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Die Angst vor dem eigenen Sterben

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15. September 2022
Es ist eine Sammlung von Gedanken zum Thema Sterben und Tod, enthält Fakten, Geschichten und Hinweise auf Filme und Bücher: Das Buch «Das Lebensende und ich» gibt Anregungen für einen leichteren Umgang mit der Endlichkeit.
Das Lebensende bleibt ein Mysterium. Wahrscheinlich fürchten wir das Sterben und den Tod gerade deshalb. Vielleicht wird diese Angst aber kleiner, wenn wir uns intensiver mit dem Thema beschäftigen. Was kann man der Angst vor dem Sterben und vor allem vor dem Leiden entgegensetzen? Lässt sich das Lebensende, der Moment des Todes, vorhersagen? Und welche Energiequellen stehen uns für die vielen Herausforderungen zur Verfügung? Die Autoren Steffen Eychmüller und Sibylle Felber möchten mit ihrem Buch «Das Lebensende und ich» einen Zugang zu diesem schweren Thema aufzeigen. Sie lassen Raum für eigene Gedanken und geben Hinweise auf Bücher, Filme, Websites, welche helfen, einen konstruktiven Umgang mit Gedanken und Befürchtungen zum Lebensende zu finden.
«Warum macht das Sterben uns bloss solche Angst? Wo das doch alle getan haben! Milliarden und Abermilliarden von Menschen, Babylonier, Hottentotten, alle. Aber wenn wir selber dran sind – Ah! Dann sind wir verloren.»
Klar ist: der Lebensanfang ist meist ein freudiges Ereignis, das Lebensende überwiegend nicht. Doch das war nicht immer so klar. Früher gehörte zur Geburt eine grosse Angst vor der Kindersterblichkeit und um die Gesundheit der Mutter. Dann wurde viel in Bildung und Medizin investiert. Heute wissen alle werdenden Eltern Bescheid: über die Vorsorgemassnahmen, über den Ablauf einer «normalen» Geburt, über Geburtshäuser und Mutterschaftsurlaub.

Leben und Tod gehören zusammen. Warum investieren wir so viel ins werdende und so wenig ins endende Leben? Warum scheuen wir uns, uns ins Thema Sterben zu vertiefen? Denn man kann sich sehr wohl auf das Ende vorbereiten. Genau dies möchten die Autoren aufzeigen: es gibt Möglichkeiten, wie man sich auf die eigene Endlichkeit und die von anderen vorbereiten kann. Wichtige Weichen können frühzeitig gestellt werden. Konkreten Aufgaben können wir uns heute schon stellen und damit vielleicht dem Thema Lebensende ein wenig von seinem Schrecken nehmen. Und Wissen hilft. Bei einer Krankheit, die langsam voranschreitet, kann man sich informieren, was die nächsten Phasen sein könnten. Wir können uns überlegen, welche Schritte in der Therapie wir gehen wollen und welche nicht. Vielleicht sieht unser Entscheid später anders aus, als wir ihn uns gegenwärtig vorstellen. Aber wir haben uns mit ihm bewusst befasst.
Die meisten Menschen haben in erster Linie nicht Angst vor dem Lebensende, sondern vor dem Leiden im Sterbeprozess. Doch Schmerzen als Hauptsymptom sind eher selten, wie Studien zeigen. Das Hauptleiden besteht aus Müdigkeit und Motivationsverlust, am Desinteresse an Nahrung und Flüssigkeit. Schwer wiegt auch das Gefühl, anderen zur Last zu fallen oder die Einsamkeit. Hier kann Palliative Care helfen, aus einer schwierigen Lebenssituation gemeinsam mit anderen das Beste zu machen.
«Die Kunst ist, trotz dieser Dauerbedrohung das eigene Leben zu gestalten.»
Stell dir vor, heute ist dein letzter Tag. Mit wem würdest du ihn verbringen wollen? Wo würdest du sein wollen? Das Buch lässt Raum für solche konkreten Überlegungen. Und es lädt die Leserin ein, ihre Gedanken festzuhalten. Es sind Seiten leergelassen, damit aus der informativen Lektüre auch ein eigenes, ganz persönliches Buch entstehen kann. Etliche Fragen bleiben offen, denn vieles am Lebensende ist dennoch nicht planbar. «Doch das Hinsehen und Sich-Auseinandersetzen birgt viele Schätze und macht das Leben reicher», schreiben die Autoren in ihrem Nachwort. Das Buch «Das Lebensende und ich», Anregungen für einen leichteren Umgang mit der Endlichkeit, ermutigt zum Hinschauen und Hineindenken.


Das Lebensende und ich
Steffen Eychmüller / Sibylle Felber
Stämpfli Verlag, Bern
2022, 128 Seiten
ISBN: 9783727260964

palliative zh+sh / Bettina Weissenbrunner