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Freiwilligendienste pflegen eine enge Vernetzung

Freiwilligendienste pflegen eine enge Vernetzung

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Olaf Schulz (links) und Livia de Toffol von Palliaviva waren zu Gast bei einem Treffen der Freiwilligendienste.

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26. August 2019 / Region
Bei der Begleitung von schwerkranken Menschen leisten Freiwillige wertvolle Arbeit und entlasten nicht nur die Angehörigen, sondern auch die Versorgungsnetze. Die verschiedenen Gruppen und Vereine, die freiwillige Begleitung in den Kantonen Zürich und Schaffhausen anbieten, sind untereinander gut vernetzt und treffen sich regelmässig. Beim letzten Treffen war ein mobiles Palliative-Care-Team zu Gast.
Palliative Care ist geprägt von der interdisziplinären Zusammenarbeit. Nebst einem multiprofessionellen Team leisten auch zahlreiche Freiwillige einen wichtigen Beitrag in der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden. Sie schenken Betroffenen Zeit und Aufmerksamkeit und entlasten durch Einsätze am Tag und auch in der Nacht Angehörige und Pflegeteams. Acht Organisationen bieten im Kanton Zürich ein flächendeckendes Netz an ausgebildeten freiwilligen Begleiterinnen und Begleitern. Im Kanton Schaffhausen ist es eine Vereinigung.
«Es ist wichtig, dass nicht jeder Verein das Rad neu erfinden muss». Ursula Jarvis, Präsidentin wabe Knonaueramt

Vor gut fünf Jahren begannen diese insgesamt neun Freiwilligendienste, sich untereinander mehr zu vernetzen. Vier Mal pro Jahr treffen sich Verantwortliche der verschiedenen Organisationen, um sich auszutauschen, beispielsweise über Weiterbildungen, Schwierigkeiten, genauso wie über erfreuliche Entwicklungen, personelle Veränderungen oder Veranstaltungen in den einzelnen Regionen. «Uns allen ist wichtig, dass nicht jeder Verein im Alleingang das Rad neu erfinden muss», erklärte Ursula Jarvis, Präsidentin von wabe Knonaueramt und Gastgeberin des kürzlich erfolgten Treffens Mitte August in Mettmenstetten. Die Diskussion erfolgt anhand einer Traktandenliste, jede Zusammenkunft wird protokolliert.

Eine stehen gebliebene S-Bahn auf der Strecke ins Knonaueramt hatte dafür gesorgt, dass die Gruppe an diesem Montagnachmittag im kleinen Rahmen blieb. Nichtsdestotrotz gab es aus den anwesenden Vereinigungen viel zu berichten. Patricia Rohrbach Graf von der Vereinigung Begleitung Kranker Winterthur-Andelfingen (VBK) freute sich, dass ihre Organisation erstmals mehr als 30 Begleiterinnen und Begleiter zählt. Ebenfalls erfolgreich war die VBK bei ihrer jüngsten Fundraisingaktion. Das erlaube dem Vorstand nun, das gesamte Erscheinungsbild zu überarbeiten. Auch die noch junge Organisation im Knonaueramt kann inzwischen auf ein 30-köpfiges Begleitteam zählen. Gemäss Präsidentin Jarvis meldeten sich auch in den eher ruhigen Sommermonaten regelmässig Interessierte.
Im Limmattal fand man neue Räumlichkeiten für die Tagesbetreuung von demenzkranken Menschen.

wabe Limmattal-Furttal-Wehntal konnte zwei Vorstandssitze neu besetzen. Sr. Elisabeth Müggler, beim 2003 gegründeten Verein verantwortlich unter anderem für Weiterbildung, Einsatzplanung und Selektion, berichtete zudem vom Angebot wabe plus, bei dem Menschen mit einer Demenz jeweils einmal pro Woche betreut werden, um Angehörige zu entlasten. Man habe nicht nur ein neues Mittagsrestaurant, sondern auch neue Räumlichkeiten für die Nachmittagsbetreuung gefunden. «Relativ ruhig» ist es bei der Zürcher Vereinigung zur Begleitung Schwerkranker (ZVBS), die in der Stadt Zürich sowie am linken und rechten Seeufer tätig ist. Die Verstärkung in der Einsatzzentrale habe sich positiv ausgewirkt, sagte Maria Hartmann, die als Vorstandsmitglied bei der ZVBS für die Weiterbildung zuständig ist.

Den Begleitorganisationen ist nicht nur die Vernetzung untereinander wichtig. Auch die Kontaktpflege mit anderen Playern in der Betreuung wollen die Verantwortlichen fördern. Ursula Jarvis hatte für den Nachmittag deshalb zwei Pflegefachpersonen von Palliaviva eingeladen, Olaf Schulz und Livia de Toffol, die beide im Knonaueramt für den spezialisierten Palliative-Care-Dienst im Einsatz sind. Insgesamt gibt es im Kanton Zürich sechs mobile Palliative-Care-Teams im Kanton Zürich, die mit den Gemeinden kostendeckende Leistungsvereinbarungen abgeschlossen haben. Sie kommen dann, wenn Betroffene zu Hause oder auch in Institutionen eine spezialisierte palliative Versorgung benötigen. Das Zusammenspiel von wabe Knonaueramt und Palliaviva – bis vor kurzem unter dem Namen Onko Plus tätig, bezeichnete Ursula Jarvis als sehr gut. «Dass das Team an 365 Tagen rund um die Uhr erreichbar ist, macht unseren Freiwilligen die Arbeit leichter.» Man wisse, dass im Notfall eine Fachperson verfügbar sei. Durch den engen Kontakt sei ihnen der Freiwilligendienst immer präsent und sie würden oft auch den Erstkontakt herstellen, bestätigte auch Olaf Schulz.
«Bei der spezialisierten Palliative Care ist die Expertise entscheidend». Olaf Schulz, Pflegefachmann HF bei Palliaviva

Schulz und de Toffol berichteten aus ihrem Pflegealltag. Auf 1000 Patientinnen und Patienten kommt erfahrungsgemäss eine Person, die spezialisierte Palliative Care benötigt. Angefordert werden muss diese durch die Spitex. «Die erste Reaktion von Spitexorganisationen ist oftmals etwas abwehrend», erklärt der Pflegefachmann mit einem Master in Palliative Care. Man habe Angst, dass der Spitex Arbeit weggenommen wird. «Bei der spezialisierten Palliative Care geht es jedoch um Expertise, die man sich nicht allein durch eine Weiterbildung aneignen kann.» Oftmals zeige sich das, wenn eine Situation eskaliere, so Schulz. Statt vorausschauender und vorbereitender Planung, wie aufkommende Schwierigkeiten gelindert werden könnten, werde ein Patient unnötig hospitalisiert. «Ihr spezialisiertes Palliative-Care-Team verfügt – anders als die Spitex – über die nötigen Medikamente und kann, wenn vom Arzt verordnet, die Anwendung im Bedarfsfall auch mit den betreuenden Angehörigen besprechen», ergänzte Livia de Toffol. Die Grundidee, die Palliaviva mit den fixen regionalen Teams anstrebe sei die Vernetzung. «Je besser man sich kennt, umso besser kann man einschätzen, wer was in die interprofessionelle Zusammenarbeit einbringen kann.»

Zum Ende des Treffens war klar: Beide Seiten wünschen sich eine engmaschigere Zusammenarbeit. Damit dies für die Zukunft funktioniert, will man fixe Kontaktpunkte schaffen.
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