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Palliative Care auf dem Weg zum Menschenrecht

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(Bild: eapcnet.eu)

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30. April 2015 / Politik

Was hat die «Prager Charta» bisher leisten können?


In einem Beitrag im aktuellen European Journal of Palliative Care schildern Esther Schmidlin und David Oliver, wie die «Prager Charta» für Palliative Care als Menschenrecht bisher genutzt wurde und wie sie weiterhin von Nutzen sein kann. Die beiden Fachpersonen sind Mitglieder des Vorstandes der «European Association for Palliative Care» (EAPC).

Die Prager Charta wurde 2013 lanciert, um die Regierungen weltweit aufzufordern, die Entwicklung von Palliative Care voranzutreiben. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Palliative Care (und in diesem Zusammenhang auch vom Zugang zu wirksamen, schmerzlindernden Medikamenten) sollte gestärkt werden und der Zugang zu Palliative Care zum Menschenrecht erklärt werden. Initiiert wurde die Charta von der EAPC in Zusammenarbeit mit der «International Association for Hospice and Palliative Care Alliance», «Human Rights Watch» und der «Union for International Cancer Control». Die entsprechende Petition wurde inzwischen von über 7'500 Personen unterschrieben.

Was ist seither geschehen und inwiefern konnte die Charta konkret von Nutzen sein für die weltweite Entwicklung von Palliative Care?

Zur aktuellen Situation halten Schmidlin und Oliver fest, dass in weniger als 12 Prozent der Länder und Regionen Palliative Care gut integriert sei, während in 42 Prozent keine Strukturen zur Erbringung von Palliative Care bestünden. Zudem erreichten die Leistungen nur gerade 32 Prozent der jeweiligen Bevölkerung. Dies brachte eine kürzlich durchgeführte Studie in 234 Ländern und Regionen zutage. Es werde überdies geschätzt, dass 80 Prozent der Weltbevölkerung keinen adäquaten Zugang zu Medikamenten hätten, die für die Erbringung von Palliative Care zentral seien.

Charta wird von verschiedenen Organisationen genutzt

«Die Absenz von Palliative Care, die dazu führt, dass Menschen schwere Schmerzen und Leid ertragen müssen, kann laut einem Report der UNO-Sonderberichterstatter gegen Folter als grausame, unmenschliche oder entwürdigende Behandlung gesehen werden», schreiben die EAPC-Vorstandsmitglieder.
Auch wenn aktuell sehr viel zu tun bleibt: Um diese Situation zu verbessern habe sich die Prager Charta bisher als geeignetes Mittel erwiesen, sind Schmidlin und Oliver überzeugt. Laut einer Umfrage, die die Initiant_innen der Charta durchgeführt hatten, nutzen viele Organisationen und Leistungserbringer die Charta als Argumentationsgrundlage und zur Sensibilisierung ihrer Anspruchsgruppen.

«Weiterhin ein wichtiges Mittel»

Von den 223 Organisationen aus 66 Ländern, die auf die Umfrage antworteten, hatten 84 Prozent Kenntnis von der Prager Charta und 69 Prozent von ihnen hatten auch ihre Mitglieder über die Charta informiert und sie teilweise für ihre Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Auch in Ausbildungssettings sei die Charta rege genutzt worden, heisst es im Artikel. Darüber hinaus glauben 37 Prozent der Organisationen, dass sie die Charta auch künftig dafür nutzen können, ihre Anliegen zu vertreten und ihre Versorgungsziele zu erreichen. «Alles in allem wurde die Charta als nützlich empfunden: Auf einer Skala von null bis zehn, wobei null überhaupt nicht nützlich und zehn sehr nützlich bedeutete, gaben 52 Prozent der Antwortenden einen durchschnittlichen Wert von 4,7 an und 31 Prozent einen solchen von 7 oder mehr.»
Auch wenn die Online Petition Ende Mai 2015 geschlossen wird, sind die Autor_innen überzeugt, dass die Charta für die EAPC weiterhin ein wichtiges Mittel bleiben wird, sich für Palliative Care einzusetzen, «bis wir unser Ziel erreicht haben: Gleicher Zugang zu Palliative Care für jede Person, die sie benötigt – weil dies ein Menschenrecht ist.»
EJPC