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Neue Wege für die Finanzierung von ambulanter Palliative Care gefordert

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02. März 2016 / Medien
Im Gespräch zwischen dem Palliativmediziner Andreas Weber und Jörg Kündig, dem Präsidenten des Gemeindepräsidentenverbandes, wurde gestern Abend klar: Die Finanzierungsregelung für spezialisierte Palliative Care im Kanton Zürich hinkt der Realität gewaltig hinterher. In der Sendung «Top Talk» auf «Tele Top» diskutierten die beiden darüber, wie die Bedürfnisse der Menschen am Lebensende gedeckt werden können.


Die Versorgung von schwerkranken Menschen am Lebensende in ihrer vertrauten Umgebung zuhause ist möglich. Spezialisierte Fachkräfte sind da, der Wille von einzelnen Leistungserbringern ist gross. Und der Bedarf ist mehr als gegeben: Die meisten Menschen möchten an ihrem Lebensende zuhause bleiben – auch dann, wenn sie komplexe medizinische Behandlungen brauchen. Nur: Das Geld reicht nicht. Spezialisierte Palliative-Care-Dienstleister erhalten von den Krankenkassen denselben Tarif wie die Grundversorger der Spitex. Den Grossteil der Kosten müssen die Gemeinden übernehmen. Jörg Kündig vom Gemeindepräsidentenverband des Kantons Zürich rechnet in der Sendung «Top Talk» vom 1. März 2016 vor: Durchschnittlich kostet eine spezialisierte Behandlung in Palliative Care zuhause wohl rund 2000 Franken. Davon übernimmt die Krankenkasse knapp 65 Franken. Je nach persönlicher Situation der behandelten Patientin oder des Patienten übernimmt er oder sie noch einen gewissen Anteil. Die betreffende Gemeinde muss rund 1500 bis 2000 Franken pro Behandlung berappen. «Es gibt keine Mitfinanzierung des Kantons, wie es in anderen Bereichen der Fall ist», sagt Kündig. «Wir stehen hier alleine da.»

«Es braucht einen Schritt vorwärts»

Andreas Weber, Co-Präsident von palliative zh+sh und Palliativmediziner in Wetzikon, fordert darum einen eigenen Krankenkassen-Tarif für spezialisierte Palliative-Care-Leistungen. «Man müsste auf allen Ebenen ansetzen», sagt er im «Top Talk». Neben einem angepassten Krankenkassen-Tarif stelle sich längerfristig sehr wohl die Frage, ob es tatsächlich sinnvoll sei, dass die Gemeinden die Leistungserbringer bezahlen – insbesondere, weil die meisten ambulanten Dienste in mehreren verschiedenen Gemeinden einer Region tätig seien. «Wäre es nicht besser, der Kanton würde diesen Teil der öffentlichen Finanzierung übernehmen, wie das in sehr vielen anderen Kantonen bereits der Fall ist?»

Kündig glaubt, das Problem der spezialisierten Leistungen, die als Grundversorger kaum zu erbringen sind, sei national zwar erkannt worden. «Nur: Man ist bis jetzt noch nicht bereit, konkrete Massnahmen zu treffen. – Insbesondere im Finanzierungsbereich», sagt er. Auf die Frage von Moderator Stefan Nägeli, woran das wohl liege, sagt Kündig: «Ich glaube, man hinkt einfach noch ein wenig hinten nach. Man hat noch nicht festgestellt, dass die Realität sich nicht mehr mit dem deckt, was man regulativ festgeschrieben hat.» Ausserdem sei das kantonale Konzept der palliativen Versorgung sehr stark auf stationäre Leistungen ausgerichtet. Hier liege wohl der grosse Handlungsbedarf. «Es braucht einen Schritt vorwärts, man muss diese Entwicklungen jetzt nachvollziehen.»

Der Kanton könnte profitieren

Aus finanzieller Sicht wäre es auch für den Kanton Zürich interessant, hier Hand zu bieten, ist Weber überzeugt. Denn an jedem Tag, an dem er und sein mobiles Palliative-Care-Team im Zürcher Oberland im Einsatz seien, könne ein Spitaleintritt verhindert werden, der sehr teuer zu stehen käme. Bei jeder Hospitalisierung müsste der Kanton die Hälfte der Kosten übernehmen. «Der Kanton könnte unter dem Strich enorm viel Geld sparen», sagt Weber.
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