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Komplementärmedizin in der Palliative Care

Komplementärmedizin in der Palliative Care

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Über die Hälfte aller Tumorpatienten nimmt naturheilkundlich-komplementäre Behandlungen in Anspruch.

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05. Dezember 2022 / Wissen
Die Komplementärmedizin spielt in der Palliative Care eine wichtige Rolle. Sie bietet eine ganzheitliche, sanfte therapeutische Begleitung der unheilbar kranken Menschen. Dabei soll sie als Ergänzung und nicht als Ersatz zur modernen Medizin gesehen werden.
Wurden warme Wickel, Einreibungen und Entspannungsverfahren vor einigen Jahren noch belächelt, so hat die Komplementärmedizin ihren Platz in der Palliative Care gefunden. Auch sie betrachtet den Menschen als ganzheitliches Wesen, das viel mehr als nur die aktuelle Krankheit ist. Akupunktur, Therapien aus der anthroposophischen Medizin wie die Misteltherapie, äussere Pflegeanwendungen wie Wundpflege, Achtsamkeitstraining, Bewegungstherapie, Akupressur oder Ernährungsberatung werden immer öfter angewandt. Der Fokus liegt auf der Stärkung der Selbstwirksamkeit des Erkrankten. Gemäss neusten Studien nimmt mehr als die Hälfte aller Tumorpatienten naturheilkundlich-komplementäre Behandlungen in Anspruch. Die Gründe dafür sind häufig therapieresistente Beschwerden, Schmerzen und eine schlechte Lebensqualität.

Vielfältige Anwendungsbereiche

Die Komplementärmedizin bietet eine natürliche Möglichkeit der therapeutischen Begleitung von Betroffenen und Angehörigen in einer Palliative-Care-Situation.

Komplementärmedizin kann unter anderem bei folgenden Beschwerden helfen:
  • Bei Schmerzen
  • Bei Atemnot
  • Bei Übelkeit und Erbrechen
  • Bei der Wundbehandlung
  • Als Unterstützung der medizinischen Behandlung
  • Zur Milderung der Nebenwirkungen von Bestrahlung oder Chemotherapie
  • Bei psychischen Problemen wie Erschöpfung oder Depression
  • Zur Stressbewältigung
  • Bei Unruhe, Anspannungen und Ängsten
  • Bei Verdauungsproblemen
  • Bei Schlafproblemen


Im Hospizalltag integriert

In der täglichen Arbeit im Hospiz gehört die komplementäre Medizin als Ergänzung zur modernen Medizin zu den wichtigen Pflegeangeboten, die sich individuell nach den Bedürfnissen der Schwerstkranken richten. Auch im Zürcher Lighthouse wird sie täglich genutzt. Anwendungen wie Wickel und Einreibungen werden von den Patientinnen und Patienten besonders geschätzt, wie Ester Walz, Pflegefachfrau im Hospiz und selbständige Klangtherapeutin, sagt. «Es sind auch Aufmerksamkeit und Zuwendung, die den Menschen am Lebensende guttun und sie entspannen. Die Wertschätzung und die Berührungen, welche viele schon länger nicht mehr erfahren haben, geben ein schönes und beruhigendes Gefühl.» Die eigentliche Krankheit ist für einmal nicht das Hauptthema, sondern das Wohlbefinden und die Entspannung.

Und was sagt der Mediziner?

Zunehmend findet die Komplementärmedizin auch bei den klassischen Ärzten breite Akzeptanz. Gerade in der Onkologie, wo etwa 70 Prozent der Patientinnen und Patienten eine komplementäre Behandlung wünschen. Und in palliativen Situationen ohnehin. Integrative Medizin trifft genau das, was die Menschen in palliativen Situationen wollen – nämlich sich ganzheitlich behandelt fühlen. «Sie möchten, dass sie eine hervorragende schulmedizinische Betreuung erhalten und dass sie aus dem Bereich der komplementären Medizin Unterstützung bekommen», sagt Dr. med. Michael Decker, Onkologe und Leitender Arzt im Zentrum für Integrative Medizin Richterswil (siehe Interview)
Die Kosten für Komplementärmedizin werden nur teilweise von der Krankenkasse übernommen. Abgedeckt durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung sind fünf Behandlungsmetoden: Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Anthroposophische Medizin, Neuraltherapie und Phytotherapie. Wer andere Methoden anwenden möchte, muss sie entweder selbst bezahlen oder eine Zusatzversicherung haben. In einem Hospiz oder auf einer Palliativstation dagegen gehören zahlreiche komplementäre Leistungen, welche das Pflegepersonal für die stationären Patientinnen und Patienten leistet, zu den bezahlten Pflegeleistungen.
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner