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Spitalseelsorge für «Patienteninnen und Patienten ohne Bekenntnis»

Spitalseelsorge für «Patienteninnen und Patienten ohne Bekenntnis»

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Das Seelsorgeteam des USZ (von hinten v. l.)
Axel Landwehr, Elisabeth Suter, Alberto Dietrich, Walter Albrecht, Dieter Graf, Elisabeth Cohen;
Audrey Kaelin, Barbara Oberholzer, Marika Kober, Margarete Garlichs, Lisa Palm.
Nicht auf dem Bild: Maria Borghi-Ziegler, Hagen Gebauer, Monique Henrich, Simon Peng-Keller, Martin Roth (Bild: zVg).

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18. Juli 2018 / Region
Barbara Oberholzer, Audrey Kaelin und Lisa Palm vom Seelsorgeteam des Universitätsspital Zürich haben im vergangenen Jahr auf ausgewählten Stationen und in Absprache mit der Stationsleitung systematisch Patientinnen und Patienten ohne Bekenntnis (OB) besucht. Ihr Erfahrungsbericht beinhaltet interessante Erkenntnisse.
Der Anteil von Menschen ohne Konfession oder Religion nimmt zu. Im Universitätsspital Zürich (USZ) lag er 2016 bei 18 Prozent. Geht das Vertreterinnen der kirchlichen Spitalseelsorge etwas an? Wenn ja, was? Sollen sie diese «OBs» – so werden Menschen ohne Religionszugehörigkeit im USZ genannt – besuchen oder abwarten, bis sie von ihnen gerufen werden? Was sind das für Menschen? Freidenker und Freidenkerinnen? Oder solche, die aus Protest aus der Kirche ausgetreten sind? Oder die Generation Kinder, die nie religiös sozialisiert wurden? Diesen Fragen wollte das Projektteam auf den Grund gehen. Zum Team gehören Barbara Oberholzer, Pfarrerin, Audrey Kaelin, katholische Spitalseelsorgerin, sowie Lisa Palm, Vorstandsmitglied von palliative zh+sh und katholische Spitalseelsorgerin am USZ.

«Die Konfessionslosen» gibt es nicht

In Absprache mit den jeweiligen pflegerischen Leitungen besuchten Barbara Oberholzer, Audrey Kaelin und Lisa Palm im Sinne der Spiritual Care Patientinnen und Patienten auf zwei kleineren Abteilungen des USZ. Den konfessionslosen Patienten gemeinsam war, dass sie alle aus ihrem bisherigen Alltag herausgerissen wurden und ihre Prognosen oft unsicher bis schlecht waren. In sechs Monaten besuchten die drei Seelsorgerinnen insgesamt 30 Patienten. Die Auswertung dieser Besuche zeigt viel Erfreuliches und auch viel Herausforderndes. Als ersten erfreulichen Punkt nennt das Projektteam: «Wir wurden nicht gleich wieder hinausgeworfen.» Häufig ergaben sich Gespräche mit existenzieller, manchmal auch mit spiritueller Ausrichtung und auch längere Begleitungen kamen zustande.
«Wir wurden nicht gleich wieder rausgeworfen.»
Barbara Oberholzer, Audrey Kaelin, Lisa Palm

Das Seelsorgeteam hält in seinem Erfahrungsbericht fest, dass es «die Konfessionslosen» nicht gibt. Vielmehr erwiesen sich die Menschen ohne Bekenntnis in ihrer Herkunft, Biografie und Spiritualität als eine «völlig inhomogene Gruppe». Als ganz unbelastet erlebte das Seelsorgeteam die jüngeren Patientinnen und Patienten, welche «religionsfrei» aufgewachsen waren. Diese Gruppe war nicht mit negativen Bildern oder Erfahrungen belastet. Bei ihnen war eine «gesunde Neugier spürbar, ein echtes Fragen und Suchen nach Grösserem, Umfassenderem, nach Sinn». Aber auch Kontakte mit OBs, die sogleich sagten, «sie glaubten an nichts und bräuchten keine Seelsorge» kamen zustande. Interessanterweise fanden es diese aber auch in Ordnung und nachvollziehbar, dass sie von den Seelsorgerinnen nach allfälligen spirituellen Interessen gefragt wurden.

Engagiert da sein – wenn gewünscht

Mit 30 Besuchen in sechs Monaten ist nicht gewiss, dass die gemachten Erfahrungen des Seelsorgeteams repräsentativ sind, hält es in seinem Bericht fest. Doch das Projekt zeige klar auf, dass Konfessionslose nicht mit Freidenkern identisch seien, welche die kirchliche Seelsorge explizit ablehnen. «Dieses Ergebnis stellt für uns eine echte Überraschung dar», freuen sich die drei Seelsorgerinnen. Vielmehr zeige die Erfahrung, dass der seelsorgliche Kontakt auch zu Konfessionslosen wichtig sei. Und zwar nicht nur, wenn die Seelsorgerin gerufen oder von einer Mitarbeitenden der Pflege aufmerksam gemacht werde. Barbara Oberholzer, Audrey Kaelin und Lisa Palm sind sich einig: «Menschen ohne Bekenntnis – sie nicht aufzugeben, darin hat uns unser Projekt sehr bestärkt. Seien wir engagiert für sie da, wenn sie uns brauchen. Und diskutieren wir auch gesamtkirchlich die Frage nach Mitteln und Wegen, mit ihnen in Kontakt zu kommen.»
«Patientinnen und Patienten ohne Bekenntnis», Barbara Oberholzer, Lisa Palm, Audrey Kaelin.
palliative zh+sh, cbu