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Medienschau März 2023

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild: gme)

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05. April 2023 / Medien
Es ist ein Monat der «Good News» für die Palliative Care. Im März fordert der Zürcher Kantonsrat ein Kinderhospiz, die Palliative Care in Pflegeheimen im Zürcher Oberland wird gestärkt und das Spital Bülach baut die Anzahl Palliativbetten aus. Diese und weitere Nachrichten in unserer Medienschau vom März.
Nick Glättli ist etwas gelungen, was eigentlich nie gelingt: dass via Einzelinitiative eine politische Diskussion im Kantonsrat entsteht (siehe auch unseren Artikel www.pallnetz.ch/zuericher-kantonsrat-will-ein-hospiz-fuer-kinder.htmAchtung Link öffnet sich in einem neuen Fenster– genauer auf der Akutgeriatrie und der Palliativstation, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Im Zivildienst habe er Verständnis dafür bekommen, wie wichtig Palliativpflege ist. Als er erfahren habe, dass es in der Schweiz kein einziges Hospiz für Kinder gebe, griff er zum Mittel der Einzelinitiative und entfachte damit eine politische Diskussion. Mitte März nun hat der Zürcher Kantonsrat die Einzelinitiative und auch ein Postulat der kantonsrätlichen Gesundheitskommission behandelt. Ergebnis: der Kantonsrat fordert ein Hospiz für unheilbar kranke Kinder. Auch der Regierungsrat ist der Meinung, dass ein Hospiz betroffene Familien entlasten könnte. Angehörige sollen vermehrt die Möglichkeit haben, die Pflege für eine begrenzte Zeit abzugeben, um selbst wieder zu Kräften zu kommen.

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Am Spital Bülach soll es zusätzliche Betten für Palliative Care geben. Deshalb will man schon in einem Jahr im Spitalpark einen Modulbau in Betrieb nehmen. Dies berichtet der «Zürcher Unterländer». Das Spital Bülach plant zwar einen Umbau von gesamthaft 140 Millionen Franken. Jene zusätzlichen Betten werden aber frühestens 2026 zur Verfügung stehen. Deshalb hat nun der Verwaltungsrat den Bau eines Provisoriums bewilligt, mit welchem der Bereich Palliative Care zeitnah ausgebaut werden kann. Denn der Bedarf an Palliative-Care-Behandlung steigt stetig. Derzeit hat es im Spital Bülach acht Betten für Palliative Care. Neu sollen es zwölf Betten sein. Doch man will auch bereit sein, die Bettenzahl innert kurzer Zeit weiter steigern zu können und die Modulbauten sollen da die ideale Lösung sein. «Die Module werden gebraucht gekauft und stehen daher kurzfristig zur Verfügung», erklärt Thomas Langholz, Leiter der Kommunikation des Spitals. Gemäss den Vorgaben der europäischen Vereinigung für Palliative Care sind für eine bedarfsgerechte Versorgung 80 bis 100 Palliative-Care-Betten pro 1 Million Einwohnerinnen und Einwohner notwendig. «Bei der Grösse des Zürcher Unterlandes von rund 180’000 Einwohnern und Einwohnerinnen sind demnach bis zu 18 Betten für die Palliative Care erforderlich», erklärt Thomas Langholz. Mit einem Modulbau könne diese Kapazität theoretisch innerhalb eines Jahres bereitgestellt werden.
«Das Pilotprojekt «Palliative Care in Heimen» des GZO Spital Wetzikon trägt Früchte»

«Zürcher Gemeinden wollen Palliative Care in Pflegeheimen finanzieren» titelt medinside.ch. Denn das Pilotprojekt «Palliative Care in Heimen» des GZO Spital Wetzikon trägt Früchte: 25 von 27 Gemeinden wollen Palliative Care dank mobilen spezialisierten Diensten in Pflegeheimen stärken, wie das Spital in einer Pressemitteilung schreibt (siehe unseren Artikel Palliative Care in Pflegeheimen wird gestärkt). Im Gegensatz zur spitalexternen Pflege, die sowohl von Krankenkassen als auch Gemeinden übernommen wird, ist der Einsatz von mobilen Palliative-Care-Teams in Pflegeheimen im Kanton Zürich finanziell nicht geregelt. Bei Heimbewohnerinnen und -bewohnern reicht die von der Krankenkasse und den Gemeinden entrichtete Pauschale in der Regel nicht. Die Verantwortlichen am GZO Spital Wetzikon standen im engen Austausch mit den 27 Gemeinden in der Grossregion, in der das mobile Palliative-Care-Team seit 10 Jahren tätig ist. Diese reicht von Rapperswil-Jona bis Illnau-Effretikon. Mit 25 Gemeinden, darunter auch die Städte Wetzikon und Uster, konnte nun zusätzlich zur Finanzierung zu Hause auch der Einsatz des mobilen Teams im Pflegeheim vertraglich so geregelt werden, dass die spezialisierte Pflegeleistung kostendeckend ist.

Parallel zur Klärung der Finanzfrage wurden im Pilotprojekt 52 Pflegefachleute aus drei Heimen durch das GZO-Team in Palliative Care geschult. «Es ist wichtig, dass Pflegeheime in der Lage sind, die allgemeine Palliative Care weitgehend selbst abzudecken», sagt Andreas Weber, Ärztlicher Leiter des mobilen Teams. Neben der Schulung wurden Indikationskriterien aufgestellt und erprobt, wann es angezeigt ist, ein spezialisiertes Palliative-Care-Team beizuziehen.

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«Wie möchte ich sterben?», fragte Beat Frefel, Seelsorger im Hospiz Schönbühl, an einer Veranstaltung im Schaffhauserischen Thayngen. Für die meisten von uns ist es selbstverständlich, dass wir selbst über unser Leben bestimmen. Wie ist das aber mit unserem letzten Lebensabschnitt, wenn wir uns vielleicht nicht mehr mitteilen können? Beat Frefel ist es wichtig, dass man über den Tod spricht, wie er vor dem Verein Netzwerk freiwillige Begleitung sagte. Beispielsweise sei der Kurs «letzte Hilfe» eine Möglichkeit. Die Bewegung «Letzte Hilfe» richtet sich an Laien. Sie sollen Wichtiges über das Sterben erfahren. Das Ziel: für eine fürsorgende Gemeinschaft sensibilisieren, wo jeder und jede kompetent ist, Menschen am Lebensende zu begleiten. An der Informationsveranstaltung informierte auch Lea Tanner, Leiterin Spitex externe Onkologie SEOP. Sie erwähnte, dass es wichtig sei, dass Fachpersonen der Palliative Care bei einer unheilbaren Krankheit rechtzeitig einbezogen werden. Und Lucien Brühlmann von Brühlmann Beratung GmbH, informierte über den Vorsorgeauftrag und die Patientenverfügung.
«Sie sind auf Ihrem letzten Weg»

«Ich will keine Behandlung mehr», murmelt Herr Widmer, als er von seinem Arzt am Krankenbett besucht wird. Gestern war Herr Widmer noch hellwach. Von seinen Jugendjahren in Kanada hat er erzählt, vom Bergsteigen, das er so geliebt hat. Man spürte, wie voll sein Leben war, das jetzt nach fast 90 Jahren zu Ende geht. Heute, einen Tag später, liegt Herr Widmer auf seinem Bett im Pflegeheim, die Hand an der Brust, mit langsamem Atem und weit geöffneten Augen. Arzt Andreas Weber sagt zu ihm: «Sie sind auf Ihrem letzten Weg, Herr Widmer. Machen Sie sich keine Sorgen, alles kommt gut.»

Rund 70 000 Menschen sterben in der Schweiz jedes Jahr. Zwei Drittel sind über 80, die Hälfte von diesen sogar über 90 – Tendenz steigend. Von ihnen sterben rund 80 Prozent nicht zu Hause, sondern im Spital oder Heim. Dabei wünschen sich laut einer nationalen Umfrage drei Viertel einen Tod im eigenen Bett. Doch es ist in der Schweiz Glückssache, ob ein sterbender Mensch wie Herr Widmer spezialisierte Begleitung erhält. Während die Palliative Care in einem Spital als Teil der stationären Behandlung finanziert werden kann, gibt es bei ambulanten Patienten eine solche Sicherheit nicht. Bei der Palliative Care zu Hause ist der Kanton Zürich hier vorangegangen: Seit gut fünf Jahren übernehmen die Gemeinden die nicht gedeckten Kosten. Diese umfassen allerdings nur die Pflege der Kranken, nicht jedoch die Betreuung der Angehörigen. Noch schwieriger sieht es in der Schweiz aus, wenn Patienten in Alters- und Pflegeheimen Palliativbetreuung brauchen. Dort, wo sich landesweit immerhin 40 Prozent der Todesfälle ereignen, herrscht eine Finanzierungslücke. Erste regionale Pilotprojekte versuchen die Lücke zu füllen. (Siehe auch Artikel oben «Zürcher Gemeinden wollen Palliative Care in Pflegeheimen finanzieren)
«Der Mensch ist ein widerstandsfähiges Tier»

Dem Thema Sterben und Tod widmet sich im Monat März das NZZ-Folio. «Wir halten Trauer viel besser aus, als wir meinen», sagt in einem der Artikel George Bonanno, Leiter an der Columbia-Universität im «Labor für Verlust, Trauma und Emotionen». Er untersucht, wie wir mit Trauer umgehen und was mit uns geschieht, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren. «Es ist verrückt. Wir alle machen diese Erfahrung, wahrscheinlich sogar mehrmals im Leben. Das ist unausweichlich. Aber die meisten haben keine Ahnung, was sie erwartet, wenn es wirklich passiert.» Unsere Vorstellungen von Trauer seien falsch. Diese sei nicht lähmend, langanhaltend und zerstörerisch. «Wir halten Trauer viel besser aus, als wir meinen. Der Mensch ist ein widerstandsfähiges Tier. Wir sind wie Eichhörnchen, phantastisch im Umgang mit Stress und unglaublich schnell anpassungsfähig.» Erkenntnisse von Sigmund Freud, Erich Lindemann oder Elisabeth Kübler-Ross stellt der US-Professor in Frage. «Da ist eine völlig verzerrte Vorstellung über Trauer entstanden», sagt er, der sich empirisch mit Trauer beschäftigt. Im Unterschied zur bisherigen Forschung, die sich auf Personen mit Problemen beschränkte, befragte Bonanno möglichst viele Hinterbliebene – auch die, die nie gesundheitliche Schwierigkeiten hatten. Und er widmete sich intensiv den Folgen von grossen Katastrophen wie etwa 9/11. «Die meisten Menschen sind resilient gegenüber allen möglichen Schicksalsschlägen.» So wie sie auf Kriege, Terror oder schwere Krankheiten reagieren, reagieren sie auch auf den Tod. «Das macht uns nicht unsensibel. Das macht uns menschlich.»
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner