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«Zukunftsweisende» Studie zur Dosierung von Medikamenten preisgekrönt

«Zukunftsweisende» Studie zur Dosierung von Medikamenten preisgekrönt

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Lukas Radbruch, Präsident der Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, sagte bei der Preisübergabe. «In der Palliativversorgung müssen Medikamente oft individuell angepasst werden, weil sonst die Wirkung nicht ausreicht oder die Nebenwirkungen zu stark sind. Die hier vorgelegte Arbeit beleuchtet einen wesentlichen Mechanismus, der diese Schwankungen erklärt.» (Bild: Adobe Stock).

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26. September 2019 / Wissen
Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat eine Forschungsarbeit ausgezeichnet, die für die Palliativmedizin wichtig ist. Erstmals sind die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und deren Abbau bei Palliativpatientinnen und -patienten untersucht worden.
Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) ist 25 Jahre alt geworden. Im Rahmen des Festaktes zum Jubiläum hat DGP-Präsident Lukas Radbruch den diesjährigen Förderpreis für Palliativmedizin an die Autoren einer Studie am Universitätsklinikum Heidelberg verliehen. Der Preis ging an die Arbeit «Beeinträchtigung des Arzneimittelmetabolismus aufgrund verminderter Aktivität von Cytochrom P450 3A bei Palliativpatienten». Die Preisträger sind Marcus Geist, Hubert Bardenheuer, Jürgen Burhenne und Gerd Mikus von der Universitätsklinik Heidelberg.

Das Ziel der Studie beschreiben die Autoren wie folgt: «Eine Überprüfung der in der Palliativmedizin verwendeten Arzneimitteldosierungen ist von grundlegender Bedeutung für die erfolgreiche Behandlung von Symptomen. Darüber hinaus ist sie in Bezug auf die Sicherheit der Patienten unerlässlich.» Aufgrund der Vielzahl an Medikamenten, die über das Leberenzym CYP3A verstoffwechselt und in der Palliativmedizin eingesetzt würden, erscheine eine Überprüfung dieser Enzymaktivität bei Palliativpatienten äusserst wichtig.

Die Studie hat die CYP3A-Aktivität bei Palliativpatienten unter klinischen Routinebedingungen untersucht, um die Medikamentendosierungen in der Palliativmedizin nachhaltig zu optimieren.
«Die Wechselwirkung verschiedener Medikamente wird oft ausser Acht gelassen. Die Studie beleuchtet die Wichtigkeit solcher Zusammenhänge und kann helfen, Medikamente besser zu dosieren.» David Blum, Professor für Palliative Care, USZ

David Blum, Professor für Palliativmedizin am Universitätsspital Zürich (USZ), erachtet die vorliegende Studie als recht relevant für die Palliative Care. Die Zusammenhänge seien zwar bekannt, aber bei Patientinnen und Patienten in palliativen Situationen noch nicht erforscht worden. Er sagt auf Anfrage: «Die Wechselwirkung verschiedener Medikamente und deren Abbau werden oft ausser Acht gelassen. Die Studie beleuchtet die Wichtigkeit solcher Zusammenhänge und kann helfen, Medikamente besser zu dosieren und Nebenwirkungen zu verhindern.»

In der Gesamtbewertung kam die Jury laut ihrem Vorsitzenden Professor Norbert Frickhofen zu folgendem Ergebnis: «Die Arbeit widmet sich einem wichtigen Thema. Die aus ihr gewonnenen Erkenntnisse verbessern die Effektivität und Sicherheit der Betreuung von Patienten am Lebensende.» Die Jury wertete die Arbeit als richtungsweisend für die Weiterentwicklung der Palliativmedizin, insbesondere auch der palliativmedizinischen Forschung. Sie sei methodisch mit hohem Aufwand umgesetzt und durchgeführt worden.

Lukas Radbruch, DGP-Präsident, sagte bei der Preisübergabe: «In der Palliativversorgung müssen Medikamente oft individuell angepasst werden, weil sonst die Wirkung nicht ausreicht oder die Nebenwirkungen zu stark sind. Die hier vorgelegte Arbeit beleuchtet einen wesentlichen Mechanismus, der diese Schwankungen erklärt. Diese zukunftsweisende Forschung ermöglicht damit eine bessere Einschätzung des individuellen Bedarfs.»

Erstmals ohne Pharma-Sponsor

Zur Förderung der klinischen Wissenschaft verleiht die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin seit 1999 auf ihren Jahrestagungen den «Förderpreis für Palliativmedizin» – dies in den vergangenen 20 Jahren unterstützt durch den Stifter Mundipharma, seit diesem Jahr aus eigenen Mitteln. Die Auswahl der Preisträger wird von einem Fachgremium vorgenommen. Der Preis wird jährlich ausgeschrieben.
Quelle: idw Informationsdienst Wissenschaft/palliative zh+sh