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Medienschau Dezember 2021

Medienschau Dezember 2021

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Die Medienschau von palliative zh+sh gibt Einblick in die Berichterstattung zu Palliative Care und verwandten Themen des vergangenen Monats. (Bild: gme)

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Über die Medienschau

Die Medienschau von palliative zh+sh ist eine Momentaufnahme eines Ausschnittes der öffentlichen Diskussion zum Thema und bietet kurze Zusammenfassungen, zeigt Verknüpfungen auf und soll nicht zuletzt unterhalten und zur weiteren Lektüre der besprochenen Beiträge anregen. Wo vorhanden werden die Links zu den Beiträgen deshalb unter «Links zu den Beiträgen» aufgelistet.

Dokumente zum Thema

Video zum Thema

24. Januar 2022 / Medien
Nicht nur eine Sache des Pflegepersonals: Die Betreuung von betagten und kranken Menschen soll im Pflegezentrum in Wohlen als Haltung im ganzen Haus gelebt werden. Vom Techniker bis zur Köchin - alle wurden in Palliative Care geschult. Dies und mehr sind unsere Themen im Medienrückblick auf den Dezember.
Das Wohn- und Pflegezentrum Bifang in Wohlen präsentierte Anfang Dezember sein neues Konzept zur Palliative Care. Die Betreuung von betagten und kranken Menschen soll in der Institution als Haltung im ganzen Haus gelebt werden, wie das «Badener Tagblatt» berichtet. Einem Leben mehr Tage geben, das können selbst die ambitioniertesten Ärzte nicht. Doch sie können die letzten Tage alter und kranker Menschen mit Lebensqualität füllen, ihr Wohlbefinden steigern und ihre Leiden erträglicher machen. Genau mit diesem Ziel vor Augen arbeitete Bifang-Geschäftsleiter Marcel Lanz gemeinsam mit Projektleiterin Mirjam Schiess und weiteren Beteiligten ein Konzept aus. «Für uns ist das Konzept nicht nur ein Modell», sagt Marcel Lanz. «Im Vorfeld wurden alle Mitarbeitenden in den Grundlagen der Palliative Care geschult.» Diese Ausbildung haben nicht etwa nur die Fachkräfte im Pflegebereich absolviert, sondern alle Mitarbeitenden: Vom technischen Dienst über die Lingerie bis zur Gastronomie. Das Konzept soll eine Haltung zeigen, die im ganzen Haus gelebt wird. Bei der Umsetzung wird das Bifang vom Spital Affoltern und Markus Minder, Chefarzt für Altersmedizin und Palliative Care, unterstützt. Er spricht von einem qualitativ hochstehenden Fundament, welches das Wohn- und Pflegezentrum in Wohlen geschaffen habe. «Und ich bin überzeugt, dass die Leitung das Projekt zum Fliegen bringt.»

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Eine grosse Einweihungsfeier konnte im Freiburger Palliativzentrum in der Villa St-François nicht stattfinden. Seit zwanzig Jahren gibt es den Fachbereich Palliative Care am Freiburger Spital HFR. Im Frühjahr ist nun das Kompetenzzentrum für Palliative Care für den gesamten Kanton eingeweiht worden, wie die «Freiburger Nachrichten» schreiben. Es ist in der Villa St-François untergebracht, nahe des Kantonspitals. Erste Patientinnen und Patienten waren schon im Oktober 2020 eingezogen, die Öffentlichkeit hat die Räumlichkeiten aber wegen der Pandemie nie besichtigen können. Deshalb hat das HFR die Bevölkerung zu einem virtuellen Rundgang durch die Welt der Palliativpflege eingeladen. Der informative Film ist online verfügbar.
«Sterbehilfe soll lediglich die letzte Möglichkeit sein.»

Ein wichtiger Entscheid ist Mitte Dezember in Österreich gefallen: Unser Nachbarland hat die Sterbehilfe legalisiert – gleichzeitig wird die Palliativversorgung ausgebaut. Die Konservativen und die Grünen unterstützten im Nationalrat das Gesetz, ebenso die Sozialdemokraten und die liberalen Neos. Einzig die rechtspopulistische FPÖ sprach sich gegen die Vorlage aus. Dies berichteten zahlreiche Schweizer Medien. Aktive Sterbehilfe bleibt verboten, das bedeutet, dass ein Dritter ein tödliches Medikament besorgen, jedoch nicht verabreichen darf. Die Sterbehilfe, wie sie die Schweiz und nun auch Österreich kennen, ist weltweit erst in wenigen Staaten möglich. So sieht denn auch die katholische Kirche einen «Kulturbruch». Die österreichische Bischofskonferenz reagiert bestürzt: Der Sterbehilfe-Entscheid sei eine Gefahr für die gesellschaftliche Solidarität, kritisierte etwa der Salzburger Erzbischof Franz Lackner.
In der Diskussion der Politikerinnen und Politiker wurde mehrmals hervorgehoben, dass Sterbehilfe lediglich die letzte Möglichkeit sein soll. Deshalb baute das Parlament gleichzeitig die Hospiz- und Palliativversorgung mit 108 Millionen Euro aus. Die Regierung stellt zudem mehr Geld zur Vorbeugung von Suiziden zur Verfügung.

«Um die Palliative Care zu stärken, möchte die Kommission eine kantonale Delegierte für Palliative Care einsetzen.»

Nur ein paar Tage vor dem Entscheid in Wien beschäftigte sich der Grosse Rat im Kanton Wallis mit einer Frage zu Sterbehilfe und Palliative Care. Im Rahmen der ersten Lesung des Gesetzes über die «Begleitung am Lebensende» war die zentrale Frage, ob auch in subventionierten Heimen und Spitälern ein Anspruch auf Sterbehilfe bestehe. Nach eingehender Diskussion wurde das Gesetz mit 71:50 angenommen.
Bereits im Februar 2021 sprach sich eine Allianz aus SVP, CVPO, CSPO und Teile der CVP Unterwallis gegen das Gesetz aus. Ethisch umstrittene Handlungen sollten nicht via Gesetz geregelt werden, meinten die Gegner. In den heutigen Regelungen können Heime und Spitäler im Wallis selbst entscheiden, ob sie in ihrem Haus die Sterbehilfe zulassen. Die Befürworter gewichteten jedoch die Freiheit des Einzelnen höher als jene der Institutionen.
Für die Zweitlesung wurden auch die Anliegen der Akteure im Gesundheitswesen einbezogen. Dabei wurde die Förderung der Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsfachpersonen im Bereich Palliative Care im Gesetzesentwurf verankert. Und man ging sogar noch weiter: Um die Palliative Care zu stärken, möchte die Kommission ganz nach dem Vorbild des Kantons Waadt eine kantonale Delegierte für Palliative Care einsetzen.

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«Wir müssen wieder lernen zu sterben». Dies sagt Bestatterin und Trauerbegleiterin Anna Perren in einem Gespräch, welches die «Solothurner Zeitung» mit ihr und einer Hebamme geführt hat. In einem interessanten Austausch erörtern die beiden, was Geburt und Tod gemeinsam haben und wie die Pandemie und die verordneten Massnahmen unseren Umgang beeinflusst haben. «Sterben ist sehr individuell», sagt Anna Perren. «Prägend ist, wie wir im Leben mit dem Tod konfrontiert waren.» Die Voraussetzung zum Sterben sei loslassen. Und loslassen könne man nur dann, wenn man bereinigt habe, was es zu bereinigen gäbe. «Abschiednehmen, auch das gemeinsame Abschiednehmen, hat an Stellenwert verloren», meint Andrea Perren. Durch die Massnahmen, die wegen der Pandemie getroffen werden mussten, konnten viele Angehörige, etwa in Altersheimen, nicht richtig Abschied nehmen. Doch auch Trauerfeiern, die das Loslassen vielleicht erleichtert hätten, konnten nur im allerengsten Rahmen stattfinden. Haben wir wegen Corona das Trauern verlernt?

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Journalist Hans Peter Roth vom «Berner Oberländer» hat sich unter die Teilnehmer eines Kurses für «Letzte Hilfe» gemischt. Entstanden ist eine spannende und informative Reportage zur Palliative Care. Aufmerksam lauschte Roth mit zwölf weiteren Teilnehmenden den Ausführungen der Referentinnen. Gleich dreimal fand der Kurs in der Region von Zweisimmen statt. Erste Hilfe nach Unfällen zu leisten, wird in unserer Gesellschaft als eine selbstverständliche Aufgabe angesehen. Jeder, der Auto fährt, hat einen solchen Kurs irgendwann absolviert. Doch was ist mit «Letzte Hilfe»? Wie helfen wir Menschen, deren Lebensende immer näherkommt? Dort spüren wir Verunsicherung. Uraltes Wissen zu Sterbebegleitung ist verloren gegangen und muss neu erfahren und interpretiert werden. Der «Letzte Hilfe»-Kurs springt in die Lücke und zeigt auf sensible Art auf, was man für einen Mitmenschen am Ende des Lebens machen kann. Was passiert beim Sterben und wann beginnt es? Kann ich als Laie überhaupt etwas beitragen, damit sich mein Mitmensch besserfühlt? Und wo bekomme ich Unterstützung, wenn ich unsicher bin? Auf solche und weitere Fragen gaben die Referentinnen in Zweisimmen Antwort. Sie gaben einen Überblick über die Unterstützungsmöglichkeiten und berührten gleichzeitig Themen und Aspekte, denen wir oft lieber ausweichen.


palliative zh+sh, Bettina Weissenbrunner