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Spotlight Region: Zwei Fachfrauen fürs Triemli

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24. November 2011 / Region
Das Zürcher Stadtspital Triemli betreibt seit rund drei Monaten einen Konsiliardienst für spezialisierte Palliative Care. Der Bedarf war gross und die bisherigen Erfahrungen sind positiv.

Silvia Richner und Rosa Grunder sind ein eingespieltes Team. Dies wird sofort deutlich, wenn sie über ihre Arbeit sprechen. Die Oberärztin Richner und die Pflegefachfrau Grunder betreiben seit rund drei Monaten gemeinsam den neuen interprofessionellen Konsiliardienst für spezialisierte Palliative Care am Zürcher Stadtspital Triemli. Mit ihren je 50 Stellenprozent tragen sie entscheidend dazu bei, dass im Triemli alle Patientinnen und Patienten auch in komplexen oder instabilen Situationen Zugang zu Palliative Care haben. Auf allen Stationen ist eine Grundversorgung in Palliative Care gewährleistet und viele Fachleute, die am Triemli tätig sind, verfügen über die nötigen Grundkenntnisse, um die palliative Betreuung sichern zu können. Wenn aber die Betreuungssituation mehr erfordert als die Grundversorgung, dann kommen Richner und Grunder zum Einsatz, die beide über eine Fachausbildung in Palliative Care verfügen.

Im wichtigen Moment Zeit haben

«Dank der Zeit, die wir zur Verfügung haben, können wir mit den Patienten länger reden, als es bei einer normalen Visite möglich ist. Dabei sprechen wir oft die Themen an, die viele Betreuende auch im Spitalalltag nicht gerne ansprechen», sagt Grunder. Jemandem zu sagen, dass er mit einer weiteren Verschlechterung seines Zustandes rechnen muss und mit ihm zu besprechen, was für die weitere Betreuung wichtig ist, nachdem es nicht mehr um die Heilung geht, gehört zu den wichtigsten Aufgaben von Richner und Grunder. «Der Moment, in dem man realisiert, dass es wirklich ums Sterben geht und dies explizit ausgesprochen wird, ist ein wichtiger Moment für die Patienten und Angehörigen», sagt Richner.

Schulen, beraten, erklären

Die Kernaufgabe des Konsiliardienstes ist es, zu schulen, zu beraten und zu erklären. Einerseits werden das Personal intern von den beiden Fachfrauen geschult und beraten. Andererseits geht es darum, in Patientengesprächen Massnahmen und Vorgehen genau zu erklären. «Es gibt Patienten, die beispielsweise Mühe damit haben, wenn ihnen Morphium gegeben werden soll, weil sie dies mit der letzten Sterbephase assoziieren», erklärt Richner. «Dann ist es unsere Aufgabe, uns in Ruhe mit der Person zu unterhalten und zu erklären, warum Morphium oder ein anderes Medikament angebracht ist und was das bedeutet.» Diese Arbeit sei sehr zeitintensiv und diese Zeit sei in einem Akutspital wie dem Triemli einfach nicht im Betreuungsalltag eingerechnet. «Hier können wir Unterstützung bieten und verbringen in solchen Situationen Zeit bei den Patienten und ihren Angehörigen - und auch im Austausch von Erfahrungen und Einschätzungen mit den Behandlungsteams», ergänzt Grunder.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Die Arbeit des Konsiliardienstes ist disziplin- und professionsübergreifend. Richner und Grunder sorgen dafür, dass in Sachen Palliative Care die Zusammenarbeit noch besser klappt. Sie sind für diese Arbeitsweise selber Vorbild. Silvia Richner ist neben der Tätigkeit im Konsiliardienst Oberärztin der Inneren Medizin, hat ein Diplom in Palliative Care erworben und darin Erfahrungen gesammelt. Rosa Grunder arbeitete 30 Jahre lang als Pflegefachfrau und ist nun zusätzlich zur Fachberatung Palliative Care für weitere Aufgaben der Qualitätssicherung in der Pflege zuständig. Beide arbeiten schon seit vielen Jahren am Triemli. «Das ist ein grosser Vorteil für den Konsiliardienst, weil man uns bereits kennt», so Richner. Wenn immer möglich treten sie gemeinsam auf und arbeiten partnerschaftlich zusammen. «Es ist in den interprofessionellen und interdisziplinären Bereichen wichtig, dass wir das Potenzial, die Erfahrung und das Fachwissen aller gleichermassen wertschätzen und nutzen», sagt die Ärztin.

Selbstverständlich ist auch am Triemli das interprofessionelle Arbeiten eine Herausforderung und läuft nicht immer reibungslos, aber die Zusammenarbeit werde immer besser, betonen Richner und Grunder. Austauschen tue man sich ja schon lange und seit einiger Zeit gehe man nun eben noch einen Schritt weiter. «Oft führen wir in unserer Arbeit lediglich Bausteine zusammen, die Angebote bestehen an sich bereits», sagt Grunder. Noch muss man sich am Triemli wohl an den neuen Konsiliardienst gewöhnen. Doch Bedenken haben die Fachfrauen keine: «Es arbeiten so viele offene und kreative Leute hier und wir arbeiten schlussendlich alle am selben Ziel», sagt Richner.

Viele positive Reaktionen

Der Weg zum Konsiliardienst war indessen weder kurz noch geradlinig. Bereits vor zehn Jahren war eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe am Werk, welche die Empfehlung für einen solchen Dienst abgab. Diese wurde zwar von allen wohlwollend aufgenommen, doch verschwand sie in der Hektik des Alltags – wie vielerorts – erst einmal in einer Schublade. Vonseiten der Pflegenden allerdings wurde das Bedürfnis nach einem Konsiliardienst immer wieder formuliert. «Wir wollten dran bleiben, weil wir es immer sehr wichtig fanden», erzählt Grunder. «Doch bald kam auch die Erkenntnis, dass die Pflege alleine nicht weiter kommt.» Richner kam ins Spiel und brachte den Ball ins Rollen. Sie trat die Diplomausbildung in Palliative Care an und verbrachte ein Jahr beim Konsiliardienst des Kantonsspitals St. Gallen. Zehn Jahre nach dem ersten Impuls aus der damaligen Arbeitsgruppe wurde der Konsiliardienst am Triemli installiert. Geholfen hat schlussendlich sicher auch der Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit im Rahmen der Nationalen Strategie Palliative Care.

In der kurzen Zeit, da es den Konsiliardienst am Triemli gibt, konnten Richner und Grunder bereits viele positive Rückmeldungen entgegen nehmen. «Patienten, Angehörige und Kolleginnen zeigen grosse Sympathie», sagt Grunder. Die Hoffnung, dass der Konsiliardienst irgendwann über mehr als die aktuellen 100 Stellenprozente verfügen kann, ist kaum zu überhören. Doch aussprechen mag man sie nicht recht. Vorläufig ist man am Triemli froh über die Schaffung des Dienstes und Richner und Grunder sind bereit, erst einmal Erfahrungen zu sammeln und aus den Pensen das Beste herauszuholen.

Bild: Reto Klink. Links Rosa Grunder, rechts Silvia Richner.