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Zürcher Gemeinderäte machen sich für Palliative-Care-Versorgung stark

Zürcher Gemeinderäte machen sich für Palliative-Care-Versorgung stark

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«Der Stadtrat muss handeln»: Karin Weyermann (Gemeinderätin CVP) und Marcel Savarioud (Gemeinderat SP) wollen mit ihrer kürzlich lancierten Motion die Lücken in der Palliative-Care-Versorgung der Stadt Zürich schliessen.

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08. April 2016 / Politik
In den nächsten Wochen wird sich der Stadtzürcher Gemeinderat mit dem Thema Palliative Care beschäftigen müssen. Ein Gemeinderat der SP und eine Gemeinderätin der CVP haben eine Motion zum Thema eingereicht. Nimmt das Parlament diese an, muss der Stadtrat konkret vorschlagen, wie er Lücken in der Palliative-Care-Versorgung schliessen will.

Eigentlich rennen sie offene Türen ein. Marcel Savarioud (SP) und Karin Weyermann (CVP) haben eine Motion lanciert, welche die Lücken in der Palliative-Care-Versorgung der Stadt Zürich schliessen will. Im Gegensatz zu anderen Regionen im Kanton gilt das Palliative-Care-Angebot in der Stadt Zürich als relativ gut ausgebaut. Das wissen die beiden Parlamentarier zwar, trotzdem dünkt es sie wichtig, dass die Politik verbindliche Lösungen in diesem Bereich findet. «Ich weiss, dass die Lücken nicht gross sind. Aber überall fehlt ein bisschen. Diese Bruchstellen muss der Stadtrat schliessen», sagt Marcel Savarioud. Er arbeitet selbst als Pflegefachmann in einem Winterthurer Alterszentrum und hat schon beide Situationen erlebt: Bewohnende, die beim Sterben vom Hausarzt oder von einem mobilen Palliative-Care-Dienst betreut wurden. «Das waren Welten!» Der SP-Politiker möchte im Sinne der Chancengleichheit gewährleisten, dass jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Stadt Zugang zu Palliative Care hat, egal wie gross ihr Portemonnaie ist. In der Forderung steht ein zwar offen formulierter, aber wichtiger Satz über das Geld. «Die Finanzierung ist so sicherzustellen, dass die entstehenden Kosten nicht über die Gebühren an die Patientinnen und Patienten weitergegeben werden.»

CVP-Gemeinderätin Karin Weyermann findet es wichtig, dass sich die Gesellschaft mit der Begleitung auf dem letzten Weg beschäftigt. Sie sei nicht gegen Spitzenmedizin, sagt sie. «Doch eine kritische Distanz ist wichtig. Man muss sich in jeder Situation fragen, wie sinnvoll es ist, medizinisch die ganze Palette auszuschöpfen.» Wer bei der CVP-Politikerin eine Ablehnung gegen den assistierten Suizid vermutet, liegt falsch. Sie sei nicht gegen Sterbehilfe. «Aber jeder Mensch sollte verschiedene Möglichkeiten kennen und in seiner letzten Lebensphase den Weg einschlagen können, der für ihn stimmt.»

Hausärzte sowie Alters- und Pflegeheime im Fokus

Savarioud und Weyermann legen in ihrer Motion den Fokus auf die spitalexterne Betreuung. «Unser Ziel ist, dass auch Pflegefachpersonen für das Thema sensibilisiert werden, die nicht täglich damit zu tun haben», sagt Weyermann. Pflegefachmann Savarioud erlebt am eigenen Leib, dass die Politik gerade in den Alters- und Pflegeheimen gerne den Sparstift ansetzt. «Super ausgebaute Altersheime mit Einzelzimmern nützen uns wenig, wenn an der Software – also am Personal – gespart wird.» Er hatte dem Stadtrat bereits letztes Jahr eine Anfrage zum Thema eingereicht und unter anderem wissen wollen, wie das pflegerische Personal in den Stadtzürcher Alters- und Pflegezentren in Palliative Care aus- und weitergebildet werde. Die Antwort: «In jedem der 25 Alterszentren verfügt mindestens eine Pflegefachperson über eine mehrtägige Weiterbildung im Fachbereich Palliative Care (Level A1).» Diese Weiterbildung dauert drei Tage. Die Pflegenden seien zudem aufgrund ihrer Ausbildung und interner Fallbesprechungen für das Thema sensibilisiert. Da in den Alterszentren das Hausarztmodell gelte, habe das Zentrum selbst wenig Einfluss auf die Palliative-Care-Kompetenzen der behandelnden Ärzt_innen.

In den Stadtzürcher Pflegezentren verfügt etwa ein Drittel des Personals über eine drei- bis fünftägige Weiterbildung in Palliative Care, fünf Prozent über eine auf Niveau B, das heisst sie haben sich zwischen 10 und 40 Tagen weitergebildet.

«Stadtrat muss handeln»

Die beiden Parlamentarier haben das relativ starke politische Mittel der Motion gewählt, weil «wir wollen, dass der Stadtrat handeln muss», so Weyermann. Auch wenn die Motion offen formuliert ist, erwartet die Gemeinderätin zum Beispiel, dass die Exekutive einen jährlich wiederkehrenden Rahmenkredit für Palliative Care vorschlägt, der sich aufgrund der Kompetenz des Gemeinderats zwischen 50’000 und einer Million Franken bewegen kann.

Zuerst einmal berät aber der Gemeinderat über die Motion. Das wird in den nächsten Wochen der Fall sein. Sie wird nur besprochen werden, wenn Textänderungs- oder Ablehnungsanträge eingehen. Savarioud erwartet, dass die Fraktionen genau hinschauen werden und hofft, dass sein der Antrag schliesslich angenommen wird.
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