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«Palliativ- und Hospizversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund»

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Palliativ- und Hospizversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund. Aktueller Stand und Handlungsempfehlungen für Hospiz- und Palliativversorger
Maximiliane Jansky & Friedemann Nauck
Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen / Niedersächsisches Landesamt für Soziales, Jugend und Familie

Dipl.-Psych. Maximiliane Jansky ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Palliativmedizin der Universität Göttingen.
Prof. Dr. Friedemann Nauck ist Direktor der Klinik für Palliativmedizin der Universität Göttingen.

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16. April 2015 / Medien

Broschüre mit Handlungsempfehlungen für Leistungserbringer_innen


Die Versorgung von Palliativpatienten und -patientinnen mit Migrationshintergrund stellt für viele Behandler_innen eine grosse Herausforderung dar. Aber auch für die Betroffenen ist der Zugang zur palliativen Versorgung beonders schwierig. Eine neue Broschüre der Klinik für Palliativmedizin der Universitätsmedizin Göttingen möchte Ärzten und Ärztinnen, Therapeuten und Therapeutinnen sowie Pflegenden eine Hilfestellung bieten. Die Informationen und Empfehlungen der Broschüre können auch für hiesige Leistungserbringer_innen hilfreich sein, Probleme und Lösungsvorschläge lassen sich auf schweizerische Verhältnisse adaptieren.

Sensibilisierung statt «Rezeptbuch»

Maximiliane Jansky und Friedemann Nauck, die die Broschüre gemeinsam herausgegeben haben, stellen in ihrer Einleitung fest, dass bei vielen Fachpersonen in der Palliative Care einerseits die häufig auftretenden Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ihnen und Betroffenen Versunsicherung auslösen. Andererseits «lösen für sie unerklärbare Verhaltensweisen und wahrgenommene kulturelle Tabus Befremdung aus». Jansky und Nauck möchten mit ihrer Broschüre auf solche Verunsicherung mögliche Antworten geben. Jedoch nicht mit "Rezeptbüchern", «die Verhaltensweisen und Rituale möglichst detailliert nach verschiedenen „Kulturen“ auflisten» würden. Denn solche Hilfsmittel wirkten oft eher kontraproduktiv, «weil sie stereotypes Denken fördern und den Blick auf die Individualität des Patienten verstellen», schreiben die beiden Fachleute. «Wir möchten stattdessen sensibilisieren für Schwierigkeiten, die viele Menschen mit Migrationshintergrund betreffen, wenn sie das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen und Wege aufzeigen, die Versorgung dieser bisher vernachlässigten Patientengruppe zu verbessern.»

Forschungsprojekt als Grundlage

Die Schilderungen und Empfehlungen in der gut verständlichen und angenehm gestalteten Broschüre basieren grösstenteils auf einer Untersuchung, die Jansky und Nauck zusammen durchgeführt haben. In diesem Projekt wurden erste Daten zur Versorgung der Patient_innengruppe mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund in Niedersachsen erhoben und in Gesprächen mit Experten und Expertinnen Erfahrungen mit der Versorgung dieser Patient_innengruppe erfasst. Die Befragung von Palliativversorger_innen legt laut der Broschüre nahe, dass spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund unterdurchschnittlich häufig in Anspruch genommen wird.

Zugangsbarrieren Abbauch und transkulturelle Kompetenz stärken

Dargelegt wird in der Broschüre, was mögliche Zugangsbarrieren zur Palliativversorgung für Menschen mit Migrationshintergrund sind und wie diese abgebaut werden könnten. Jansky und Nauck geben Emfpehlungen, wie die transkulutrelle Kompetenz von Versorgenden gestärkt und damit Schwierigkeiten in der Versorgung vermindert werden können. Als wichtigste drei Pfeiler transkultureller Kompetenz definieren sie Selbstreflexion, Hintergrundwissen und Erfahrung sowie Narrative Empathie. Auch wie Versorgende konkret mit Sprachschwierigkeiten umgehen könnten und wie wichtig es ist, die Kommunikation mit Menschen, die allenfalls nicht gut Deutsch sprechen, nicht zu vernachlässigen, legen die Autorin und der Autor dar.

Die Handlungsempfehlungen von Jansky und Jauck vernachlässigen auch nicht das Thema Diversität im übergeordneten Sinn. «Was bedeutet Vielfalt im Team?», fragen sie. Deutlich wird damit, dass sich Diversität auch in den behandelnden Teams - und nicht nur in der Klientel - abbilden sollte. «Menschen mit Migrationshintergrund sollten in der Hospiz- und Palliativversorgung sichtbar sein – dazu gehört, dass sie auch als Teammitglieder präsent sind.»
Universitätsmedizin Göttingen