwas tun». Es gelte herauszufinden, was den einzelnen Menschen Kraft gebe, was ihnen Freude mache. Er sei überzeugt, sagt Eychmüller, dass ein medizinisches Konzept, das Spitzenmedizin und Wissenschaftlichkeit ebenso wie die Ebenen des Psychosozialen und der Spiritualität integriere, sehr reich sei.
«Das Einfachste, um sich der Einzigartigkeit eines Menschen zu nähern, ist, sich hinzusetzen und zuzuhören.»
Steffen Eychmüller

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Die Einzigartigkeit der Menschen ist auch in einem Gespräch mit Karin Kaspers Elekes in den «Kreuzlinger Nachrichten» mehrfach Thema. Die Spitalseelsorgerin und Präsidentin von palliative ostschweiz wurde anlässlich der Wanderausstellung Palliative Care im Kantonsspital Münsterlingen interviewt. Die Reaktionen der Menschen seien bei einem Eintritt in die Palliativstation «so individuell wie die Patientin oder der Patient selbst». Sicherheit vermitteln könne den Betroffenen, dass sie ganzheitlich wahrgenommen werden. In der Palliative Care finde eine «umfassende Behandlung und Begleitung in allen Dimensionen des Menschseins, körperlich, seelisch, sozial und spirituell statt». Kaspers Elekes betont im Interview, dass es in der Palliative Care nicht nur um eine Begleitung der letzten Lebenstage und des Sterbemomentes gehe, sondern der ganzen letzten Lebensphase «von der Diagnose bis zum Tod und für die Angehörigen über diesen Zeitpunkt hinaus».

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Nicht über Palliative Care, aber über den Tod und das Sterben äusserte sich die Radiofrau Franziska von Grüningen im «Landboten». Genauer: Über das Reden über Tod und Sterben. Die Mutter der vierjährigen Lotta schreibt in einem eindrücklichen persönlichen Text darüber, wie sehr ihre Tochter das Thema Tod zurzeit beschäftige. Und wie sie dabei eine neue Leidenschaft entwickelt habe: «Sie bastelt Büechli für Menschen, die sie gerne hat. Büechli voller eigener Zeichnungen ‘für wänns mal schterbed’.» Mit ernster Miene diktiere Lotta jeweils ihrer Mutter Widmungen. Da ihre Tochter alles ganz genau wissen wolle, rede sie sehr oft mit ihr über den Tod, so von Grüningen. Lotta scheint der Vorstellung von Tod und Verlust die grosse Bedrohung ein wenig nehmen zu können. Ein berührender Einblick.

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Ebenfalls im «Landboten» erschien eine Geschichte über eine Frau, die schon in sehr jungen Jahren ihren Partner verlor. Um seinen Krebstod zu verarbeiten, unternahm Kristina Loncar eine abenteuerliche Velofahrt in Island. Die Tour stellte sie in den Dienst des Vereins Palliative Care Winterthur-Andelfingen, einer Regionalgruppe von palliative zh+sh. Über eine Fundraising-Plattform sammelte sie mit ihrer Aktion Geld, das sie dem Verein spenden will. Denn die Mitglieder des Teams «haben unglaublich viel geleistet», so Loncar. «Für junge Menschen gibt es fast keinen Ort, wo sie sterben können.» In einer Situation, in der sie am Anschlag gewesen sei, habe ihrem Freund das Team viel Lebensqualität gegeben.

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Die palliative Versorgung in der Region wurde auch in der «Zürichsee-Zeitung» thematisiert, da das Paracelsus-Spital in Richterswil seinen Status als Kompetenzzentrum für Palliative Care per 2018 verlieren soll. Gegenüber der Zeitung versichert der Spitaldirektor Jens Weber, für Palliativpatienten werde sich dennoch nichts ändern. «Palliativpatienten, meist Krebspatienten, sind bei uns eingebunden in die akutsomatische Betreuung», so Weber. Den Leistungsauftrag für Palliative Care habe man gar nie benutzt, die Anforderungen an ein Kompetenzzentrum seien enorm hoch.

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In Bern ist vor allem die ambulante Versorgung nach wie vor ein grosses Thema. Wie die «Berner Zeitung» BZ berichtete, entschied der Grosse Rat einstimmig, den Modellversuch für ambulante Palliativversorgung im Kanton Bern vorerst weiterzuführen. «Komplett über den Berg ist der Modellversuch aber noch nicht», schreibt die BZ. Der Versuch war im Frühling im Rahmen eines Sparpaktes sistiert worden. Nach dem aktuellsten Entscheid finde sich die Streichung des Projekts zwar nicht unter den 155 definierten Sparmassnahmen, jedoch werde es als weitergehende Sparmöglichkeit aufgeführt. Möglicherweise wird der Rat also im November auf den Entscheid noch einmal zurückkommen.

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«Es ist nicht haltbar, freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit pauschal mit dem Etikett ‘Sterbefasten’ zu versehen.»
Fehn / Fringer

In der Schweizerischen Ärztezeitung schrieben Sabrina Fehn und André Fringer über die «Notwendigkeit, Sterbefasten differenzierter zu betrachten». In ihrem Artikel stellen sie «vier verschiedene Formen des freiwilligen Verzichts auf Nahrung und Flüssigkeit» FVNF dar: die «explizite Form des Verzichts: FVNF», die «implizite Form des Verzichts: (F)VNF», die «stigmatisierte und verheimlichte Form: FV(N)F» und der «natürliche Prozess: FVN(F)». Die vier Formen konnten Fehn und Fringer in der Analyse «aktueller Situationen» identifizieren. Mit der Differenzierung weisen sie darauf hin, «dass es nicht haltbar ist, freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit pauschal mit dem Etikett ‘Sterbefasten’ zu versehen». Um mit der Entscheidung von Betroffenen professionell umzugehen, sei es von zentraler Bedeutung, zunächst eindeutige Definitionen der vier spezifischen Formen zu entwickeln. «Wichtig ist auch, Fachpersonen in Bezug auf die Kommunikation bei expliziten, vor allem aber bei impliziten Formen des FVNF zu sensibilisieren.» Auch die Rolle der Angehörigen wird im Artikel thematisiert. «Unsere Untersuchungen zeigen, dass Angehörige Einfluss auf die Entscheidung der betroffenen Person zu nehmen versuchen und somit auch einen wichtigen Faktor bei der Durchführung des FVNF darstellen.»

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In der Onlineausgabe des deutschen «Spiegels» erschien ein Artikel mit dem Titel «Gut betreut sterben». Er ist ein eigentliches Erklärstück und gibt eine Übersicht über die Entstehung, die Entwicklung und den Bedarf von Palliative Care in Deutschland. Denn: «Wenn Menschen unheilbar krank sind, sollten sie palliativmedizinisch versorgt werden. Welche Angebote es gibt und wie man sie nutzt, ist für Patienten und Angehörige allerdings nur schwer zu überblicken.» Der Artikel zeigt aber nicht nur auf, welche Angebote es gibt und wie sie entstanden sind, sondern sein Autor hält auch den Finger auf wunde Punkte. «Im Vergleich zu Hospizen ist die Betreuung in Heimen allerdings weniger intensiv, weil der Personalschlüssel geringer ist und Pflegekräfte häufig unterbesetzt sind.» Dies kritisiere auch der Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes: «Pflegeeinrichtungen sind im Hospiz- und Palliativgesetz so gut wie vergessen worden.» Auch wenn die palliative Versorgung in Deutschland heute deutlich besser sei als noch vor zehn Jahren, sei der Nachholbedarf an bestimmten Angeboten je nach Region gross, heisst es im Artikel.

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Beispielsweise Bayern gehört zu jenen Regionen mit grossem Nachholbedarf. Über einen «weiteren Ausbau der Palliativmedizin» berichtete der Bayrische Rundfunk und auch die Süddeutsche Zeitung berichtete über neu entstandene palliativmedizinische Angebote in der Region. So seien teilweise Bettenzahlen in bestehenden Palliativstationen erhöht oder neue spezialisierte Abteilungen eingerichtet worden. Und auch ein mobiler Dienst habe seine Arbeit kürzlich aufgenommen. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml sagte: «Unsere Botschaft ist: Wir lassen Schwerstkranke am Ende ihres Lebens nicht allein.»

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«Wir wollen, dass die Menschen dort sterben, so sie es wünschen.»
Marie Ryšková

Das Europäische Parlament zeichnete derweil einen tschechischen mobilen Hospizdienst mit dem «Europäischen Bürgerpreis» aus. Laut dem Sender «Radio Praha» habe es bisher in Tschechien kaum Hospiz- und Palliativmedizin gegeben. Die Organisation «Strom života» wurde vor drei Jahren von Marie Ryšková gegründet, nachdem sie als Nahestehende eines sterbenden Menschen schlechte Erfahrungen in der Betreuung Schwerstkranker gemacht hatte. «Wir wollen, dass die Menschen dort sterben, so sie es wünschen, das heisst in ihrem Bett und unter ihren Nächsten», sagte Ryšková gegenüber dem Radiosender. Sie habe das Gefühl, dass sich auf dem Gebiet der Palliative Care in Tschechien langsam etwas tue. «Trotzdem stehen wir noch am Anfang und vor einem riesigen Berg an Arbeit.» Es fehle an Betten für spezialisierte Palliative Care in Krankenhäusern, an stationären und mobilen Hospizen. «Strom života» lebt zum Grossteil von Spenden und Subventionen verschiedener Stiftungen.

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Zur Wirkung von Cannabis für den Einsatz in der Schmerz- und Palliativmedizin erschien auf dem Portal «Gesundheitsstadt Berlin» ein Beitrag. Eine Untersuchung, über die bereits im Deutschen Ärzteblatt geschrieben worden war, zeigte, dass sich Cannabis als weniger wirksam als erhofft erweise. Prof. Winfired Häuser vom Klinikum Saarbrücken und sein Team hatten 13 vorhandene Studien ausgewertet und waren zum Schluss gekommen: «Es besteht eine Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von Cannabisprodukten in der Schmerz- und Palliativmedizin und den Ergebnissen von systematischen Übersichtsarbeiten und prospektiven Beobachtungsstudien nach den Standards der evidenzbasierten Medizin.»
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