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«Wir müssen wieder lernen, Krankheit und Tod als individuelle Erfahrung zu verstehen.»

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14. Dezember 2011 / Politik
Im November fand das 88. Aachener Hospizgespräch statt. Es stand unter dem Motto «Dichtung und Wahrheit in der hospizlichen und palliativen Versorgung». Ziel der Veranstaltung war eine Bestandsaufnahme der Versorgungssituation in Deutschland. Doch wie die nun veröffentlichte Zusammenfassung der Erkenntnisse zeigt, haben viele der dort besprochenen Themen auch anderswo Gültigkeit. Hier die Highlights daraus:

Veronika Schönhofer-Nellessen, Leiterin der Aachener Servicestelle Hospiz: «Das Hospizgespräch hat gezeigt, dass sehr viele professionelle und ehrenamtliche Unterstützer der Palliativ- und Hospizbewegung bereitstehen, um ihre Konzepte umzusetzen und auf vertragliche Grundlagen zu stellen, doch wir müssen aufpassen, dass wir das grosse Engagement der Palliativbewegung nicht in lähmenden Rechts-, Vertrags- und Wettbewerbsfragen ersticken.»

Dr. med. Birgit Weihrauch, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbands wies auf die grossen Defizite in der Versorgung vor allem alter und demenzkranker Menschen hin. Dies erfordere Weiterentwicklungen insbesondere in der allgemeinen Palliativversorgung – in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und der hausärztlichen und pflegerischen Versorgung. «Wir brauchen dazu regionale Netzwerke und eine gute Teamarbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen,» so ihre Überzeugung.

Prof. Dr. med. Christof Müller-Busch, letztjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, thematisierte in seinem Beitrag gesellschaftliche und ethische Aspekte: «Die Institutionalisierung des Sterbens hat den Tod aus dem privaten Umfeld und aus dem Leben herausgenommen.» Damit gebe es für Alte und Sterbende nicht nur einen physischen, sondern häufig lange zuvor bereits einen psychischen und sozialen Tod.

«Dies sind die Hauptgründe für die im Alter deutlich überproportionale Suizidrate», so der Mediziner. Zynisch sei es, auf solche Defizite mit einer Lockerung der Euthanasie-Regelungen zu reagieren. Politische, gesellschaftliche aber auch medizinische Aufgabe sei es vielmehr, die mangelhaften physischen, psychischen und sozialen Rahmenbedingungen für Menschen am Lebensende zu verbessern. «Wir müssen wieder lernen, Krankheit und Tod als Prozess und als individuelle Erfahrung zu verstehen.»