Stirb bevor du stirbst! – Endlichkeit und Ewigkeit bei den Sufis
«Immer wieder werde ich gefragt, was die Sufis über die Reinkarnation denken. Nun, im Islam und bei den Sufis stellt sich diese Frage nicht. Die religiösen Vorstellungen und Bemühungen konzentrieren sich auf dieses eine Leben, denn wir wissen nicht, was nach dem Tod genau passiert.» Peter Cunz, Scheich des Ordens der Mevlevi in der Schweiz, sprach am vergangenen Freitag im Rahmen der Ausstellung «Noch mal leben vor dem Tod» über das Leben und Sterben bei den Sufis.
Sufismus wird als die Mystik des Islams beschrieben, also das vertiefte Eintauchen in die Bedeutung und ins Heil dieser Religion. Der Gründer des Ordens der Mevlevi, Jelaluddin Rumi, schuf weltbekannte literarische Werke, darunter das Mesnevi, das aus dem persischen Original in unzählige Sprachen übersetzt wurde. In seinem Referat betonte Cunz die Nähe des Sufi-Ordens zu mystischen Orden des Christentums und des Judentums, die Sichtweise bedeutender Mystiker wie Eckhart deckten sich in vielen Aspekten mit der Mystik des Islams, so Cunz. Im Anschluss an seine Ausführungen meldeten sich viele Interessierte aus dem Publikum mit Fragen zur Geschichte und Bedeutung der Sufis innerhalb des Islam.
«Stirb bevor du stirbst!» lautete der Titel des Referates von Cunz. Diese Aussage wird nicht nur in der islamischen Mystik verwendet, auch in der christlichen Mystik wird dies gesagt. Wie Cunz berichtete, schrieb der Dichter und Mystiker Johannes Scheffler, der sich als Katholik Angelius Silesius nannte:
Wer nicht stirbt
bevor er stirbt,
verdirbt
wenn er stirbt.
Das Referat steht in voller Länge zum Download zur Verfügung (siehe Seitenleiste rechts).