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Medienschau Mai 2023

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild: gme)

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06. Juni 2023 / Medien
Lobende Worte von allen Seiten gab es beim Besuch der Zürcher Gesundheitsdirektion im Spital Affoltern. In Schaffhausen wird über die Palliativversorgung entschieden und das Spital Uster eröffnet eine Palliativstation. Diese und weitere Themen in unserer Medienschau vom Mai.
Mitte Mai hat Regierungsrätin Natalie Rickli dem Spital Affoltern einen Besuch abgestattet, wie der «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern» schreibt. «Ich hätte Joggingschuhe mitnehmen sollen», bemerkte die Zürcher Gesundheitsdirektorin nach einer knappen Stunde Führung. Zuerst durfte sie sich die Villa Sonnenberg anschauen, das Kompetenzzentrum für Palliative Care, dann überquerte die Gruppe die Anlage zum Psychiatrie-Stützpunkt, wo künftig die neue Disziplin Gerontopsychiatrie angegliedert werden soll, und schliesslich ging es ins Haupthaus zur geplanten Demenz-Delir-Abteilung. In der Villa Sonnenberg berichtete Markus Minder, Chefarzt Altersmedizin und Palliative Care, dass das Angebot der Villa sehr gefragt sei: «400 Patientinnen und Patienten wurden hier im letzten Jahr betreut.» Mehr als die Hälfte davon seien als Notfall eingetreten, auch in der Nacht und übers Wochenende.

In Affoltern wird ein neuer Weg beschritten, auf den sich die Gesundheitsdirektion und das Spital Affoltern gemeinsam aufgemacht haben. «Die Zusammenarbeit ist gut, ja sogar beispielhaft», sagte Natalie Rickli. Die Neuorientierung war nötig, weil das Spital Affoltern als solches keinen Platz mehr auf der provisorischen Spitalliste gefunden hatte. Nach dem anfänglichen Schock und gegenseitigem Unverständnis setzte sich ein konstruktiver Prozess in Gang, um die Hauptdisziplinen Palliative Care und Gerontologie weiter anbieten zu können. Das Spital sei auf einem guten Weg, sagte die Regierungsrätin. Es sei schön zu sehen, wie die neuen Konzepte in Affoltern umgesetzt werden.
«Unser Ziel ist eine gute Symptomkontrolle und der Austritt nach Hause»

Das Spital Uster eröffnet eine Palliativstation mit acht Betten. Das neue Angebot richtet sich an unheilbar kranke Menschen mit fortgeschrittener Krankheit, wie mehrere Zeitungen Anfang Mai berichteten (siehe auch unseren Artikel Spital Uster eröffnet neu eine Palliativstation - palliative zh+sh (pallnetz.ch). «Die wenigsten Menschen sterben einen plötzlichen Tod. Die meisten sind viele Monate oder gar Jahre krank und häufig pflegebedürftig», so Silvan Schipper, Leiter des Bereichs Palliative Care am Spital Uster gegenüber dem Onlinedienst nau. «Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen, den letzten Lebensabschnitt so zu gestalten, dass er trotz schwerer Krankheit würdig und mit möglichst hoher Lebensqualität zu Ende gelebt werden kann.» Zusammen mit einem speziell ausgebildeten multiprofessionellen Team, bestehend aus Pflege, ärztlichem Dienst, Sozialdienst, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Seelsorge, Psychotherapie, Ergotherapie, Kunst- und Musiktherapie sowie Freiwilligen betreut und unterstützt er die Patienten und deren Angehörige. «Auf der neuen Palliativstation betreuen wir komplexe Fälle – sind aber nicht auf Langzeitpflege ausgerichtet. Unser Ziel ist eine gute Symptomkontrolle und der Austritt des Patienten nach Hause, in ein Pflegeheim oder ein Hospiz.»

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Ein interessantes Interview veröffentlicht Medinside Anfang Mai. Palliative-Care-Experte und Vorstandsmitglied von palliative zh+sh David Blum berichtet darin über die Herausforderungen der heutigen Palliative Care in der Schweiz und die Notwendigkeit von mobilen Palliativdiensten. Denn laut einer Studie des BAG möchten 73 Prozent der Bevölkerung zu Hause sterben. Doch die Realität sehe anders aus, sagt der Leiter des Zentrums für Palliative Care am Stadtspital Zürich und am Kompetenzzentrum Palliative Care USZ. «70 bis 80 Prozent sterben in Spitälern oder Pflegeheimen, weil die Versorgung zu Hause schwierig zu gewährleisten ist.» Dies sei denn auch ein Grund, weshalb die mobilen Palliativdienste gestärkt werden müssten. Die Spitex sei sehr wichtig für die Pflege und Verabreichung von Medikamenten. «Zusätzlich braucht es einen Palliativdienst, der rund um die Uhr präsent ist und bei Bedarf, etwa bei Schmerzen oder Übelkeit, vorbeikommt. Und dann braucht es Ärztinnen und Ärzte, die im Hintergrund den Palliativdienst beraten und allenfalls auch vorbeigehen können.» David Blum weist auch darauf hin, in welch schwieriger Situation die Angehörigen sind. Sie wollen meist den Palliativpatienten zu Hause behalten, falls dieser das möchte. «Aber es ist oft so, dass die Versorgung zu Hause schlicht nicht gewährleistet werden kann, und die sterbenskranke Person ins Spital muss.» Die Angehörigen hätten alle Hände voll zu tun, viele müssen in der Nacht mehrmals aufstehen. «In so komplexen Situationen brauch es eher drei Personen, die sich abwechseln könnten. Eine Person allein schafft das in der Regel nicht.»
«In dieser Branche läuft einiges schief. Die Politik muss handeln»

Horst Ubrich kennt die Klagen über fehlendes Gesundheitspersonal, zu tiefe Löhne und zu wenig Geld, welches in die medizinische Versorgung fliesst. Der Ustermer hat jahrelang ein Pflegeheim geleitet und ist heute Geschäftsführer des Sterbehospizes Lighthouse. Die Entwicklungen im Gesundheitswesen beobachtet er mit Sorge, wie er Anfang Mai in einem Interview mit dem «Zürcher Oberländer» sagt. «In dieser Branche läuft einiges schief», bringt es der 62-Jährige auf den Punkt. Er ist überzeugt: Die Politik muss handeln, wenn der Fachkräftemangel ein Ende haben soll.

Horst Ubrich war lange Co-Präsident des Dachverbandes Hospize Schweiz. «Jammern bringt nichts. Wir müssen das Ruder jetzt in die Hand nehmen, damit wir nicht irgendwann im europäischen Vergleich völlig absacken.» Konkret plädiert er für weniger politische Vorgaben und einen kleineren administrativen Aufwand. Ausserdem müsse es für ein Spital oder Pflegeheim attraktiv sein, Pflegefachkräfte auszubilden. Und nicht zuletzt kritisiert er die vielen privaten Vermittlungsfirmen, die für die Heime eine riesige finanzielle Belastung seien, weil solche Angestellte wegen der Vermittlungsgebühren viel mehr kosten. Horst Ubrich ist im Gespräch mit Gesundheitspolitikern, um auf politischer Ebene Einfluss zu nehmen. «Wir haben jetzt die Chance, etwas zu ändern, damit unser Gesundheitssystem heilen kann. Es braucht neue Ideen, neue Wege. Es braucht einen Ruck durch Politik und Gesellschaft.»

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In der Zentralschweiz berichteten mehrere Zeitungen von der Fachveranstaltung «Palliative Care» im Kanton Uri. Es ging vor allem um den Austausch unter den verschiedenen Berufsgruppen und der Verbesserung des Fachwissens. Aufgrund eines Aktionsplanes sei im Kanton Uri schon viel passiert in der professionellen Begleitung todkranker Menschen in ihrer letzten Phase des Lebens, sagte Eveline Lüönd von der Gesundheitsförderung Uri. Vor Ort war auch Geriater und Palliativarzt Roland Kunz. In seinem Input erinnerte er daran, dass es nicht nur um den Sterbeprozess gehe, sondern dass Palliative Care auch eine Haltung in der Gesellschaft gegenüber dem Thema Endlichkeit sei. «Es ist nicht eine Haltung, die den Tod bekämpft, sondern eine Haltung, die aufs Leben fokussiert», sagte er. Das sei eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten. An der Fachtagung kam auch zur Sprache, dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen gerade im Bereich Palliative Care von hoher Wichtigkeit sei. Ein Anliegen von Referent Olaf Schulz (Palliaviva) ist es denn auch, dass die verschiedenen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen mehr zusammenwirken, um zum gegebenen Zeitpunkt eine palliative Begleitung einleiten zu können.
«Ein Mehrgenerationenzentrum mit dem Namen Oase Kleinbasel»

Am Riehenweg in Basel soll ein Kinderhospiz gebaut werden. Mit kleinen Schritten geht es vorwärts, schon seit zehn Jahren kämpft man in der Stadt für eine solche Einrichtung. Ein Hospiz für schwerstkranke Kinder, in welches die ganze Familie einziehen und den kleinen Patienten in den Tod begleiten kann. Dem Basler Bauinspektorat liegt nun das Baubegehren für das Landstück bei der Messe Basel vor. Heute stehen dort noch zwei Gewerbebauten. Das Gebäude soll mit dem bestehenden Pflegewohnheim Dandelion verbunden und ein Mehrgenerationenzentrum mit dem Namen Oase Kleinbasel werden.

Das Kinderhospiz existiert zwar noch nicht, dennoch könnte es mit seiner Geschichte bereits Bücher füllen. Im Jahr 2014 sollte es das erste Kinderhospiz der Schweiz werden. Am Schluss scheiterte das Projekt. Vor über einem Jahr versuchte der Verein «Mehr Leben» ein Kinderhospiz über den politischen Weg zu realisieren. Die Regierung sah schliesslich doch keinen Bedarf, weil es bereits zwei Palliativzentren in der Region gibt. Da es aber keines für Kinder gibt, kämpft der Verein weiter.

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Wie wichtig Palliative Care auch für Kinder ist, zeigt eine Reportage diesen Monat im «Tages-Anzeiger». Eine Mutter berichtet vom Leben mit ihrem unheilbar kranken Kind und spricht an, was alles den betroffenen Familien zugemutet wird. Niemand weiss, was ihre achtjährige Tochter noch sieht. Nimmt sie überhaupt etwas wahr? Noelle war nicht immer so. Als Dreijährige war sie ein aufgewecktes Kind, das ständig herumrannte, oft lachte und viel redete. Doch dann erkrankte sie an einer schweren Mandelentzündung – möglicherweise ein Vorbote der tückischen, genetisch bedingten Stoffwechselstörung NCL, umgangssprachlich als Kinderdemenz bezeichnet. Nach der Mandeloperation erholte sich Noelle nicht. Ihre Kräfte liessen immer mehr nach, sie konnte bald nicht mehr gehen. Sich zu konzentrieren fiel ihr schwer. Drei Jahre später kann Noelle nicht mehr reden, nicht gehen. Sie muss gefüttert und gewickelt werden. Getragen und gebadet. Und sie sieht fast nichts mehr.

Noelle ist eines von schätzungsweise 1800 Kindern im Kanton Zürich und etwa 5000 Kindern landesweit, die palliative Pflege brauchen. Wobei die Zahl laut Fachleuten auch deutlich höher liegen könnte. Sicher ist: Palliativpflege für Kinder ist eine wenig beachtete, oft unterschätzte und missverstandene Disziplin. Die Reportage zeigt auf, dass es der Pädiatrischen Palliative Care an einer Lobby fehlt, an Betreuungsplätzen – und vor allem an Geld. Die meisten betroffenen Eltern laufen finanziell am Limit. Ein schwer krankes Kind ist ohnehin schon teuer. Und oft müssen die Familien auf einen Teil ihres Einkommens verzichten, weil sich ein Erwachsener dauerhaft der Pflege des Kindes widmen muss. Die Sozialversicherungen decken längst nicht alle Kosten.
«Am wichtigsten ist die Mitbestimmung der Kranken»

Der Arzt Rudolf Joss wird vom Kanton Luzern mit dem Anerkennungs- und Förderpreis 2023 ausgezeichnet. Luzern würdigt damit die Leistung des Kriensers für die Palliativmedizin. Als Internist und Onkologe hat der heute 77-Jährige sich ein Leben lang für die Begleitung Schwerkranker und Sterbender engagiert und die Qualität der Palliativmedizin im Kanton Luzern entscheidend vorangebracht. Anlässlich des Förderpreises widmet «zentralplus» dem Pionier der Palliative Care einen längeren Artikel. Joss kam 1988 als leitender Arzt ans Kantonsspital Luzern. Er ist Gründer des Vereins Palliativ Luzern und präsidierte diesen während 13 Jahren. In dieser Zeit hat er zwei Meilensteine erreicht: 2013 konnte der Verein nach langen Vorarbeiten und nach Sicherung der Finanzen seine Informations- und Beratungsstelle für Fragen rund um die Palliativmedizin eröffnen. 2020 konnte der Verein den Aufbau eines mobilen Palliative-Care-Dienstes im Kanton Luzern in Angriff nehmen. Dieser berät und unterstützt die lokalen Spitex-Organisationen, Alters- und Pflegeheime, Hausärztinnen und weitere involvierte Personen wie Freiwillige und Seelsorger.

Als Leitender Arzt Onkologie am Luzerner Kantonsspital sah Rudolf Joss viele Menschen sterben. Früh erkannte er Lücken in der Betreuung der Schwerkranken und ihrer Angehörigen. Für ihn war es wichtig, Patientinnen nicht nur fachlich zu begleiten, sondern auch umfassend menschlich zu betreuen. «Am wichtigsten ist die Mitbestimmung der Kranken: dass sie den Ort des Sterbens mitbestimmen oder über Behandlungen entscheiden können, beziehungsweise das Unterlassen oder Abbrechen von solchen», sagt Jost gegenüber der Online-Zeitung. Essenziell für einen «guten» Tod sei auch das Abschiednehmen von den Angehörigen, das Gefühl der Erfüllung sowie die Kontrolle über den eigenen Schmerz.

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Am 18. Juni entscheiden die Schaffhauserinnen und Schaffhauser über die definitive Weiterführung des Konzepts für spezialisierte Palliative Care (siehe auch unseren Bericht Schaffhausen entscheidet über Palliativversorgung - palliative zh+sh (pallnetz.ch). Die Vorlage beinhaltet einen Kreditbeschluss von jährlich knapp 1 Million Franken für das spezialisierte mobile Palliative Care Team, das Hospiz Schönbühl und die Koordinationsstelle. Neben diversen kleineren Artikeln veröffentlichten die «Schaffhauser Nachrichten» ein Interview mit dem Präsidenten der kantonsrätlichen Gesundheitskommission. Pentti Aellig erklärt drin, dass das Konzept der Palliative Care sich in der Pilotphase bewährt hat und eine Fortführung nur die logische Konsequenz davon sei. «Ich habe als Präsident der Gesundheitskommission die Vorlage betreffend des Kredits zur Fortführung der palliativen Spezialversorgung im Rat vertreten und mich über die seltene Einstimmigkeit gefreut.» Aber weshalb braucht Schaffhausen dieses Angebot? In der Phase des Sterbens sei vielen Angehörigen die lokale Nähe sehr wichtig. Oft verlaufe der Sterbeprozess nicht linear und erfordere von den Angehörigen Flexibilität. «Eine kantonale Lösung mit dem zentral gelegenen Sterbehospiz und dem lokalen Mobilen Palliative Care Dienst (MPCD) hat sich bewährt.»
«Die Räume sehen mehr aus wie Hotel- denn Spitalzimmer»

Ein Besuch im Sterbehospiz Schaffhausen machte die Redaktion des «Regionaljournals» von SRF. Vor drei Jahren hat das Hospiz eröffnen können. 3 Betten stehen zu Verfügung. Die Räume sehen mehr aus wie Hotel- denn Spitalzimmer. Pakettböden, Sofa, Lampen, grosse Fenster, Vorhänge und auch die Bettwäsche ist nicht weiss, sondern dezent farbig gemustert. Häufig sind das Krebspatientinnen und Patienten, die hier sterben, darunter auch jüngere. Erst kürzlich hat das Hospiz eine 35-jährige Frau in den Tod begleiten müssen. Das Wichtigste ist den Pflegenden, dass sie den Kranken am Schluss nochmals so viel Normalität wie möglich schenken können und auch nochmals das Leben von aussen ins Hospiz hineinholen. Gleichzeitig muss aber auch ein Hospiz die ganze medizinische Palette bieten, damit die Patientinnen und Patienten nicht unnötig leiden müssen. Nicht zuletzt braucht es dafür spezialisiertes Personal. Damit das Hospiz weiterhin bestehen kann, will der Kanton Schaffhausen den Pilotversuch in einen definitiven Betrieb überführen. Dies ist ein Teil der Vorlage, über welche am 18. Juni im Kanton Schaffhausen abgestimmt wird.
«Sterbehospize gelten heute als Pflegeheime»

Auch in einem anderen Beitrag berichtet SRF von Palliative Care. Das Regionaljournal Aargau-Solothurn zeigt in einem interessanten Beitrag auf, wie gross die Lücken bei der Finanzierung der Schweizer Sterbehospize ist. Unter dem Titel «Wenn Sterben (zu) teuer ist» stellt es das Sterbehospiz in Derendingen ins Zentrum des Berichts. Das Hospiz gibt es nun seit einem Jahr, doch die Institution steht bereits vor ganz grossen finanziellen Herausforderungen. In einer Mitteilung zum einjährigen Bestehen des Hospizes in Derendingen weist der Trägerverein auf ein Problem hin, welches fast alle Sterbehospize der Schweiz kennen: Die Finanzierung ist schwierig. Nur rund die Hälfte der Kosten würden durch gesetzliche Tarife und die Krankenkassen gedeckt, die andere Hälfte müsse über private Spenden finanziert werden, sagt Heidi Zumbrunnen, Präsidentin des Sterbehospizes Solothurn. Die Beschaffung dieser Spenden sei allerdings eine riesige Herausforderung. «Wir brauchen jährlich etwa 400'000 Franken an Spendengeldern.» Trotz grosser Anstrengungen könne man die Finanzierung aktuell nicht sicherstellen. Der Dauerbetrieb des Hospizes sei deshalb gefährdet. Hauptgrund für dieses Problem ist die Politik. Sterbehospize gelten heute als Pflegeheime und erhalten deswegen von der öffentlichen Hand und den Krankenkassen dieselben Beiträge pro Patientin und Patient bezahlt. Allerdings ist dieser Betrag zu tief und deckt die Kosten nicht, denn die Arbeit im Hospiz ist anders als im Pflegeheim. Im Sterbehospiz brauche es mehr und anderes Personal als im Pflegeheim, erklärt Heidi Zumbrunnen, deswegen funktioniere die Finanzierung mit den Pflegeheim-Ansätzen nicht. Diese Situation sei unverständlich, da sich in der Politik und der Gesellschaft ja eigentlich alle einig seien, dass es Sterbehospize brauche, und dass die spezialisierte Pflege von Sterbenden wichtig sei. «Es wäre wichtig, dass das in nützlicher Frist finanziell besser geregelt wird». Obwohl das Problem erkannt ist, hat sich bisher nichts geändert. Die Unterfinanzierung muss aber politisch gelöst werden.

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Wie wichtig die Arbeit des Hospiz Derendingen ist, zeigt auch ein Beitrag von «TeleM1». Rund 40 Menschen durften die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ersten Betriebsjahr in den Tod begleiten. Vinzenz Köchli (94) lebt seit eineinhalb Monaten im Hospiz. Gegenüber «TeleM1» erzählt er aus seinem Leben an diesem speziellen Ort. Vor ein paar Monaten hat Köchli die Behandlung gegen seine Blutarmut abgebrochen. Es sei Zeit, sein Leben abzuschliessen, meint er. Seine Frau warte ja schon über 15 Jahre auf ihn! Angst vor dem Sterben hat er nicht. «Man kann Bedenken haben vor dem Sterben. Aber nicht vor dem Tod. Der Tod ist etwas Schönes.» Und obwohl der Tod im Hospiz Solothurn ein ständiges Thema sei, ist es im Haus sehr lebendig. «Hier erlebe ich eine Stimmung von absoluter Liebe», sagt Vinzenz Köchli.
palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner